Montag, 21. März 2011

Auburn

Nach einer halben Ewigkeit an unserem letzten Wwoofingplatz, an dem wir auch vieles gemacht haben wie zum Beispiel Unkraut entfernt, eine Badewanne gebaut, Bäume gefällt, eine Wandverkleidung gemacht, einen Teich angelegt und einen Zaun gebaut, sind wir endlich zu einem neuen Ziel aufgebrochen. Wir mussten uns zwar noch ein wenig rumärgern, weil wir beim Pflanzen setzen ein Telefonkabel durchgeschnitten haben und unsere Batterie vom Auto dann doch den Geist aufgegeben hat, aber unser guter Hardo hat ja seine Kontakte. Das Kabel ist „aus natürlichen Gründen“ kaputt gegangen und hat uns dann doch nichts gekostet. Nico meinte, ich sollte den Leuten von Telstra sagen, dass mein Stick auch aus „natürlichen Gründen“ leer ist und ob sie denn was dagegen machen können. Auch eine neue Batterie haben wir billig bekommen, weil Lord Sunflowerclinic jeden aus der Stadt kennt und seine Lieblinge natürlich eine besonders gute Behandlung bekommen. Wir wären seine besten Wwoofer gewesen hat er gesagt, wir haben auch wirklich viel für ihn gemacht. Schweren Herzens musste er uns dann doch weiter ziehenn lassen und nachdem wir den zweistündigen Weg zu unserem neuenZuhaue, einem Campervanpark in Auburn, diesen Tag dann schon zum dritten Mal gefahren sind konnte es mit dem Geld verdienen endlich los gehen. Zu unserer bitteren Enttäuschung sind wir zwar eine riesengroße Gruppe, die aber zu 90% nur aus deutschen besteht. Die Hoffnung auf ein bisschen mehr Englisch war also schon fast dahin. Erst waren wir nur Deutsche, dann stieß aber noch ein letzter Van mit einer uns bis dahin unbekannten Aufschrift auf. „Platibus“ lasen wir und dachten erst, man hätte versucht Partybus zu schreiben und hätte dann im besoffenen Kopf ein paar Buchstaben verwechsbuchselt. Nach einer Erklärung von unserem Franzosen Nils wussten wir dann jedoch, dass es sich um das Schnabeltier handelt, weil der Bus diesem ähnelt... ok. Schon gerade über den ersten nicht deutschen gefreut stolpert ein großer und schlaksiger Junge aus dem Van. Ziemlich verpeilt guckt er drein und spricht ein wenig langsam. Tom, ein Holländer von der allerfeinsten Sorte. Superlieb, mehr als sozial und einfach nur herrlich verpeilt den ganzen Tag über. Als ich ihn kennen lernte dachte ich, er spricht so gequält, weil er betrunken ist, als es dann aber am nächsten Tag immer noch genauso war wusste ich... Mensch, der ist so!

Am Sonntag Nacht angekommen und durch einen Schneesturm von Käfern gefahren, der unsere Windschutzscheibe größtenteils undurchsichtig gemacht hatte, ging es Montag gleich los mit der Arbeit. Um sieben Uhr war Treffen am örtlichen Supermarkt und nach einer 30 Kilometer langen Fahrt zur Arbeit konnte es dann auch motiviert ans Werk gehen. Erstmal wurde klargestellt, dass jeder auch die richtige Schere hat. Unsere waren leider zu gefährlich und wir mussten uns noch eine kaufen. Die strenge Frau Supervisor stellte erstmal klar, dass wir ohne Hut, Brille und richtige Snip nicht arbeiten dürfen und am nächsten Tag mussten wir alle in richtiger Kleidung erscheinen. Auch darf die Warnweste nicht als Muskelshirt getragen werden, wirklich eine fiese Frau. Nach der Einführung war klar, schwer wird die Arbeit nicht. Besonders ausführlich ist diese nämlich nicht ausgefallen. Bündel nehmen, mit der Schere abschneiden und in der Eimer werfen. Naja, aufregend ist das nicht, aber wenigstens ist die Bezahlung nicht schlecht. 14 Dollar pro Stunde und das bei 8 Stunden am Tag, da kommt am Wochenende schon ein wenig zusammen.

