Mittwoch, 20. April 2011

Finally found what i was looking for!

Meinen letzten richtigen Eintrag habe ich aus dem Flugzeug gepostet. Wir standen schon auf der Startbahn und die Stewardessen haben fröhlich ihre eingeübte Choreographie abgespielt, während ich schweißgebadet vor meinem kleinen Rechner saß und mich durch Anmeldungen und und Worddokumente geklickt habe. Nachdem ich es endlich geschafft hatte und wirklich mein Leben riskiert, denn die Funkwellen hätten ja auch die Geräte stören können, fiel mir ein Stein vom Herzen und ich legte alles wieder zurück an seinen Platz, bis auf meinen Internetstick, den ich leider irgendwie im Flugzeug vergessen habe... naja, war sicherlich das schlechte Karma, das mir damit sagen wollte, so einen Scheiß nicht nochmal zu machen.

Das Flugzeug war ziemlich leer, komisch, dafür das es so wenig gekostet hat müsste es eigentlich rammelvoll sein, aber im Gegenteil. Wir hatten sogar so viel Platz, dass wir uns nach dem Essen jeweils auf zwei Reihen ausbreiten konnten. Eigenlich hatten wir vor unser Essen noch zu erweitern. Es war so gut, dass wir uns gleich noch zwei bestellen wollten. Zu unserer Entäuschung waren die Wagen als sie bei uns ankamen bereits völlig leer. Ich wollte nicht schlafen, war auch doch nicht sooo gemütlich, aber als ich so an die Decke starrte fiel mir eins auf.

Fliegen ist für mich nichts besonderes mehr, man steigt ein wie in einen Bus, kommt dann nur ziemlich weit weg und meist in einem anderen Land an. Was das Ankommen in einem anderen Land betrifft, ohh man, ich glaube wenn ich Nico nicht gehabt hätte wär ich nicht so richtig klar gekommen. Erstmal diese neue Luft, ein Schwall feuchter Tropenluft weht einem um die Nase wenn man den Fuß aus dem Flugzeug setzt. Im Flughafen ist das nicht ganz so schlimm, aber vor der Tür war es so unglaublich drückend heiß.

Hunderte Menschen starrten uns an und hielten Schilder mit Hotelnamen in der Hand. Ich rang nach Luft, aber es fühlte sich an, als würde ich immer wieder Wasser einatmen. Von den Leuten mit den Schildern ein wenig entfernt kamen die ersten Taxifahrer auf uns zu, redeten auf uns ein und machten immer wieder Preisvorschläge um uns in die nächste Stadt zu bringen. Ich überlies Nico das reden, keine Ahnung warum er gerade diesen Fahrer genommen hatte, aber er fuhr uns dann zu einem viel zu hohen Preis nach Kuta.

Der Flughafen liegt nach Angaben der Karte in Denpasar, aber das tut er garnicht. Kuta ist viel näher dran und eigentlich ist das ganze wirklich ziemlich verwirrend. Auf dem Weg in die Stadt sah ich mit weit geöffnetem Mund aus dem Fenster. Überall Menschen, Stände und vor allem eins:

Roller!

Ich habe in meinem Leben noch nie so viele Roller gesehen, jeder hat einen. Wie mir heute nach knapp einer Woche klar ist, kommen auf ein Auto sicherlich 4 Roller. Endlich in der Stadt stiegen wir aus, immernoch gebadet in Schweiß. Wir gingen ein Stück, doch unser zweisamkeit dauerte nicht lange an. Als Weißer wird man von allen und jedem angesprochen. Ob Taxi, Motorroller, Kleidung, aber auch Mariuhana, Magic Mushrooms oder andere Drogen, alles mögliche. Jeder fasst einen an, versucht ihn irgendwie zum kaufen zu bewegen. Ich konnte nicht fassen was hier eigentlich vor sich geht. Hin und her gerissen lief ich einfach Nico hinterher, der schon bemerkt hatte wie still ich geworden bin. Hin und wieder mal ein Kopfschütteln, aber die Worte fehlten mir gänzlich. Als wir dann irgendwie ins Hotel gekommen waren, in das uns auch ein Dealer geführt hat, konnten wir den Kerl nicht loswerden. Super Drogen, kaufen kaufen, alles ganz super. Als er endlich gegangen war saß ich auf meinem Bett und war von den ganzen Sachen so verwirrt worden, dass ich mich fühlte, als hätte ich eine Flasche Schnaps getrunken.

Nach einer Dusche und einer kleinen Verschnaufpause gings mir besser, aber so richtig auf der Höhe war ich noch nicht. Mit einem kleinen Spaziergang am Strand wollte ich wieder runterkommen. Es war mehr ein waten durch Müll als durch den Sand. Schwarzer Sand, auch etwas ziemlich neues, doch dieser war bereits so und hat nicht aufgrund des Mülls die Farbe gewechselt, glaube ich jedenfalls.

