Freitag, 8. April 2011

Road

Unser einwöchiger Roadtrip startete mit einer Abschlussparty in den Räumlichkeiten des Campingplatzes. Zwei Kanadier, die neu in die Runde gestoßen waren, brachten ein Trinkspiel der besonderen Art mit, das wir auch den ganzen Abend spielten. Es werden zwei Teams gebildet, die gegeneinander antreten. Es geht eigentlich weniger ums gewinnen oder verlieren, sondern mehr darum mit seinen Teamkameraden Spaß zu haben. Man stellt lange Tische aneinander und positioniert die Mannschaften an den langen Seiten. Jeder hat einen Plastikbecher mit einem Schluck Bier darin vor sich (wir konnten nicht mehr nehmen, weil wir nicht mehr hatten und keiner Lust hatte mit dem ekeligen Wein zu spielen). Das Spiel geht los und der erste muss seinen Becher austrinken, ihn an die Kante stellen und versuchen ihn mit dem Finger so hochzustoßen, dass er auf der falschen Seite landet. Es waren sehr ausgeglichene Teams und die Gewinner feierten sich meist mit Hüpfkreisen und Fußballgesängen, war wirklich schön nochmal war mit allen so viel Spaß zu haben.

Leider mussten alle am nächsten Tag arbeiten und da es der erste Tag bei einem neuen Arbeitgeber werden sollte hatten sie auch keine Lust gleich einen schlechten Eindruck zu hinterlassen. So gingen sie leider alle schon um 11 ins Bett, natürlich wollten wir am nächsten Tag nicht auch um 6 aufstehen und verabschiedeten uns am Abend schon.

Es war eine sehr gedrückte Stimmung und wir alle waren wirklich traurig, dass wir diese tolle Truppe jetzt verlassen müssen. Heute widerum hat sich herausgestellt, dass sie jetzt so gut wie keine Arbeit mehr haben und sowieso alle mit schlechter Laune und ein paar verschwendeten Tagen weiterziehen. So kann man doch sagen, dass wir es richtig gemacht haben und gegangen sind, als es am schönsten war.

Unsere Tour startete am nächsten Morgen etwas verschlafen. Wir sind zwar schon um 10 aufgestanden, aber mit packen, essen und der Motivationslosigkeit einer auf dem Rücken liegenden Schildkröte ging der Trip erst am früher Nachmittag los. Es war also schon klar, dass wir an diesem Tag nicht besonders weit kommen. Dazu kam noch, dass Nico an unserem Wwoofingplatz seinen Pullover und sein mp3-Playerladekalbel vergessen hatte, sodass wir auch nochmal 100 km in die falsche Richtung fahren mussten. Nach einer gefühlten Ewigkeit tankten wir dann noch ein Mal in Adelaide günstig, füllten auch gleich unseren Reservekanister und waren bald endlich auf der Straße, die uns schon die ganze Zeit verfolgt hatte. Immer die A1, die ganze Zeit vorher schon und jetzt auch noch bis nach Perth. Wie gesagt kamen wir erst spät los, setzen uns also unser Ziel nicht ganz so weit für diesen Tag. Als es dann nach etwa 300 Kilometern dunkel wurde überlegten wir bei dem ersten Schild für einen Campingplatz nicht lange und bogen ab. Nach unserer Verwunderung waren nach dem einladenden Schild auf einer Dirt Road gelandet, die uns, weil ich zu langsam gefahren war, erstmal kräftig durchschüttelte. Nach ein paar Metern und ein bisschen höherer Geschwindigkeit ging es dann wieder ruhig weiter, jedoch waren wir ein wenig verwundert, aber auch geschockt über das nächste Schild. Ein auf Wellblech gemalter Schriftzug, der uns den Weg wies und einige von uns an einen Horrorfilm, der in Australien spielt komischerweise genau diesen Anfang nimmt, erinnerte.

Mit einem flauen Magen hielten wir von einem rostigen Eisentor, an dem viele Schilder befestigt waren. Wenn man Nachts kommt soll man einfach reinfahren und dann am nächsten Tag bezahlen. Gesagt getan fuhren wir einen noch gruseligeren Weg, der uns Kreuz und quer durch den Park führte. Orientierungslos an einem Auto vorbei, an dem zwei Asiaten herumwerkelten, die uns ein wenig verwundert anschauten.