So einfach schien das aber doch nicht zu sein, wurden wir doch schon nach einem halben Tag angeschissen, wir wären zu langsam. Naja, das wir erstmal ein wenig reinkommen müssen wurde wohl nicht eingerechnet. Einstellen und sofort volle Leistung bringen, das war wohl das Soll was wir leider nicht erfüllen konnten. Nach ein paar Tagen und mehreren Hilfestellungen von den Chinesen die bei uns arbeiten waren wir auch schon um einiges schneller, wenn es das Feld nicht zulässt kann man auch nicht volle Geschwindigkeit arbeiten. Alles zugewachsen, auf schlechter Höhe und viel verrottet, was soll man da machen. Aber die Leute haben das anscheinend nicht verstanden und haben sich über Adam, unseren Freund und Helfer, der uns sagt wann wir arbeiten müssen immer wieder beschwert. Nach einigen Tagen der Ruhe haben wir dann bei einem anderen Wineyard angefangen und schon ging die Arbeit viel leichter und schneller, die Leute waren zufrieden und wir konnten völlig geschafft nach 8 Arbeitsstunden nach Hause fahren.

An unserem ersten Wochenende haben wir mit unseren liebgewonnen Leuten auf dem naheliegenden Feld Flunkyball gespielt. Da die Stadt zuvor ein Cricketspiel hatte, das sich wie bei jedem Spiel dieser Art in die Ewigkeit gezogen hat, waren auch noch viele Fans vor Ort und feierten lautstark auf der Tribüne. Als sie uns spielen sahen liefen sie auf einmal in Scharen auf uns zu und aus einer kleinen Runde Flunkyball wurde plötzlich ein Massenspektakel, an dem mindestens 40 Leute teilgenommen haben. Immer wieder lief einer über das Spielfeld und wurde mit Lachen und jolen begleitet, während wir uns immer wieder sagten, dass so etwas in Deutschland überhaupt nicht möglich sei. Dort wird man eher mit schiefen Blicken beobachtet, man soll auch ja nichts kaputt machen. Auch ein gutes Beispiel dafür ist das, was uns neulich passiert ist. Wir wollten Abends noch zur Tanke um uns etwas zu Trinken zu kaufen. Als wir mit dem Auto davor standen wurde uns von zwei jugendlichen zugerufen, dass die Tankstelle geschlossen sei, wir parkten kurz darauf vor der Tankstelle und bemerkten, dass der Supermarkt noch offen hat. Als wir gerade über die Straße gehen wollten hält ein Auto an, das Fenster geht runter und eine nette Stimme fragt uns, ob wir wohl kein Benzin mehr haben. Ohne eine Antwort zu geben bekommen wir gleich die Wegbeschreibung. Als wir ihnen dann aber klar gemacht haben, dass wir keinen Sprit brauchen fuhren sie mit einem Lachen wieder in die Dunkelheit.

Unsere McDoublewetten setzen sich hier noch weiter fort und werden auch bei den anderen echt beliebt. Nils ist jetzt auch mein bester Freund, nachdem ich ihm gesagt habe, dass die von mit einem McDouble bekommen. Nico hat schon fast einen gewonnen, die Wette war 5 Minuten unter einer Lampe zu stehen, bei der es von Viechern nur so gewimmelt hat. Nach einer Minuten musste er allerdings aufgeben, er hat sich dann doch ins Gesicht gefasst, was er nicht durfte. Seine Ehre hat er sich dann in unserem Auto wieder geholt, indem er eine ganzen Nacht angeschnallt verbracht hat. Ich habe auch schon zwei gewonnen, nachdem ich ein wenig betrunken und schon eingeschlafen die Schale vom Königsaufen geleert habe, danach hab ich wieder seelenruhig weitergepennt. Auch bei der Arbeit kann man wetten, so habe ich meinen Eimer 10 mal mit einer Drehung hoch geworfenn und wieder am Henkel gefangen, momentan sind Nico und ich alsogleich auf.. Mal sehen was die nächsten Tage so bringen.

