Freitag, 7. Januar 2011

Eine Woche voller Überraschungen

Der erste Tag auf der „Farm“ war sehr aufregend, hier es ist etwas anders als bei Beth. Ersteinmal sind da ja ganz neue Leute. Da hätten wir Perry, einen lustigen, 26-jährigen Amerikaner, dessen Ziel es ist bis er 30 ist auf sechs verschiedenen Kontinenten gelebt zu haben („Sex on Six“ wie er gerne sagt). Wir verstehen uns wirklich gut und er hat eigentlich zu vielen Sachen die selben Gedanken und Einstellungen wie ich, er ist ebenfalls ein Wwoofer. Ben, 19 Jahre alt und ein Austauschschüler auch aus Amerika, der in der nächsten Zeit so etwas wie unser Vorarbeiter sein wird, weil er schon länger hier ist und auch noch eine Weile bleiben wird. Als Letztes wäre da noch der Sohn des Host, er lebt auch bei uns. Ein 17 Jähriger namens Kaira, typischer Teenie: Faul und hat noch nicht so richtig seinen Weg gefunden, er trägt eigentlich die ganze Zeit nur Schwarz und Nieten, macht aber ständig Witze und regt sich über alles auf, ein lustiger Emo-Rocker... keine Ahnung.



Ben und Perry


Als wir angekommen sind konnten wir erstmal unseren Augen nicht trauen. Der erste Raum den wir betreten haben war die Küche, sie sah schlimmer aus als das was ich bisher gesehen habe. Kathrin behauptet sogar, dass es schlimmer wäre als in einem Hostel, das wage ich jedoch zu bezweifeln. Wir haben erstmal Perry und Ben angehauen, sie sollen uns doch bitte mal helfen die Küche sauber zu machen, was sie auch gleich gemacht haben. Nach einer Stunde und viel schrubben, saugen, abwaschen und allem was dazu gehört sieht die Küche jetzt wirklich wieder gut aus. Leider haben wir kein Foto von davor gemacht, aber eins von nachher kann ich gerne noch anfügen.

Der Grund warum ich übrigens „Farm“ schreibe ist, weil es eigentlich mehr ein riesiges Anwesen ist, auf dem Luxuswohngen und eine Villen stehen um die wir uns kümmern müssen. Wirklich irre, mit sowas kann man hier auf Geld verdienen.

Heute an unserem ersten Arbeitstag haben wir gemerkt wie unterschiedlich die Menschen hier doch sind. Nicht wie normalerweise um sieben sind wir heute ganz gemütlich um 10 vor 9 aufgestanden und haben vor dem Fernseher gefrühstückt, gefällt mir weitaus besser. Auch an den Wochenenden müssen wir nicht arbeiten, dafür am Tag mehr, aber dieses System sagt mir mehr zu. Zum Host und der Familie an sich haben keinen Kontakt, was ich ein wenig Schade finde.

Nach dem Frühstück haben wir uns langsam fertig gemacht und auf Ben gewartet. Wir wussten erst gar nicht was wir hier machen sollen, heute haben wir dann erfahren, dass unsere Aufgaben daraus bestehen Unkraut zu jähten und die Häuser sauber zu halten. Größtenteils also putzen, aber das macht mir nichts aus. Ist viel entspannter die Arbeit hier, jedoch vermisse ich es Sachen zu bauen, das was mir am meisten Spaß gemacht hat.

Putzen an sich ist ja kein Ding, das Problem ist jedoch, dass die Ansprüche an die Sauberkeit und Hygiene sehr hoch sind, man muss sich also schon Zeit lassen und vor allem sehr sehr sehr sehr ordentlich sein. Auch die Gräser sind einfach... echt fies.

Momentan ist es die gemeine Schwarzbeere (Blackberry), aber nicht das wir große Handys mit Tastatur ausbuddeln, nein, es sind imense Sträucher die wirklich üble Dornen haben.