Immernoch ein wenig verängstigt blieben wir neben einer heruntegekommenen Hütte stehen, an der die Mädels dann ihr Zelt aufschlugen. Nach einem etwas spärlichen Abendessen gingen wir ins Bett. Nico und ich entschieden uns noch dazu eine oder zwei Folgen How I Met Your Mother zu gucken.

Nach etwa einer viertelstunde fuhr auf einmal ein Auto neben uns hielt mit quietschenden Bremsen, die Scheibe kurbelte sich herunter und eine dunkle Gestalt sagte mit tiefer Stimme:

„I'm the man!“

Geschockt sahen wir die dunkle Gestalt an und realisierten erst nach einem Augenblick was er eigentlich von uns wollte. Immernoch ein wenig verdutzt drückten wir die 10 Dollar in die Hand und so fuhr er weiter. Von der Situation ein wenig übermannt guckten Nico und ich uns kurz schweigend an, wechselten nach kurzer Zeit dann aber doch in lautes Gelächter und konnten auch nicht so richtig fassen, was uns da gerade passiert war.

Am nächsten Morgen war der Platz nicht mehr ganz so gruselig, aber immernoch genauso verlassen wie am Abend. Nur die Asiaten packten ihre sieben Sachen und suchten vor uns das Weite. Wir schauten uns noch ein wenig um. Die Dusche musste man mit Holz vorheizen um heißes Wasser zu bekommen, was wir aus Zeitmangel leider nicht machen konnten.

Die Toiletten waren die typischen australischen Blechdixis, die zwar nicht besonders schön sind, aber im Vergleich zu Deutschen Mobiltoiletten doch einen gewissen Luxus bieten. Es gibt sogar Wasser zum Hände waschen. Ansonsten standen in dem Park viele Bäume und ab und an auch mal ein Stein oder Holztisch, was die Atmosphäre aber keinesfalls einladendender macht.

Wir machten uns gegen halb 11 wieder los, eigentlich war um 10 schon Checkout, aber auf so einem Campingplatz sieht man das sicher nicht so eng.

Wieder auf der Straße suchten wir uns einen schönen Platz zum frühstücken und fanden diesen einige Kilometer weiter in der Stadt, in der wir eigentlich Übernachten wollten. Eigentlich hatten wir mit den Mädels beschlossen uns die ganze Fahrt lang nur von Fastfood zu ernähren, aber da wussten wir noch nicht, dass in Port Augusta, der Stadt in der wir gerade waren, die letzten Filialen der bekannten Ketten ihre Lager aufgeschlagen hatten.

Unser nächstes Ziel hieß Ceduna und wir wussten unsere Investitionen in das Auto immer mehr zu schätzen. Das Radio lief von Anfang bis Ende und da wir unsere mp3-Player anschließen konnten lief auch immer gute Musik. Auch der jetzt leise Auspuff störte uns kein Stück mehr und seitdem wir unsere neue Batterie haben mussten wir unser Auto nicht ein mal mehr anschieben.

Als wir in Ceduna angekommen waren war die Stadt auch wirklich nichts besonderes und wir entschieden uns dazu noch ein wenig weiter zu fahren. Ab der Hälfte der Strecke hatte ich das Steuer übernommen und so leitete mich Nico in die richtige Straße, die uns zum Kaktus-Beach führen sollte. Es war eine 20 Kilometer lange Dirtroad, an dessen Ende ein Campingplatz sein sollte. Die Sonne verlief auf dem Weg schon langsam in den Horizont und so musste ich ein bisschen auf die Tube treten, damit wir den Sonnenuntergang noch sehen. Aber auf der Straße war es auch besser ein wenig schneller zu fahren, dann fliegt man nämlich über die Bodenwellen und Schlaglöcher. Pünktlich zum Sonnenuntergang standen wir an dem felsigen Strand uns sahen den golden Klumpen im Meer versinken und Nico schoss in seinem Fotowahnsinn mal wieder so einige Bilder.

Wieder durch ein altes Eisentor fuhren wir auf den bisher besten Platz auf dem wir waren. Lauter kleine Wege führten zu den Buchten, in denen die Campingwagen, die größtenteils von Surfern bewohnt wurden, standen. Die Toiletten waren auch besonders, das wahrscheinlich einzige Klo auf dem man auch braun werden kann und das nicht nur an den Bereichen, an denen man das ehh schon wird. Eine schneckenförmige, brusthohe Mauer, in der eine kleine Schüssel steht, die man mit Kalk spühlt. Die Dusche war auch nichts für große Frauen, denn genau wie die Toilette war diese Mauer meiner Meinung nach ein wenig zu tief um sich als schüchterne Person sicher zu fühlen, mir hat das natürlich nichts ausgemacht, auch als Myri mir beim duschen gesagt hat, dass die Tür doch schon ganz schön breite Fugen hat.