Wir gingen nach einer Weile wieder auf die Straße und konnten unseren Augen nicht trauen wer da auf der anderen Straßenseite langlief. Ein Deutscher, den wir schon am Flughafen gesehen haben. Beim ausfüllen unserer Karte, die man zum Abreisen braucht, stand er neben uns und Nico hat ihn auf eine sehr nette Weise begrüßt.

„Ich weiß auch nicht was man in das Feld schreiben soll, frag doch mal die Gestalt da!“

Hat er aber nicht mitbekommen, da er selbst ins Ausfüllen vertieft war.

Er lief auf jeden Fall an uns vorbei und nach einem kurzen Gespräch war klar, dass er mindestens genauso drauf war wie ich. Er wollte das so nicht ertragen und sich ein wenig mit Alkohol betäuben, dazu sagten wir natürlich nicht nein und zogen mit ihm und noch einem Kameraden los. Quer durch die Stadt waren wir endlich in dem Partyviertel angekommen, was mal wieder, ohh Wunder, mit Menschen voll war. Wir sind ja erst relativ spät angekommen und die ersten Clubs machten schon die Schotten dicht. Hatten wohl nicht mehr mit ausdauernden Deutschen gerechnet. Wenigstens nicht wie in Australien, wo die Kneipen schon um 12 zu machen, die verstehen einfach nichts vom Feiern! Wie auch, wenn ein Bier 7 Dollar kostet, da muss man Millionär sein um in Stimmung zu kommen. Ich habe von einem australischen Millionär gehört, der sein ganzes Geld an einem Abend in Bars ausgegeben hat und nicht mal betrunken war, armes Land. Passender ist reiches Land, das meiste sind ja Steuern.

In Bali ganz anders, das sind Spottpreise. Wir haben dann auch ein schönes Lokal gefunden, dass nach einem Bier dann aber auch zu machte. Weil uns das Geld langsam ausging musste Nico noch Geld wechseln, aber alle seriösen Geldtauscher hatten zu, gegenüber war aber ein kleiner Laden, der noch offen hatte. Nico ging also rüber und kam nach 10 Minuten wieder, ich dachte schon, es wär irgendwas passiert, aber er meinte nur, er hätte sich mit den Leuten davor unterhalten. Er fragte mich wie der Wechselkurs sei und meinte, er habe ein Riesengeschäft gemacht und zu viel bekommen. Als wir dann aber in der nächsten Disco das Bier bezahlen wollten, bekam er einen 50.000 Schein wieder zurück. Er wolle sie wohl verarschen... bei genauerem Hinsehen und fühlen war klar: Das ist eine Blüte!

Ich wollte erst wieder hingehen und das klarstellen, aber es waren dann doch zu viele Leute da und irgendwie fiel auch das Wort Mafia in diesem Gespräch. Nico war das alles nicht so geheuer, er schenkte mir die Blüte und meinte:

„Wenn du damit schaffst irgendwas zu kaufen, darfst du es behalten!“ Meine Taktik von da an, Schein zerknüllen und in der Hosentasche immer wieder auf und zu falten. Aber auch nachdem ich das eine halbe Stunde lang gemacht hatte ließ sich immernoch leicht erkennen, dass das kein echtes Geld war. Ich hatte es leider nicht probiert, beim nächsten Bier drückte mir Nico einfach das Geld dafür in die Hand, also hatte ich keine Chance dazu. Erst wollte ich den Schein behalten, als Erinnerung für diese wahnsinnige Nacht, aber er ist mir leider abhanden gekommen. Beim Einlass in unsere letzte Disco pöbelte mich eine Frau davor an, sie meinte ich soll ein Bier bestellen, das auf der Theke stehen lassen oder für sie herunterbringen, weil sie nicht mehr rein darf. Sie hatte sich schon mit den Türstehern abgelegt und wollte mir gerade das Geld in die Hand drücken, aber mir war die Situation nicht so geheuer, auch weil sie sich an meinen Oberarm klammerte. Ich wollte einfach nur rein, der Abend war sowieso schon zu viel für mich. In der letzten Disco war immernoch viel los und wir drückten uns zur Tanzfläche. Irgendwie war ich aber nicht in Stimmung dazu, also ließ ich es bleiben.