Am zweiten Tag haben wir die große Villa, die übrigens auch einen Whirlpool hat, den wir eventuell nutzen können, gereinigt. War schon echt cool, aber auch viel Arbeit. Ich war leider für die Toiletten zuständig und hab heute mal glatt 5 Klos geputzt, aber es sind Edelpötte, also war es nicht ganz sooo schlimm. Es ist aber nicht die Villa, sondern ein anderes Haus, was mich heute besonders beeindruckt hat. Fährt man daran vorbei würde man der Blechhütte vielleicht einen kurzen Blick widmen, sich aber nicht weiter darum scheren. Überall ist Rost, kein gemähtes Gras, das Holz nicht mal gestrichen und die Tür sieht aus wie aus dem letzten Jahrhundert, und das ist kein Kompliment. Alles scheint kaputt, alt, fast unglaublich das man so etwas vermieten will und das auch noch zu Preisen, die einem die Schuhe ausziehen. Steht man davor fühlt man sich erstmal wie im falschen Film. Dann jedoch tritt man einen Schritt näher, für eine Hütte etwas ungewöhnlich hat sie eine Alarmanlage und nach dem eingeben der richtigen Kombination eröffnet sich einem ein Anblick ungetrübter Schönheit. Eine dermaßen schöne Lounge hab ich selten gesehen, steht man noch vor der Tür und hat die Fassade noch im peripheren Sichtfeld erscheint es noch ein wenig unglaublicher. Man tritt hinein und alles scheint perfekt und am richtigen Platz zu sein. Ein Kamin, ein Flachbildfernseher, eine Kingsize Bett und eine moderne Küche runden das ganze ab und die Aussicht ist unbezahlbar. Einmal da möchte man eigentlich gar nicht mehr gehen, man ist wie in einer Traumwelt. Man tritt aus der hässlichen Wirklichkeit in Art Wolke, in der man für einen kurzen Moment den Alltag vergessen kann.

Leider machen wir ja nur sauber und können dort nicht leben, aber es war wirklich eine Offenbarung.

Außen


Innen




Danach haben wir Pause gehabt von nach dem Mittag bis ca. um halb 4. Wir mussten noch eine Stunde Weeding machen, was mir bei den fiesen Pflanzen echt keinen Spaß macht. Eigentlich macht es nie Spaß, aber so ist es noch weitaus schlimmer!

Diese Dornen sind wirklich fies, wir haben nicht mal Handschuhe bekommen um davor geschützt zu sein. Mitten bei der Arbeit spüre ich plötzlich einen stechenden Schmerz in meinem Bein, erst denke ich, dass sich wieder eines dieser Mistgewächste in meiner Hose verhakt hat. Jedoch als ich an mir herunter sehe entdecke ich ein schwarzes Tier auf meinem Bein. Pures Adrenalin fließt durch meine Adern, es fühlt sich an, als würden sich tausend kleine Nadeln durch meinen Körper bohren. Mein Herz schlägt laut und meine Gedanken spielen verrückt:

Was hat mich da gerade gebissen... was passiert jetzt mit mir... was soll ich tun... können die anderen mir helfen... wo ist das nächste Krankenhaus... wo landet eigentlich der Hubschrauber?.

Ich schreie auf, schlage das Tier von meinem Bein und springe zurück. „Something bit me!“, die Worte rollen wie automatisch aus meinem Mund, als hätte ich das schon tausend mal gesagt. Kaira eilt zu mir, sagt mir ich soll ihm das Tier zeigen. Im Schock bin ich darauf getreten, tötet es mich will ich es wenigstens auch getötet haben.

Nach einer kurzer Untersuchung wird klar, dass es keine Spinne war, auch kein giftiges Tier, lediglich eine springende Ameise ist, die aber sehr heftig zubeißen kann. Ich fühle mich schlagartig besser, als ich meine Hose hochkrempel sehe ich, dass sie obwohl der Stoff im Weg war trotzdem die Kraft hatte mir zwei kleine Bissspuren zu verpassen. Es sieht aus als hätte mich etwas gefährliches angegriffen, wenn ich erzähle, dass es nur eine überdimensionale, springende Ameise war klingt die Geschichte nicht mehr ganz so spektakulär.