Nach dem Frühstück am nächsten Morgen sind wir dann noch ein wenig am Strand geblieben, Nico ist auch nochmal ins Wasser gegangen um die schönen Wellen auszunutzen und als ich gerade zu ihm stoßen wollte sah ich ihn etwas vergeblich paddeln, bis er dann völlig fertig wieder am Strand angekommen war und mir sagte, dass die Strömung wohl doch ein wenig zu heftig ist.

Ich hatte mir das mit dem Schwimmen dann doch anders überlegt und nach einer weiteren Stunde entschlossen wir uns dazu weiterzuziehen. Wir packten zusammen und fuhren wieder los, blieben dann aber nochmal an ein paar sehr beeindruckenden Sanddühnen stehen. Da sollte sich mal wieder die Devise „Wenn man was gutes sieht einfach mal anhalten“ wieder bezahlt machen.

Nach einer kleinen Strecke quer in die Wildnis kamen wir dann zu Fuß natürlich an den Sanddühnen an und nach einer Weile laufen fühlte man sich wirklich wie in der Wüste, auch ein schönes Video wie ich fast verdurste und wie Nico und ich Salti an einem Abhang machen sind dabei herausgekommen, leider war nur der Akku leer als wir uns die komplette Dühne runterstürzten. Dieser wirklich schöne Ort steht auf keiner Karte und auch im Lonely Planet war nichts besonderes vermerkt, gilt also ganz klar als Geheimtip!

Sehr sandig setzen wir uns dann wieder ins Auto und es ging nach der rauen Straßen wieder auf die normale Straße zurück.

Wir fuhren ganz nach der Einstellung

Myri: „Rechts Meer!“

Kai: „Ja, und links weniger...“

Heute wollten wir bis kurz vor die Grenze kommen, machten so also auch keine langen Pausen und aßen nur kurz was an einem Roadhouse. Selbst ein normaler Burger kann da schon mal das doppelte kosten, aber was soll man machen wenn man nichts anderes hat. Wir deckten uns auch für die restliche Fahrt mit Wasser ein. Die empfohlenen 5 Liter jeden pro Tag pro Person fanden wir doch ein wenig übertrieben und beschränkten uns auf die Hälfte, weil es dann doch auch nicht so heiß geworden ist. Ich war wirklich froh, dass ich nicht wie bei unserem ersten Roadtrip ganz alleine fahren musste und Nico ein guten Teil der Strecke übernehmen konnte.

Diese über fast 2600 lange Strecke ohne ein einzige größere Stadt heißt übrigens Nullarbor und nach dem gleichnamigen Dorf kommen die Klippen von Nullarbor, an denen wir auch atemberaubene Fotos gemacht haben.

Als es dann kurz vor der Grunze schon dunkel wurde suchten wir uns einen Parkplatz, der auch sehr schön am Meer gelegen war und die Mädels schlugen ihr Zelt auch wenn nicht ganz so gemütlich auf den Steinen auf.

Wir setzen uns um den Tag ausklingen zu lassen noch ein wenig ans Meer und gingen, weil es in Western Australia oder je weiter man nach Westen fährt immer früher dunkel wird, schon relativ früh ins Bett. Naja Bett, ich wär mal wieder froh auf einer richtige Matratze zu schlafen, aber wenigstens schlafen wir nicht in einem Zelt, in dem es Morgens so unbeschreiblich heiß wird, dagegen ist unser Auto wirklich schon nobel.

Weil es wie gesagt ja sehr heiß wird im Zelt sind Judith und Myri schon früher aufgestanden und haben für uns schon was zu Essen gemacht und wir wurden auch wenn ein wenig unsanft mit den Worten „Eure Cornflakes weichen auf!“ geweckt. Nico wollte nach dem Essen noch ein paar Fotos an den Klippen machen und verpasste so die zweitgiftiftigste Schlange in Australien, die ihre kleine Runde hinter Myriams Zelt drehte. Sie sagte bei ihrem Anblick auch noch ganz locker, dass es schon die zweite sei, die sie heute gesehen hat. Beim Abbau des Zeltes fanden wir heraus, dass einer der Steine, auf denen sie geschlafen hatten, eine kleine Maus war, die jetzt ziemlich platt gedrückt zum Vorschein kam. Ich versuchte den felligen Pancake an die Schlange zu verfüttern, aber diese kroch wenig interessiert daran vorbei. Es war auch noch ein ziemlich junges Exemplar und ich hätte kaum geglaubt, dass sie diese Maus herunterbekommen hätte. Als sich die Schlange, nachdem wir versucht hatten sie ein bisschen mit einem Stock auf die Maus scharf zu machen, dann wieder in einem größeren Busch verzog kam auch Nico endlich wieder.