Immer wieder lächelten mich indonesische Frauen an, wobei ich aber nicht sicher war, ob sie mir jetzt gleich das Geld aus der Tasche ziehen oder wirklich nur Spaß haben wollen. Ich beließ es dabei nett und vielleicht ein bisschen blöd zurückzugrinsen. Vor uns stand ein etwas ungleiches Pärchen, sie tanzten sich in den Wahn und fraßen sich dabei quasi auf.

„Wenn du das haben willst, dann fang jetzt an zu tanzen...“, sagte Nico dazu. Vor meinem geistigen Auge sah ich mich auf der Tanzfläche, während die Frauen um mich heruntanzten. So schön ein solcher Gedanke sein kann, aber er war mehr abschreckend als anregend. Ich fühlte mich ekelig, einer dieser weißen Touristen, die nur darauf aus sind hier ihren Spaß zu haben. Ich konnte richtig fühlen wie der Ekel in mir aufstieg, auf die darauffolgenden Blicke reagierte ich mit wegsehen, studierte mit ausgestrecktem Zeigefinger die Decke, wobei manche Frauen völlig verwirrt waren. Gut so, das wäre dann wirklich noch zu viel gewesen. Aus der Disco wieder raus setzen wir uns auf eine Treppe und nach nicht einmal 5 Minuten fanden sich bestimmt 15 Leute um uns. Die einen wollten ein Taxi anbieten, wieder ein paar Magic Mushrooms und eins verwunderte mich völlig. Wer den Film Crank kennt, weiß was Epinephrin ist, künstliches Adrenalin. Einmal eingeworfen sollte man die ganze Nacht tanzen. Ja, und danach tod auf der Straße liegen.

Wir blieben dort relativ lange, ich unterhielt mich dabei mit ein paar lokalen Leuten. Sie nickten immer freundlich wenn ich was fragte, konnten mir aber nie wirklich die Antwort geben. Max hatte seinen Spaß damit die Leute zu verarschen, sie immer wieder anzustarren bis sie gingen. Unheimlich viele Kinder waren da, verkauften Armbänder. Ich unterhielt ich mich mit einer Frau, die mir ihre ganzen Armbänder für 10.000 geben wollte, zeigte ihr meine Blüte, die sie aber nicht wollte. Sie zeigte sie noch anderen Leuten, ein Kind nam sie, rannte damit weg und zeigte es Stolz ihren Freunden, da hin ging mein Erinnerungsstück. Der Mann neben mir tastete mit seinem Bein meine Taschen ab, versuchte bestimmt ein Portmonee zu suchen. Nico hatten schon einen Freund gefunden, der ihn die ganze Zeit umarmte.

Es war schon 5 Uhr morgens und irgendwie bekam das Gespräch eine ungewollte Wendung, plötzlich ging es um Nutten. Das war sicherlich das letzte woran ich jetzt dachte, in Gedanken war ich schon wieder im Hotel. Wieso Nutten, ich hab doch den hier und den find ich auch schon ganz schuckelig sagte Nico, irgendwie bin ich hier im falschen Film?!

„Healthy bitches, healthy!“ wers glaubt?! Max war drauf und dran da hin zu fahren, verhandelte schon um Preise. Nur mal rumgucken, genau, und dann nur mal reingucken, nur mal reinstecken und dann nur mal mit Blumkohl am Pillermann wieder aufwachen, nein danke.

Ich stand auf, was die Leute wohl als Aufforderung deuteten, dass es jetzt los ging. Die Tür eines Taxis ging auf und ich befand mich in einer Menschentraube, die mich in das Taxi drängte. Mir wurde alles zu viel, weg hier, nur noch weg. Wir gingen ein Stück, wobei uns die Leute immernoch folgten, ein paar auf ihren Rollern. Ich war ganz klar der Meinung das nicht zu tun, Nico war sich nicht sicher und Max wollte unbedingt hin. Ich ging einfach weiter, die Leute immernoch im Nacken. Erst als wir in eine Kneipe gingen wurden wir sie los. Ich setze mich, betäubt wie ich war, auf einen Stuhl, Nico und Max an die Theke. Was ist hier nur los, was zur Hölle mache ich hier und verdammt, ich will hier weg.

Wir schlugen den Weg nach Hause ein, das erste mal seit langen wieder im Morgengrauen den Heimweg antreten. Nico beobachtete mich während in stillschweigend immer wieder den Kopf schüttelte, erst im Hotel kam ich wieder einigermaßen zu mir. Was war da gerade passiert und wo bin ich hier, in meinen Gedanken schlief ich irgendwann ein.

Die Stadt war am Tag nicht ganz so schlimm, hier und da mal ein paar Leute die was von einem wollten, aber nichts dramatisches. Ich lernte das lokale Essen schätzen und mir für wenig Geld den Bauch vollzuschlagen.

Nico gefiel es sogar so gut, dass er seinen eigenen Laden auf machte!