Vielleicht kann ich mit meiner kleinen Kriegswunde ja bei dem australischen Frauen Punkten, „Guck was ich erlebt habe...“.



Nach der Arbeit, die aufgrund das Kaira keine Lust mehr hatte nur eine Stunde gedauert hat hab ich mich noch ein wenig in die Sonne gelegt, die endlich mal wieder da war und mich hoffentlich diesmal ohne Sonnenbrand ein wenig dunkler gemacht hat.

Jetzt sitze ich gerade ganz entspannt nach einem leckeren selbst gekochten Abendessen und einem guten Film auf der Couch. War ein guter erster Tag und hoffentlich geht es so weiter.

Wir haben auch schon unsere Pläne für Silvester besprochen, ich denke wir bleiben hier, feiern in der Hütte wo die Arbeitssachen stehen, die auch gleichzeitig ein Partyraum ist und beginnen das neue Jahr eventuell ganz gemütlich in einem Whirlpool.

Das Leben kann doch so schön sein...



Der dritte Tag hat ähnlich angefangen wie der Zweite, nur das der Fernseher heute Morgen nicht funktioniert hat, aber das ist ja auch kein Problem, dann hört man halt wie sonst einfach dem Knuspern der Cornflakes zu.

Heute haben wir auch wieder geputzt, geht doch recht schnell immer und wir haben dann einfach mehr Freizeit, haben dann den Rest des Vormittags in unserer Feierlocation verbracht und schon angefangen ein wenig aufzuräumen. Nach dem Mittag gings dann wieder an die Arbeit, wie gestern auch dieses Mistgras entfernen, heute ist aber noch etwas cooleres passiert als gestern.

Als wir mal Pause gemacht haben ist eine Spinne über Perrys Schaufel gelaufen, es war eine mit einem roten Rücken und ich bin mir ziemlich sicher, dass sie giftig war. Wir haben sie gleich platt gemacht, aber trotzdem habe ich heute meine erste giftige Spinne gesehen. Sie hat dann noch wie eine Trophäe an seiner Schaugel geklebt, quasi als Abschreckung für all seine Brüder und Schwestern: „Kommt hier her und ihr werdet geplättet!“

Nach der Arbeit hab ich mich ein wenig hingelegt, ich glaube ich hatte ein wenig einen Sonnenstich, war nicht besonders schön, mir war die ganze Zeit ein wenig übel und ich hatte dauerhaft Kopfschmerzen. Auch nach zwei Stunden Schlaf sind diese nicht abgehauen, zum Glück gibt es ja Painpills!

Heute sind noch andere Wwoofer angekommen, ein Pärchen aus Belgien. Sind echt nette Leute, Steffi und Arno.


Sie haben von ihrem letzten Wwoofhost eine Kamera zu Weihnachten geschenkt bekommen, wir haben uns eindeutig über Weihnachten den falschen ausgesucht!

Achso, umgezogen bin ich auch noch heute, ist hab jetzt ein großes Zimmer für mich alleine mit einem riesen Fernseher und alles was dazugehört, mir gefällt es immer besser hier!



Beim Weeding letztens hatten wir nicht nur das Vergnügen zu einer, sondern gleich zu mehreren giftigten Spinnen. Wir sollten am Fluss wieder Blackberries und andere Gräser entfernten und bis zum ersten überqueren der kleinen Zuflüsse ging alles gut, doch dann standen wir plötzlich mitten in einer Menge von Spinnen, die ihre Netze am Fluss gewebt haben um die Tiere vom Wasser zu fangen. Regungslos standen wir drei Männer zwischen den Fronten und fingen langsam an uns einen Weg daraus zu bahnen. Keine Ahnung wie lange wir dort waren, aber es schien mir eine Ewigkeit zu sein. Die Mädels hatten das erst garnicht bemerkt, standen aber nach unserem Hinweis auch ruhig zwischen den Pflanzen und hielten Ausschau nach Netzen.