Er war ein wenig entäuscht und war von da an sicher, dass die Schlangen einfach nicht wollen, dass er sie sieht.

Heute war ich wieder mit fahren dran und wir hatten wirklich eine echt lange Strecke vor uns. 650 Kilometer durch das nichts, darunter auch die längste gerade Straße Australiens. Wenn man bedenkt, dass wir um Sprit zu sparen immer nur 80-90km/h gefahren sind und man ja auch ab und zu mal eine Pause machen muss kann man sich ja sicher vorstellen, wie lange das gedauert hat. Erstmal sollten wir die Grenze von Süd- nach West-Austalien überqueren. Wieder mal mussten wir unsere kompletten Früchte und unser Gemüse abgeben. Kartoffeln, Zwiebeln und Tomaten mussten gehen, die letzten Äpfel hatten wir kurz vor der Grenze noch gegessen, aber eine Zwiebel hatten sie übersehen und ich freute mich schon darauf sie zu braten. Leider ist dieser Zwiebel auch etwas zugestoßen, denn am ersten Tag auf unserem neuen Campingplatz in Perth wurde unsere komplette Esstasche geklaut mit inbegriffen die kleine Südaustralische Zwiebel. Aber schlimmer noch mindestens 30 Dollar Essen... Schweine, wer auch immer das war!

Wieder zurück zum Geschehen, wieder auf der Straße jetzt aber in einem neuen Land konnten wir nach etwa 15 Kilometern unseren Augen nicht trauen als noch eines dieses länglichen Geschöpfe ohne Beine sich ganz gemütlich auf der gegenüberliegenden Straßenseite sonnte. Erst sind wir daran vorbei gefahren, aber wollten uns dann doch nicht die einzigartige Chance entgehen lassen eine solch große Schlange mal aus der Nähe zu betrachten. Wir drehten also kurzerhand um, hielten an der Straßenseite und sprangen mit Kamera bewaffnet aus dem Auto. Den Mädels war das Tier ein wenig zu ungeheuerlich und sie blieben im Auto, machten uns auch immer wieder mit Rufen darauf aufmerksam, wie gefährlich das eigentlich ist.

Ich bin ja immernoch der festen Überzeugung, Schlangen sind nicht so schnell. Wenn man ein paar Meter wegsteht können sie einen nicht verfolgen, wenn man ordentlich antritt. Nico hingegen meint, die wären so schnell, dass man selbst wenn man rennt ihnen nicht entkommen kann, dafür ist er um sein schönes Foto zu bekommen aber ein wenig zu nah rangegangen... bis heute dikutieren wir noch, ob die Schlange nun tod oder lebendig war, so hat sie sich meiner Meinung zwar bewegt, aber das war mehr von dem Windzug, der von einem vorbeifahrenden Lastwagen verursacht wurde. Sie könnte sich aber auch einfach gesonnt haben und Nico meint auch, das sie ihre Zunge herausgestreckt hat. Wenn ich auf dem heißen Pflaster gestorben wäre, hätte mir meine Zunge aber auch bis in die Kniekehlen gehangen, zu einen wirklich Urteil sind wir also noch nicht gekommen. Wir haben auch dann natürlich aus sicherer Entfernung und wieder im Auto versucht sie zum verlassen der Straße zu bewegen, doch auch Steinchen oder ein vom Straßenrand aufgegabelter Eiskaffeekarton, der die stark Suizidversuch gefährdete Amphibie am Kopf getroffen hat, konnten sie nicht dazu bewegen ihren sonnigen Standort aufzugeben. Nach diesem aktionreichen Morgen verlief der Tag wie immer ein wenig schleichend. Sich den ganzen Tag den Arsch wund zu sitzen ist wirklich keine schöne Sache, da fragt man sich doch wie mancher Dauerzocker das so aushält? Gute und antrainierte Hornhaut wahrscheinlich, die ein jeder von uns nach diesem Trip wohl auch vorweisen kann. Wahrscheinlich mehr Hornhaut auf der Hornhaut, warten und langes sitzen muss man ja des öfteren wenn man auf reisen ist.