Die nächsten Tage waren sehr ruhig und mit der Eingewöhnung fand ich auch langsam Spaß daran. Wir kauften uns jeder einen Lonely Planet und waren in einer Mall um uns eine Fischmassage geben zu lassen. Man steckt die Füße und Hände in ein Becken mit kleinen Fischen, die dann die alte Haut abfressen. Alles ist danach unheimlich weich und fühlt sich neu an, das war wirklich schön.

Am nächsten Tag ging es los und wir setzten uns in einen billigen Bus um nach Denpasar zu kommen. Von dort ging unsere Reise dann los und wir starteten erst in die selbe Richtung. Am Anfang war ich froh Nico dabei zu haben, der mich immer wieder auffing, aber so langsam ging der alte Trott wieder los und wir beide merkten, dass es jetzt das beste ist unterschiedliche Wege einzuschlagen. Wir saßen in dem Bus, es fing an fürchterlich zu regnen und das Wasser kam an einigen Stellen schon herein. Ich war noch ein wenig aufgewühlt durch die letzten Tage, wir haben zwar bis auf Essen und surfen nicht viel gemacht, aber dieses neue Leben hier war mir alles andere als geheuer.

Nach einer flüchtigen Verabschiedung, die eigentlich dem ganzen nicht gerecht war. stieg ich aus und so stand ich da alleine in einem neuen Dorf, das ich nicht kannte: Tabanan. Ich fragte einen Polizisten nach dem Weg und wurde auch prompt weitergeleitet. Nach einer Weile fragte ich wieder, diesmal sollte ich wieder zurück gehen, auch die anderen, die ich fragte deuten in die entgegengesetze Richtung. Ein Mann der gut Englisch konnte versuchte mir zu helfen und mir ein Taxi zu beschaffen. Ein ziemlich zerknitterter Mann sollte mich zu meinem Hotel fahren. Für 30.000 Rupis, aber ich war für 7.000 hier angekommen. Ich fand das zu viel und entschied mich dazu zu laufen, diesmal aber einen anderen Weg, wo viele Hotels zu sein schienen.

Immer weiter und weiter die Straße hinauf, bis jemand anhielt und mich mitnahm, ich sagte 1000, er sagte ok. Dort angekommen wollte er dann plötzlich viel mehr haben, ich gab es ihm aber nicht und so zog er sauer ab. In meinem Zimmer musste ich mich erstmal setzen und fühlte mich das erste mal auf mich allein gestellt. Nie zuvor war ich alleine gereist, das wurde mir jetzt klar. Ein unsicheres Gefühl machte sich breit, aber ich unterdrückte es und wollte erstmal was essen. Nachdem ich ein wenig gelaufen und mir mein erstes Essen beschafft hatte ging ich wieder zurück. Keine Ahnung was das war, ich versteh ja keinen Ton. Es waren lediglich Eier mit Frühlingszwiebeln, einem Löffel von dem und noch ein wenig davon, gefaltet, gebraten und eingepackt. Ich war gespannt, und es war köstlich. Von da an nahm ich mir vor immer da zu bestellen, was ich nicht kenne. Bisher bin ich damit echt gut gefahren, das Essen ist wirklich außergewöhnlich! Immer wieder lande ich bei meinem Sate, gebratetene Spieße mit Hühnerfleich, dazu eine Erdnusssoße und Reis, the best ever!

Am Morgen checkte ich aus, ein wenig verägert darüber, dass ich 100.000 bezahlt hatte, aber was billigeres gab es nicht. Die Bedbugs waren mit inbegriffen und ich ärgerte mich die ganze Nacht.

Den Rucksack gepackt wollte ich weiter und blieb an einem Museum stecken, bei dem ich viel über die Balinesische Kultur, den Häuserbau und die Reisernte erfuhr. Die arbeiten wirklich noch wie vor 1000 Jahren, jedes Haus hat viele Häuser, sogar seinen eigenen Tempel und die Kultur ist immernoch erhalten geblieben und wird so gepflegt wie sonst fast nirgendwo. In Java, ein anderer Teil von Indonesien in dem Nico gerade ist, ist die Kultur für die Menschen nicht ansatzweise so wichtig wie auf Bali.