Perry nahm die Schaufeln und quetschte sie dazwischen, manche schlug er auch wie beim Baseball ein den Fluss und wenn sie einschlugen riss er die Arme hoch und schrie:

„Homerun!“

Bald kamen wir wieder aus dem Dilemma heraus und nach einem Gespräch mit Bevon stellte sich heraus, dass diese Art von Spinnen gar nicht sooo giftig ist, auf jeden Fall nicht tödlich. Die giftigen sind eher im Wald und das böse ist es sind meist die kleineren die es in sich haben. Roter Rücken, dass ist entscheidend und so eine haben wir ja schon an dem anderen Platz sehen können!

Am 30. ist nicht ganz so viel passiert, wir haben nur gearbeitet und ich musste dann leider wieder aus meinem wunderschönen neuen Zimmer ausziehen. Ich hatte mir schon ein tolles kleinen Reich eingerichtet und musste alles wieder abreißen, nur weil Inder gekommen sind um unser schön geputztes Reich wieder zu besetzten.

Die Belgier waren auch ein wenig enttäuscht, sie hatten sich ja gerade an das schöne Zimmer gewöhnt und mussten gleich schon wieder raus. Aber sie fanden es nicht so schlimm, sind zwar jetzt hier unten in einem Dorm untergebracht, damit können sie aber mehr als zufrieden sein!



Kommen wir nun zum Freitag den 31., er fing wie jeder Tag an.

Um 9 aufstehen, frühstücken und dann putzen, nach einem guten Mittagessen ging es dann wieder ran. Diesmal aber zum Glück nur sehr kurz, Ben meinte doch das es mal fair wäre früher aufzuhören, weil es sau heiß ist und dazu noch Silvester, also scheiß doch drauf. Gesagt getan ließen wir gelassen die Schaufeln zu Boden sinken, warfen uns ins Auto und fuhren wieder zurück zum Haus. Dort angekommen fingen wir an den Abend vorzubereiten, da wir keine Pläne hatten außer im weit entfernten Dorf zu Abend zu essen gingen wir dies mit der gewohnten australischen Gelassenheit an. Erstmal hinsetzen und nichts machen, als ich mich dann weil ja noch so viel Zeit übrig war dazu entschied zu schlafen wurde es letztlich doch ziemlich ruhig.

Einige versackten vor der Flimmerkiste, andere vor ihrem Computer. Ich träumte was das Zeug hält und als ich aufstand wurde ich direkt mit der Frage wann wir denn los wollen konfrontiert. Auf die Frage nach der Uhrzeit raunte die Menge „...halb 7!“, dabei wollten wir schon um 6 los.

Ok, 5 Minuten Dusche und dann auf geht’s, da hatten wir ja noch nicht mit der Hektik der Frauen gerechnet. Das Bad war eigentlich ständig besetzt und wenn nicht gerade der Föhn lief konnte man anderes wildes Gefuchtel hören. Ich habe immer noch keine Ahnung was man da so lange machen kann, aber es scheint ja möglich zu sein.




Als wir dann endlich gegen halb 8 mit Pre-party-bier in der Hand starten konnten fing es auch schon so langsam an zu dämmern. Nicht das es kälter wird, der Wind ist immer noch schön warm, teilweise sogar heiß, aber die viel zu heiße Sonne ist endlich aus dem Sichtfeld.