Am späten Nachmittag passierten wir dann die längste gerade Straße Australiens. 90 Meilen oder 143 km nur gerade aus, da erscheint einem die erste Kurve danach wie eine Erlösung, man darf sich endlich aus der starr gefrohrenen Position bewegen. Ab und zu schläft einem auch mal der Fuß ein, deswegen habe ich auch 50% meiner Fahrzeit mit linken Fuß Gas gegeben, da kann man mal schön die Beine verschrenken und gemütlich durch die Landschaft tuckern, passieren tut auf diesen Straßen sowieso nicht viel. Wenn mal ein Auto entgegen kommt wird es immer freundlich wie die Australier nun einmal sind, gegrüßt. Und wie wir bereits mit einem anderen Auto erlebt haben wenn man mal stehen bleibt fahren die Leute nicht daran vorbei, sie halten an und versuchen immer zu helfen wo sie können. Schön wenn man weiß, dass man hier nicht alleine ist. Ich glaube das ist auch so eine Art, die mit nach Deutschland nehmen werde. Es ist einfach unheimlich schön Leuten zu helfen und wenn ein wenig an das Karma glaubt kann man sicher sein, dass es auch in irgendeiner Weise zurückkommen wird.

Neben der längsten geraden Straße Australiens verläuft übrigens parallel dazu die länngste gerade Zugstrecke der Welt. Sage und schreibe mehr als 500 Kilometer zieht sich geradewegs durch schönste Landschaften und wär sicherlich auch nochmal eine Reise wert gewesen, leider verlassen wir Australien ja bald und können das nicht mehr in Angriff nehmen.

Am Abend kamen wir an einem Roadhouse mit Campingplatz an, kochten schön zusammen und haben mal wieder gemerkt, dass die Australier einen schönen Humor haben. An dem Wasserhahn an der Außenküche stand in jeder Sprache, dass es kein Trinkwasser ist und man es auf eigene Gefahr trinken kann. Zu unserer Verwunderung stand unter vielen bekannten Flaggen aus die australische.


The water is dodgy as hell MATE, drink the beer instead.


Das brachte selbst einen Australier zum lachen, der erstmal eine Zeit lang davor stand und sich ein wenig beömmeln musste.

Nachdem wir uns noch bisschen mit viel zu teuren Essen am Roadhouse eingedeckt hatten, konnte unsere Adelheid heute mal wirklich zeigen, was ihre 21 Jahre alten Metallknochen noch so in sich haben. Wir hatten uns am Abend vorher dazu entschlossen um nochmal ein bisschen Pepp in die geraden Straßen zu bringen, heute mal queerbeet ein zu fahren. Eine ungeteerte Straße von Balladonia in Richtung Süden versprach Abwechslung, Kamele, Kängurus und noch andere Wildtiere. Nachdem ich am Vortag die „Geradeausfahrtüchtigkeit“ unseres Autos auf die Probe gestellt hatte, teste Nico heute unsere Adelheid mal über Stock und Stein. Noch einmal nach an der Tankstelle nach dem Weg gefragt sagte uns die deutsche Angestellte, dass man dort nur sehr langsam fahren kann und wir uns das nochmal überlegen sollten. Ein Australier warf ein:

You gotta fourwheeler? No worries mate!“

Also ging es los, die ernste paar hundert Meter noch relativ harmlos, man warnte aber schon mit Schildern, dass es nur für Allradfahrzeuge geeignet ist. Bald war die Straße auch was wir uns davon versprochen haben. Eine Abfolge von Schlaglöchern, großen Steinen, Bodenwellen und der gleichen mit denen Nico so seinen Spaß hatte. Ich hatte so meinen Sorgen damit, dass Radio und alle anderen Sachen an ihren Platz zu halten, während er weiter mit einem Lachen auf dem Gesicht den besonders fiesen Schlaglöchern auswich um nicht völlig aus der Bahn zu geraten. Nach etwa 10 Kilemetern hatte es das erste Auto wohl schon dahingerafft. Ausgeweidet und völlig verrostet stand es ein wenig abseits der Straße und gammelte vor sich hin. Nachdem wir schon einmal standen überlegten wir uns noch ein wenig mehr Pepp in die Sache zu bringen und uns zu dritt aufs Dach zu verpflanzen. So saßen Judith, Myri und ich auf dem Dach, während Nico unten mit lauter Musik ein wenig Rennfahrer spielte. Es war so windig, dass einem die Tränen kamen, kann aber auch davon gekommen sein, dass wir uns ständig kapputtlachen mussten, wenn man mal wieder von einem Schlagloch nach oben katapultiert wurde. An einem Tor machen wir kurz Pause und da so viele Sachen an dem Tor hingen entschieden wir uns gemeinsam auch etwas für die guten Geister zu opfern. Myri hängte ein T-Shirt von sich daran und gleich fühlten wir uns auf unserem restlichen Weg ein bisschen sicherer. Die Straße wurde nun noch ein wenig härter und nachdem es nach Benzin roch weil wir einen Stein etwas unsanft erwischt hatten, überholte uns ein Auto, dass diese harte Strecke sogar mit Anhänger gewagt hatte. Zum Glück war es nur der Reservekanister und nachdem ich ihn wieder zugedreht hatte konnte die holprige Fahrt weitergehen.