Ich tourte weiter in nahm wieder einen dieser kleinen Busse nach Balian Beach, das Surferparadies. Das erste Hotel war voll und ich musste ein wenig laufen um zu den nächten zu kommen. Ich hielt an einem Nobelschuppen und fragte nach dem Preis. 350.000, nee nee nee, aber die Rezeptionistig bot mir an für 100.000 bei sich zu wohnen, das schien mir schon abgebrachter. Ihr Mann wollte mich im strömenden Regen abholen, ich lief einen kleinen Weg wo ich ihn treffen sollte, jedoch war da niemand. Ich lief die Straße weiter bis zum nächsten Vorsprung und stellte mich unter. Was soll ich machen, sie hatte mir eine kleine Karte gemahlt, doch als ich darauf guckte war sie völlig vom Regen aufgeweicht und ich konnte nichts erkennen. Ich ging wieder zurück zum ersten kleinen Hotel und buchte mich ein. Was ich später merken sollte, das beste was ich machen konnte.

Auch er ließ nicht mit sich handeln und ich musste den vollen Preis bezahlen, aber es machte mir nichts aus. Ich laß mein Buch und ging spät schlafen, stand am nächsten Morgen auch spät auf. Das Frühstück war mit inbegriffen und nach einem leckeren Bananenpancake und einem unglaublich guten Kaffee kam ich mit dem Host lange ins Gespräch. Er fragte mich, ob ich ihn zum Hahnenkampf begleiten würde, ich schmiss meinen Pläne kurzerhand über Bord und sagte ja.

Ich fühlte mich wie ein Sohn, der das erste mal mitkommen darf. Er erklärte mir alles, ich unterhielt mich mit den Leuten und er gab mir alles aus. Einer musste ein wenig schmunzeln als er erfuhr, das ich aus Deutschland komme. „Hitler, Neonazi, haha!“ ich sagte ihm wenn ich ein Nazi wäre, könnte ich ja nicht reisen. Ich würde alles hassen und schön im deutschen Deutschland bleiben, aber er hat ja nur Spaß gemacht. Aber die Hakenkreuze würden mich schon daran erinnern. In der Tat sind wirklich überall Hakenkreuze, jedoch haben sie eine andere Bedeutung, sie stehen auch auf der Seite und nicht mit der Spitze nach unten. Sie sind ein Zeichen des Glaubens und der Gleichheit aller Menschen und die Kreuze der Nationalsozialisten bedeuten ja das genaue Gegenteil.

Ich verfolgte gespannt die Kämpfe, er erklärte mir wie das alles funktioniert. Man wettet mit einem umstehenden, der die selbe Summe auf den anderen setzt, dabei wird nie gelogen und danach gesagt, das meinte ich aber nicht. Es geht dabei immer ehrlich zu. Da ist wieder die Hinduglaube an das Karma, tu gutes und dir wird gutes wiederfahren und umgekehrt.

Es wird noch ein anderes Spiel gespielt, wo man auf Felder wettet, auf der ein kleiner Ball liegen bleibt. Beides musste ich natürlich mal ausprobieren, bei dem Hahnenkampf hab ich gewonnen, bei dem anderen Spiel verloren, hätte ich da gewonnen hätte ich auch das 10fache meines Einsatzes bekommen und es ist relativ unwahrscheinlich zu gewinnen.

Er zeigte mir dann noch einen der schönsten Plätze im Dorf und natürlich hatte ich meine Kamera nicht dabei, dafür habe ich aber ganz viele Bilder im Kopf.

Man fühlt sich hier überall gut aufgehoben, jeder ist freundlich und lächelt einen an. Die Einstellung, das mich jeder verarschen will rückte plötzlich in den Hintergrund.

Ich genoss noch einen Tag in dem schönen Ort, kurvte ein wenig mit dem Roller umher, den mir Made, der Besitzer, netterweise geliehen hatte und genoss die Speisen auf dem Nightmarket. Schwimmen zu gehen lies ich jedoch bleiben, es hatte eine Haiattacke gegeben, bei der ein Surfer in den Arm gebissen wurde, das schreckte mich ein wenig ab.

Es kam von dem vielen Regen kürzlich, dadurch werden viele Fische aus den Flüssen ins Meer geschwemmt und das lockt die Haie an.

Am nächsten Tag ging es weiter, ich kam aber erst spät los, weil ich noch ins Internet gehen wollte. Endlich wieder auf der Straße machte ich einen Zwischenstopp an einem Tempel. Dort musste ich einen Sarong tragen und machte schöne Fotos.

Kai in traditioneller Kleidung




Figur




Orchester, leider abgedeckt



Glockenturm mit Holzglocke




Aussicht vom Tempel



Mönche... wenn das welche sind, trinken auch gerne mal eine Cola, aber wenn dann mit dem richtigen Strohhalm!