Wir liefen und liefen und schienen gar nicht von der Stelle zu kommen, der Weg zog sich wie Kaugummi. Wir sahen ein Haus, irgendwo im Nirgendwo und es stand zum Verkauf. Es sah gar nicht so schlimm aus, ein wenig Reparatur würde es schon wieder glänzen lassen, auch das Grundstück war groß. Normalerweise stehen auf den Sale-Schildern ja keine Preise, um die Leute zu locken. Hier jedoch anders, für mich eher eine Verzweiflungstat:

18 000 Dollar umgerechnet etwa 12 000 Euro für ein ganzes Haus und Grundstück.Wir verweilten eine Zeit, dachten darüber nach zu kaufen... war dann aber doch zu krass und wir setzen tapfer unseren Weg fort.



Selbst nach dem Ortsschild „Noojee“ ging es noch weiter und weiter, nach einer Stunde laufen waren wir endlich angekommen.

Ben hatte in der Zeit sechs Jim Beam Cola gekippt und hatte schon leicht einen sitzen, Kathrin hat auf den letzten Metern ihre heiligen Flip-flops, die sie von ihrem Freund bekommen hat, hingerichtet und war ein wenig betrübt, aber das lies uns noch nicht aus der Bahn werfen. Naja, ich war schon ein wenig traurig...


Endlich in der Bar angekommen waren dort auch einige Jugendliche, in deren Feiercliquen wir uns gerne eingeklingt hätten, aber erst einmal stand etwas anderes im Vordergrund:


Essen!


Nach einem superleckeren Cheeseburger, der echt groß war hielten wir Aussschau nach der richtigen Truppe, doch scheinbar waren alle nur da um zu essen und nicht um zu feiern.



Die Bar wurde leerer und leerer, langsam sank die Laune, auch bei dem Gedanken, dass wir den ganzen Weg noch zurück laufen müssen. Wir gaben auf, hier bleiben wir nicht, wir gehen wieder heim und feiern dort gemütlich. Eine Frage stand noch offen, Taxi oder laufen. In Noojee gibt es sicher kein Taxi, wenn dann müsste eins von einer anderen Stadt kommen und die Anfahrt kostet auch nochmal! Beim grübeln dachten wir alle nicht an die australische Gastfreundlichkeit, doch dann legten wir zusammen und hofften auf einen netten Australier, der uns vielleicht ein Stück mitnehmen konnte.



Wir konnten es nicht fasse nach nur so kurzer Zeit jemanden gefunden zu haben, selbst das Geld wies er dankend zurück und wünschte uns noch ein gutes neues Jahr.

Im trauten Heim konnten wir erst unseren Augen nicht trauen, schon in der Bar hatten wir bemerkt, dass heute unheimlich viele Mücken und Käfer unterwegs sind. Die Straßenlaternen waren kaum zu sehen, das war echt heftig. Wir hatten leider vergessen, das Licht in der Küche auszuschalten und so hatten sie auch dieses brennende Birne als ihren Mond angesehen und sind wie verrückt in dessen Richtung geflogen. Unter der Tür ist ein kleiner Spalt, was ihnen sehr gelegen kam und den sie auch prompt nutzten. Die ganze Küche war voller Tierchen und auch die Wand von außen war übersät mit Mücken und Käfern aller Art. Die Tür geschlossen und mit einem Handtuch abgedichtet konnte die Party im Wohnzimmer weitergehen. Jedoch entpuppte sich die Party ein wenig Stimmungslos, auch ich war ein wenig überfordert auf englisch die Stimmung hochzureißen. Es wurde eher ein gemütlicher Abend, auch ging es mir und den Belgiern nicht so gut, weil wir das Wasser hier nicht vertragen. Arno ist schon früh ins Bett und seine Freundin ist ihm bald gefolgt, sie sind zwar dann um 12 mal raus gekommen, aber auch nicht für lange. Bis dahin haben wir meist Fernsehen geguckt, es war ein wenig lahm. Auch Wein, 50 Dollar teurer Jack Daniels und Bier konnten die Stimmung warum auch immer nicht reißen.