Der Wagen mit dem Anhänger, auf dem zwei Fahrräder befestigt waren, machte ganz schön Tempo und Nico hielt die ganze Zeit so viel Abstand um dem sich vielleicht lösenden Anhänger noch auszuweichen. Dann passierte das Unfassbare:

Nichts, tut mir Leid wenn ihr dachtet jetzt kommt der Hammer, aber ich war am ersten April nicht da und konnte keinem einen Streich spielen, deswegen muss jetzt meine treue Leserschaft mal kurz leiden ;)

Aber ein wenig unfassbar war das ganze für uns schon, dass die gute Adelheid diesen Trip ohne irgendwelche Mucken gemacht hatte. Nico nahm sie sich ganz schön zur Brust und als wir kurz vor der wieder etwas besseren Straße waren rutsche mir das schon in der Hose liegende Herz noch ein paar zentimeter tiefer. Eine breites Schlagloch, dass sich bis auf einen kleinen Spalt auf der linken Seite über die ganze Straße zog, hatte Nico wohl etwas spät gesehen, hackte voll auf die Bremse und wir schlitternden nach einer raschen Lenkbewegung durch den kleinen Spalt wieder auf die Straße. Wie eingefroren saß ich dem Tod nochmal von der Schippe gesprungen da, während Nico sein kühnes Fahrmanöver bejubelte. Der Rest des Weges war wieder ein wenig gemächlicher und führte uns in einen Nationalpark. Cape Arid oder wie es Nico in Gedanken an seinen Cousin nannte „Kapp Arvid“ war eine unheimlich schöner Ort mit unberührten Stränden zwischen atemberaubend herausragenden Klippen. Nach ein paar Fotos von der Aussichtsplattform kletterten wir die Klippen herunter zu einem Strand. Erst wussten wir noch nicht so richtig ob wir ins Wasser gehen sollten, die Wellen waren doch schon relativ heftig. Dann jedoch beschlossen wir es doch zu tun und stürzten uns in die Fluten. Nico hatte keine Badehose an und ich nur meine Sporthose, die ich kurzerhand dazu unfunktionierte. Da Nico auch die Boxershorts ausgegangen waren und er jetzt meine trug, die ihm ein wenig zu groß waren, hing sie ihm schon nach den ersten paar Wellen in den Kniekehlen. Die Frauen gingen derweil ein wenig am Strand spazieren und so stürzte sich jetzt plötzlich neben mir ein kalkweißer Arsch in die Wellen.

Nach ein paar ordentlichen Surfaktionen gingen wir wieder raus und erklommen die Lavagestein ähnelnden Klippen wieder zum Auto.

Ich übernahm wieder das Steuer und wir fuhren zu dem Ort, an dem wir eigentlich vorhatten heute zu bleiben. Da war es wieder, die erste größere Stadt und was durfte natürlich nicht fehlen, richtig, ihr habts erraten.

MACCES!

Sich beim goldenen M ein wenig gestärkt stimmten wir ab und beschlossen heute ein wenig in die Nacht zu fahren. Als wir gerade aufstehen wollten kam mir ein Gesicht am Nachbartisch unheimlich bekannt vor. Jetzt kommt der Hammer:

Die Frau, die mit uns in Adelaide im Hostel war und wirklich zu 100% so aussieht wie meine Mama mit 30 saß mir gegenüber und ich konnte meinen Augen nicht trauen. Als sie gerade gehen wollte sprach ich sie an. Ich war ihr unbekannt, doch als sie dann Nico sah fiel es ihr wie Schuppen von den Augen. Wir unterhielten uns kurz und sie erzählte, dass sie jetzt hier in einer Fleischfabrik arbeitet. Ich würde mich freuen von so viel meines Lieblingsgemüses umgeben zu sein, aber sie war nicht ganz so überzeugt davon. Sie verabschiedete sich und ich war ein wenig betrübt... von der eigenen Mutter nicht erkannt, ich sollte mich wirklich mal wieder rasieren und mir die Haare schneiden lassen!