Ich kam leider nicht bis an mein Ziel, da die Busse nicht mehr fuhren. So blieb ich in Negara stecken und musste von dort einen Roller bis in meine Zielstadt an der Westküste nehmen. Es war die Hölle. So oft wie auf diesem Roller hatte ich noch nie mit mir selbst abgeschlossen, alles ins reine gebracht und mich auf den Tod eingestellt. Als es dann ein wenig ruhiger zuging fiel mir auf, wie unbequehm ich eigentlich sitze. Halb auf dem Gepäckträger und meinen schweren Rucksack auf den Schultern. Ich versuchte alles um die Postion zu verändern, aber hatte zu viel Angst den Fahrer aus der Ruhe zu bringen und mein Hut klemmte zwischen uns, den ich auch nicht zerknittern wollte. Da wurde mir klar, dass alles was der Körper mit Blut versorgt auch einschlafen kann. Es startete in meinen Beinen und zog sich höher bis zu einem gewissen Punkt. Unter meinem Helm verzog ich das Gesicht vor Schmerz, die Leute die an uns vorbeifuhren sahen mich etwas konfus an. Bei jedem Schlagloch wollte ich schreien, biss auf die Zähne aber konnte den Schmerz nicht unterdrücken. Ich dachte... ja was dachte ich... gleich fällt er ab!

Endlich angekommen wollte fiel mir ein Hinkelstein vom Herzen, überstanden, überlebt und Glied nicht verloren. Es folgte die schlimmste Nacht, die ich bisher hatte. Das Zimmer voll mit Kackerlaken, Mücken, einer steinharten Matratze und einem 10 Kilo schweren Kissen. Mit Watte gefüllt, aber wenn es weniger wurde einfach immer wieder nachgestopft, bis es hart war wie ein Stein. Ich wälzte mich hin und her, keine Chance. Die Hauptstraße direkt vor der Tür und die Löcher in den Wänden machten es nicht besser. Ich nahm ein ganzkörper Mückenspraybad und schlief gegen 4 Uhr ein.

Mit einem dicken Kopf, schmerzendem Rücken und übersäht mir Stichen wachte ich auf, völlig apartisch packte ich zusammen, stand gerade bei der Tür als die Klinke ganz langsam und vorsichtig herunter gedrückt wurde. Wollte der Kerl mir erst ein beschissenes Zimmer anbieten und mich dann auch noch beklauen, jetzt geht’s aber los.

Ich ging raus, stellte mich an die Straße und nahm den Bus in die nächste Stadt, bloß weg aus dem Mistladen.

Jetzt wollte ich einen Tauchkurs machen um später mit Nico nochmal die Unterwasserwelt zu erkunden. Ich buchte bei einem Touristcenter. Am nächsten Morgen sollte es losgehen und es war weit und breit kein günstiges Hotel in der Nähe. Ich blieb also im Touristcenter und schlief dort. Gegen Abend las ich mein Tauchbuch, beobachtete noch ein wenig die Affen, die die Läden beklauten und versuchte mich dann notgedrungen auf den Boden zu legen. Ich dachte, ich habe schon einmal bei Lisa und Alex in Kassel auf den Fliesen geschlafen und fand es eigentlich garnicht so schlimm, dann kann das auch nicht so grausam sein. Einen bestimmten Faktor hatte ich nicht einberechnet, beim ersten mal war ich betrunken. Es noch schlimmer als vorher, selbst als ich Nachts auf die Bank wechselte bekam ich bis 4 Uhr kein Auge zu. Völlig fertig stand ich am nächsten Morgen auf, freute mich auf den Kurs, aber meine Gedanken waren eher bei einem Bett als bei einem Taucheranzug.

Der Lehrer war wie zu erwarten supernett und holte mich bei meinem „Hotel“ ab. Nach einer kleinen Einführung, die ich mir selber durch das lesen eines Buches am Vorabend gegeben hatte, ging es auch schon los. Der erste Tauchgang mit Einführung am Strand. Es war atemberaubend, wunderbar, einfach unbeschreiblich. Dieses Gefühl, diese Freiheit und diese einzigartige Unterwasserwelt war unbeschreiblich. Schon bei meinem ersten Tauchgang sah ich eine Seegurke, eine Scholle oder sowas in der Art, einen Tintenfisch und viele kleine Fische, die sich an den Korallen zu rumtrieben.

Mein Lehrer war beeindruckt wie sicher ich schon Unterwasser sei, er hätte nicht viel zu tun mir mir. Er machte ein paar Anrufe und quartierte mich bei einem netten Mann ein, wieder so einer wie Made. Diesen Namen gibt’s hier übrigens sehr oft, genau so wie Ketut und Gede. Es ist eine Vorsilbe und bedeutet Erst- und Zweitgeborener. Ich bin also Made Kai (man spricht es übrigens mit einem langen e, nicht wie die Made)

Jetzt hatte ich wieder ein supergemütliches Bett, nette Leute um mich und konnte mich völlig ausgeruht auf den Kurs freuen.