Nico und ich haben uns gleichermaßen ein wenig selbst befördert, wir sind vom einfach Pflücker zum Buckeln aufgestiegen und machen diesen etwas härteren Job jetzt schon 3 Tage am Stück. Es geht darum die Pflücker mit immer neuen Eimern zu bestücken und die vollen wenn man in der äußeren Line arbeitet in die Mitte zu befördern und wenn man in der Traktorline arbeitet sie in den großen Bin zu füllen. Hört sich leicht an, aber nach 8 Stunden und 30 Bins, die jeweils 350 bis 400 Kilo fassen und man jeden Eimer einzeln rein gekippt hat fühlen sich Abends die Arme schon an wie Blei und man weiß wirklich, dass man gearbeitet hat. Dafür bekommen wir aber auch einen Dollar mehr pro Stunde, das Maximum, was man ohne Steuerabgabe bekommen kann.

Wenn wir gerade mal nicht arbeiten, so wie gerade jetzt, sitzen oder besser gesagt liegen wir eigentlich in unserem Auto und gucken Filme, wir haben auch schon die perfekte Position gefunden wie mein Laptop steht und wir fühlen uns wie kleine Könige wenn wir in unserem kleinen Kino sitzen.

Heute haben wir aber auch einige andere Sachen geregelt, Nico hat es endlich geschafft sein Paket hier her schicken zu lassen, ich habe mein Internet gefixt, wir sind zum Mechaniker gefahren und haben die Reparatur am Auspuff schätzen lassen und endlich mal unser Auto aufgeräumt und endmüllt!

Auch unsere beiden Hintersitze konnten wir für unsere Fahrt nach Perth schon besetzen und Interessenten für unsere gute Adelheid haben ich nach einem ausführlichen Gespräch mit unseren Franzosen, die nachdem sie in der Küche gekifft haben vom Platz geflogen sind, auch schon gefunden. Es läuft fast alles gut, so habe ich leider meine Waschtasche verloren, weil ich sie an den Spiegel gehangen hab und vergessen habe wieder abzuhängen und so ist sie leider auf der Fahrt zur Arbeit abhanden gekommen und meinen Hut hätte ich auch beinahe verloren. Ich habe ihn aufs Dach gelegt und auch verloren, wären da nicht die lieben Franzosen gewesen, die ihn gesehen und wieder aufgesammelt haben.

Hoffentlich klappt alles weitere auch so gut, klar ist schon mal, dass ich Leute, die wir hier hinter uns lassen sicherlich vermissen werde, so habe ich ein paar von ihnen doch schon nach so kurzer Zeit echt lieb gewonnen.

Naja, das wars für erste... bis bald!

5 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Schönes Ding is dat :) Ich wünsche dir weiterhin viel Spaß!

Grüße,

Maurice

Anonym hat gesagt…

das hört sich immer so wie in meinen künsten träumen an. freu mich, dass ihr so viel erlebt und so viel spass habt! LG Ösen

Niklas Kullik hat gesagt…

Ich freue mich echt für dich, dass du so glücklich bist mit dem was du tust. Morgen haben wir endlich unsere letzte schriftliche Prüfung, dann ist der Stress endlich vorbei und die Feierei kann losgehen! Wuuuuhuuu! Vorgestern habe ich erstmal wieder 2 Stunden mein Auto gewaschen, ausgesaugt und poliert. Der glänzt jetzt wieder wie neu, das müsstest du mal sehen ;-). Wird Zeit,dass du zurück kommst, wir bekommen es einfach nicht hin genügend Leute für eine Runde Fußball an der Schule zusammen zu bekommen - ätzend! Meld dich bald mal wieder bei mir, hoffe ich hör bald mal wieder dein "zartes" Stimmchen!

Paul hat gesagt…

Mensch Kai,
endlich mal was neues :P
freut mich das ihr immernoch Spaß habt! Und das mit dem Flunkyball find ich super! wenn du dann mit uns zu rocken am brocken fährst, kannst du mit deiner erfahrung da mit sicherheit auftrumpfen, ich müsste eigentlich auch bald mal wieder ins training einsteigen, aber da muss ich mich wohl gedulden bis ich wieder zuhause bin ;)
Soweit erstmal,
viele Grüße aus dem leider immernoch kalten Norwegen :)

Anonym hat gesagt…

ich hoffe die gute adelheid machts noch bis perth. 2600km (wenn ich nicht was dummes eingegeben hab..)
nicht, dass ihr mitten im outback stecken bleibt :S
gruselig, passt auf euch auf! :)
grüße, maren