Es dämmerte schon, aber heute wollten wir unbedingt noch bis Albany kommen und so ginge „muntere“ Fahrt weiter. Am Anfang der Fahrt hatte ich gesagt, dass ich dieses Mal die toten und lebenden Kängurus zählen wollte um mal eine erschreckende Zahl vorlegen zu können. Bis zu dem Zeitpunkt waren es kein lebendes und 15 Tote. In dieser Nacht kamen ein paar dazu wo wir bei einem Verhältnis von 20 zu 5 waren. Unsere Musik war langsam auch ein wenig ausgelutscht, da Nicos mit Vorliebe jetzt nur noch einen weißen Bildschirm anzeigt und es bei mir nicht weiß, was er suchen soll. Von da an hörten wir Bibi Blocksberg und waren für einen Moment lang wieder jung.

Wir kamen spät Abends an einem Campingplatz an der natürlich schon zu hatte und parkten ein wenig abseits der „Camping prohibited“-Schilder, um vielleicht noch mit einem blauen Auge davon zu kommen wenn uns jemand erwischt. Der Strand war dort, wie uns am nächsten Morgen klar wurde, nicht so schön. Viele Algen, klammer Geruch und kleine rote Quallen machten die Entscheidung weiterzufahren ein wenig einfacher. Jetzt wollten wir noch an einen schönen Strand, da einen Tag bleiben und dann nach Perth.

Auf der Fahrt wollten wir nochmal etwas schönes sehen und fuhren mal wieder eine Dirtroad in den Wald, dort gab es aber nichts Interessantes und wir drehten wieder um. Nico hatte mal wieder seine Rennkünste zum besten gegeben, übersah aber ein Stopschild und fing erst 20 Meter davor an zu bremsen. Wir rutschten und rutschten, wurden aber irgenwie einfach nicht langsamer und kamen erst mitten auf der Straße zum stehen. Alle hielten die Luft an und klammerten sich an ihre Sitze, zum Glück kam kein Auto oder Roadtrain und wir konnten unsere Fahrt nach diesem Adrenalinschub fortsetzen, schlafen konnte jetzt sicher keiner mehr.

Wir fuhren noch zu einem Ausguck, der direkt an der Straße war. Man hatte eine schöne Aussicht auf die Küste, aber das war nicht das, was mir im Gedächtnis bleiben sollte. Eine schöne Toilette, mit der Tafel

More thinking, less stinking

auf das wir alle nacheinander gegangen sind, brachte uns sehr zum lachen.

Myri, bist du bald fertig?“

Ich kann mich nicht konzentrieren, könnt ihr bitte weggehen!“

An diesen Tag sollte auch noch mehr passieren, meine erschreckende Statistik der Kängurus drehte sich auf einmal völlig. Überall Herden von den hüpfenden Tieren, eine sogar auf einem alten Weinfeld, bei dem wir anhielten und ein paar Fotos machen. Die verblüffende Zahl war auf einmal 63 zu 22 leben zu toten Kängurus, so viele hat ein Australier in seinem Leben doch noch nicht gesehen!

Der Weg dauerte doch etwas länger als wir gedacht hatten und nachdem wir noch einmal fast von der Straße abgekommen waren, sind wir froh gewesen unbeschadet anzukommen. In den Dorf suchten wir vergeblich nach einem guten Platz und entschieden uns dazu auf einem Campingplatz zu nächtigen. Bezahlen konnten wir erst Morgen, da das Büro schon zu hatte. Es war schon dunkel, jedoch erst 6, doch alles schien wie ausgestorben. Nach einer wirklich notwendigen Dusche ging ich nach ersten Kontakt zur Außenwelt und einem Telefongespräch mit meinen Eltern endlich schlafen.