Der zweite Tag im Kurs wurde noch besser, wir fuhren mit einem Boot zu dem schönsten Tauchspot in Bali, der Insel Menjangan.


Leider nicht mein Boot



Tauchlehrer Yono




Mein Tauchspot, Temple Point




Das erste Mal runter auf 15 Meter und was seh ich da, einen Hai. Zwar nur einen kleinen Riffhai und in sicherer Entfernung, aber trotzdem einen Hai. Er war sicherlich 2 Meter lang und ich übertreibe wirklich nicht. Direkt danach einen riesen Barakuda, der direkt neben uns vorbeiglitt. Einfach unbeschreiblich. Beim zweiten Gang ein Meer von Korallen, viele bunte Fische und Krabben und... mein Gott, völlige Reizüberflutung, aber diesmal im positiven Sinne.

Man schwebt völlig schwerelos da lang, genießt jeden Moment und möchte, das es nie endet.

Das tat es aber leider, aber am Abend sollte ich noch eine Überrauschung haben. Mein Host Gustap nahm mich mit zur Vollmond Zermonie. Der Tempel war einfach nur unheimlich schön, so viele Menschen und keiner guckt einen komisch an. Alle sind freundlich und lächeln. Zur Opfergabe setzt man sich in den Schneidersitz und nachdem der Prieser etwas gesagt hat, nimmt man eine Blume in die Hand und hält sie hoch, das wiederholt man dann mit anderen Blumen und reinigt sie vorher immer wieder durch den Rauch der Räucherstäbchen. A m Schluss betet man nochmal so und bekommt dann Weihwasser um es drei mal zu trinken und sich damit wiederum drei mal zu waschen, von außen und von innen rein. Dann bekommt man anstatt einer Oblate Reis, von dem man ein wenig isst und sich den rest zwischen die Stirn klebt.

Es war unheimlich schön, ich dachte dabei an meine Familie und alle meine Freunde, hoffentlich ist ein wenig bei euch angekommen. Ich sollte auch gleich beitreten, was ich aber dann doch ein wenig zu viel fand. Schön finde ich aber doch, dass der Hinduismus alles Glaubensrichtungen und alles gegenüber offen ist. Alle Menschen sind gleich und es gibt keinen spezifischen Gott. Alles ist Gott, jeder Mensch ist ein Teil davon, das Atmen, das pumpen des Herzens, alles ist Gott. Reis ist ein Geschenk Gottes, deswegen wird es auch besonders verehrt, es gibt sogar einen Gott für das Auto, man ist dieser Glaube vielseitig.

Für Gustap ist es ein Ort der Ruhe, des Neuanfangs und der Reinigung. Immer wenn er eine Pause braucht fährt er zum Tempel. Der ist übrigens riesig und anstatt einer Orgel gibt es ein ganzes Orchester, das den ganzen Abend spielt. Traditionelle Instrumente und anstatt eines Notenblatts kennt jeder die Stücke, die neuen werden von den alten Spielern angelernt oder bekommen Handzeichen vom Dirigenten was sie spielen sollen. Wirklich ein schönes Erlebnis und ein sehenswerter Ort, meine Kamera hab ich Zuhause gelassen, weil ich die Zermonie nicht stören wollte, aber es wäre auch kein Problem gewesen sagte Gustap... verdammt!

Zu meinen letzten beiden Tauchgängen wurde ich am nächsten Morgen abgeholt und wir fuhren wieder zu der Insel. Diesmal an einem neuen Ort, den Coral Gardens und es war wieder, langsam gehen mir die Adjektive aus, verdammt schön.

Man weiß nicht wo man zuerst hingucken soll und fixiert man sich auf einen Ort hat man das Gefühl etwas an einem anderen zu verpassen. Am liebsten möchte man einen 360° Blick haben um auch nichts zu versäumen, aber ich glaube, dass ich schon viel gesehen haben. Anemonen so groß wie mein ganzer Körper, Fische von einer artenvielfalt einer ganzen Fischenzeklopädie, Korallen in so vielen Farben und formen. Eine Unterwasserlandschaft, wie man sie sonst nur beim Zahnarzt im Wartezimmer zu sehen bekommt.

Eine Muschel so groß wie mein Kopf, ich konnte mich einfach nicht sattsehen und es wird etwas bleiben, was ich auf jeden Fall weitermachen werde. Wir kennen die Oberfläche des Mondes besser, als die Grundflächen der Ozeane, ein Grund da noch ein wenig weiter zu forschen.

Auf die Idee das zu machen hat mich nicht Nico, der eigentlich schon einen Schein hat und mich dazu motivieren sollte, gebracht, es war mein Onkel der mir eine E-Mail geschrieben hat.

Danke Dirk, das war es wirklich wert!

Ich musste dann noch einen Theoretischen Test bestehen, weniger bestehen sondern mehr die Fragen beantworten und die Sachen, die ich nicht verstanden habe oder falsch gelöst hatte wurden mir erklärt. Einen Test bei dem man so gut wie nicht durfallen kann, das ist wirklich was für mich!

Eine neue Welt, die sich mir eröffnet hat, aber die beste Entscheidung die ich letztens getroffen habe war wohl die, alleine weiterzureisen. Das ist so viel interessanter, man muss mit den Leuten reden und sich schlau machen, selber entscheiden und organisieren. Schon diese kurze Zeit hat mich meinem Urteilsvermögen nach weiter gebracht als die ganze Zeit in Australien und hier hab ich endlich das gefunden, was ich in Australien so vergeblich gesucht habe. Kultur, tolle Menschen und wunderschöne Orte. Jedes Teilstück meiner Reise hat mich immer wieder an tolle Orte gebracht, wo ich sicher mit Nico nicht hingekommen wäre, weil man da einfach mehr selber organisiert, als zu fragen. Man kann einfach selber entscheiden und wir waren uns in so vielerlei Beziehungen so uneinig, dass mich das viel viel weiter gebracht hat und das beste war, was bisher passiert ist. Klar war ich glücklich darüber, am Anfang jemanden zu haben, worauf ich mich verlassen konnte, aber mehr wäre wirklich zu viel gewesen.

Heute ziehe ich weiter von Pemuteran nach Lovina, einen sehr touristischen Ort, an dem ich mich denke ich nicht so lange Aufhalten werden, aber es kann auch ganz anders kommen und das ist das schönste daran.

Bis bald, euer Traveller, der sich jetzt auch wirklich so fühlt!

Eins noch, gestern haben 2 Deutsche hinter mit am Tisch gesessen, die lautstark gesagt haben, dass Adelheid eine alte Schlampe ist. Ich habe mich umgedreht und gesagt, dass ich dem wirklich nicht zustimmen kann!

6 Kommentare:

Paul hat gesagt…

Hey Kai,
das klingt ja wirklich hammermäßig gut.
Jetzt hast du gleich beide Seiten von Asien kennengelernt, und es klingt echt super, ich hoffe doch, das am Ende die positiven Erfahrungen überwiegen, schwarze Schafe gibts überall...
Alter watt freu ich mich schon die wiederzusehen! :)
Das gibt ne Gaudi!

Viele Grüße aus Norwegen!
Paul

Sören hat gesagt…

na bitte, endlich deine bestimmung gefunden: Open-Water-Diver und Meeresbiologe! Es macht einfach immer wieder Spass deine Berichte zu lesen und sich an deinen erfahrungen zu erfreuen. Lass es dir weiterhin so gut gehen und berichte auch bitte weiterhin so fleissig!

Übrigens super, dass du Adelheid verteidigt hast!

LG Ösen

PS: Ich war vor kurzem auch tauchen, im Depper! Ich habe einen kleinen Hoppla-Dorsch entdeckt :-D

Niklas K. hat gesagt…

Danke Kai, dass du mir mit deinem Bericht die Zeit am Bahnhof versüßst hast.

Das ist mal ein Bericht, der sich in einem durchlesen lässt, weil endlich mal wieder Energie und Begeisterung zu spüren ist. =)

Bis bald mein Lieber!

an Sören: Pass auf der Hoppla-Dorsch ist giftig!

Julian hat gesagt…

''Nur mal rumgucken, genau, und dann nur mal reingucken, nur mal reinstecken und dann nur mal mit Blumkohl am Pillermann wieder aufwachen, nein danke.'' XD Hätte jetzt noch einiges mehr nennen können. Wirklich mal wieder sehr interessant zu lesen, vor allem weil sich einiges geändert hat. Einfach nur schön.
Und wirklich ne Frechheit eure feine Dame von Welt so zu beleidigen ;-)

Kai hat gesagt…

Danke Jungs, ich musste echt feiern! Auch wenn ich mich gerade ein wenig zurückhalten muss, mir ist das Essen ein wenig auf den Magen geschlagen!
Und... Hoppla-Dorsch ist nicht giftig! Jedenfalls nicht die ortsansässige Art, denken wir dann an das Tropische Hoppla-Dorsch-Dorschweibchen, die einen gewaltigen Stachel haben, in dem sie Ethylalkohole aus eigenem Brand transportieren... ja, die sind giftig!

Prof. Dr. Hans-Frusen Franzschnopp-Lauer hat gesagt…

:-D :-D :-D