Am nächsten Morgen packten wir ein und fuhren weg, haben wir da nicht etwas vergessen? Ohh, bezahlen...... Wirklich sehr Schade, aber mit dem restlichen Geld aus der Gemeinschaftskasse konnten wir den Tank gerade noch so füllen um bis nach Perth zu kommen. Auf dem Weg kauften wir noch etwas ein und frühstückten am Strand. Nach ein wenig Sonnenbaden und einer kleiner Erfrischung im Meer gingen Myri und ich ein wenig spazieren um den ewig langen Steg, der sich ins Meer streckte, zu erkunden. Auf dem Weg konnten wir unseren Augen nicht trauen, als ein Delphin ein paar Mal nach oben kam um Luft zu holen. Schon wieder ein Tier abgehakt, dass in der freien Wildnis mal sehen wollte.

Der Steg hatte am Ende einen unterwasser Ausguck, der uns aber doch ein wenig zu teuer war. Ich sprang nochmal von dem Steg ins Wasser und wir gingen wieder zu den Anderen.

Die packten auch schon zusammen als sie uns sahen und wir traten die letzten 200 km bis zum Ziel an. Nach 2 Stunden waren wir dann auch endlich da und suchten uns nachdem wir in der Stadt jedes Hostel abgeklappert hatten und jedes voll war mal wieder mal einen Campingplatz. Es war aber schon 11 und der unfreundliche Kerl an der Sprechanlage sagte mir, dass der Park voll sei. Komisch, dass wir schon auf einem freien Platz standen. Wir stellten uns ein wenig entfernt von dem Platz an die Straße und verbrachten die Nacht dort. Am nächsten Tag, als wir wieder da waren, waren zur unserer Verwunderung wieder viele Plätze frei, sind sicherlich ganz viele Leute abgereist am Morgen. Danke Ar***, dass wir auf der Straße schlafen mussten.

Wir stellten unser Auto auf eine Internetseite und wir mussten nicht lange warten als sich die ersten Interessenten meldeten. Der erste wollte uns das Auto für 1000 Dollar abkaufen, wir ließen ihn aber noch ein wenig zappeln und bekamen von den Leuten neben uns auf dem Platz ein besseres Angebot für $1100 und werden es ihnen auch verkaufen. Schon cool, dass wir es mit über 100% Gewinn verkaufen können, wenn ich das Zuhause erzähle eine Stelle bei den bekannten örtlichen Autohäusern sicher. Kullik, Stöber, Eymer oder Deyst, macht eure Angebote ;)

Ich hatte unserem anderen Käufer natürlich noch gesagt, dass ich das Auto jetzt anderweitig verkaufe, sein Angebot stieg dann doch schlagartig auch auf elfhundert, tja, leider Pech gehabt!

Jetzt wissen wir auf Jeden Fall, dass unsere gute Adelheid auch in gute Hände kommt. Wir sind leider von unserem Campingplatz geflogen, weil wir die Musik etwas zu laut hatten und nach der Feier für den erfolgreichen Autoverkauf unseren Platz mit Bierflaschen dekoriert hatten.

Jetzt sind wir auf einem noch schöneren, der dazu auch noch billiger ist. Da wird einem doch immer wieder klar:

Everything happens for a reason!

So, ich hoffe jetzt geht noch alles mit dem Flug gut und dann kann getrost sagen, man geht’s mir gut! Die Strafe für die Übertragung des Autos mussten wir auch nicht zahlen, also sind wir noch ein wenig reicher als erwartet. Jetzt gibt’s erstmal ein schönes Deutsches Essen:

Spinat mit Kartoffeln und Spiegelei, dazu sag ich nur noch:

Guten Appetit!


Keine Fotos wegen keine Zeit, sitze im Flieger!

2 Kommentare:

Julian hat gesagt…

''Sie verabschiedete sich und ich war ein wenig betrübt... von der eigenen Mutter nicht erkannt, ich sollte mich wirklich mal wieder rasieren und mir die Haare schneiden lassen!'' Haha, meine Lieblingstelle aus diesem ''Roman''.Hab dich nicht vergessen und deine SMS letzte Woche auch erhalten. Ich hab noch nich wirklich nach ner Vorwahl geschaut. Nur mal kurz gegooglet und ''billig''-Tarife für ca. 5 Euro die Minute ins australische Mobilfunknetz gefunden. Weißt du vieeleicht eine (die deine Eltern zb. benutzen). Ich schau aber nochmal nach und rufe dich diese Woche endlich an.
Bis denne und genieß die Tage auf Bali (NEID!) :-)

Paul hat gesagt…

Du machst Sachen, ich hab mir jetzt schön 10 Stunden zeit genommen und das ganze hier gelesen.
Ich bin echt beeindruckt! Das klingt echt richtig geil.
Viel Spaß auf (in?) Bali^^