Nach 12 sind alle so um halb 1 in ihren Zimmern verschwunden, ich gab mich damit nicht zufrieden und hab wenigstens noch bis 2 Uhr einen Film geschaut, das war vielleicht das langweiligste Silvester was ich je hatte, aber was soll man machen wenn so viel schief geht.



Der 1. sollte eigentlich ein ruhiger Tag mit ausschlafen und Kater regenerieren werden, stellte sich dann jedoch als viel besserer Tag als Silvester heraus. Meine Uhr ist anscheinend immernoch ein wenig umgestellt. Ich wollte gerade anfangen auf meinem PC etwas zu schreiben, da haut mich Perry an runter zum Fluss zu gehen. Nachdem wir uns erstmal eine Stunde lang unter einen Baum gelegt und geredet haben, entschieden wir uns dazu in de Fluss zu gehen.

Hose hoch und Schuhe aus standen wir schon drin und als wir gerade wieder zurück wollten schlug ich vor, lass uns den Fluss überqueren. Auf der anderen Seite gab es ganz im Gegensatz zum eiskalten Wasser wunderbar warmen Schlamm, der sich wie eine professionelle Fußmassage anfühlte. Ein riesiger Baumstamm lag an der Seite, Männer wie wir nun mal sind dachten wir, dass wir den Stamm bewegen können, doch auch mit aller Macht bewegte sich der Stamm keinen Millimeter.

Wir, besser gesagt Perry hatte eine dumme/gute Idee: „Lets make a challenge, we walk all the way through the river to the bench over there!“ (die „bench“ ist ein 20 Meter entfernter dicker über dem Fluss hängender Ast)


Meine Worte dazu: „Challenge accepted!“


Wir fingen an zu laufen, nach kurzer Zeit taten uns die Füße so weh und wir verurteilten seine Schuhe kurzerhand dazu jetzt Flussschuhe zu sein. Jeder einen Schuh kämpfen wir uns Schritt für Schritt zum besagten Ast, endlich angekommen lagen wir sicher eine halbe Stunde darauf.



Dann versuchten wir den Baum zu erklimmen, schafften es aber nur bis zum nächsten Ast und mit dem Baum zu winken. Wieder im Wasser und auf den fiesen Steinen dachten wir es wäre besser Schuhe zu haben, also warum keine bauen! Wir banden uns Äste und Gras um die Füße und hatten so perfekte Schuhe, mit denen wir hätten bis nach Hause laufen können. Ich wollte auf meinen sogar einen Swoosh drauf malen, aber dann hätte ich sicher Ärger mit Nike bekommen!

Nach diesem super Erlebnis im Fluss haben wir Batman geguckt und danach durfte ich wie immer kochen. Ich hab das jetzt schon echt ganz gut drauf, ich hab schon Chickennuggets selber gemacht, Hänchen in Worcestershiresoße (selbst die erfahrenen Englischsprecher werden an diesem Wort scheitern, es heißt ausgesprochen „Wusterschier-soße“, warum das erste „ce“ weg lässt weiß ich auch nicht, ist aber so) Steakpfanne mit Zwiebeln und Gemüse, alles sehr lecker!


Am Sonntag den 2. hatten wir auch wieder Spaß, einfach nicht mehr zu toppen.

Wir haben uns entschieden und auch schon lange vorher geplant, dass wir an diesem Sonntag alle zusammen zum nicht ganz so weit entfernten Wasserfall zu laufen. Wie am ersten Mai versammelten sich alle brav vorbereitet, die Rübe eingeschmiert und das eiskalte Bierchen in der Hand vor der Tür, eine lustige Stimmung kam auf als wir unseren langen Tagesmarsch antraten. Den Hut auf dem Kopf und die Nase im Wind zogen wir hinaus um den nahe liegenden Urwald unsicher zu machen. Nachdem wir den für uns bekannten Bereich verlassen hatten sahen wir nach langer Zeit mal wieder etwas mehr vom Land als nur den Blick aus dem Fenster oder den flüchtigen Blick aus dem Auto morgens früh wenn wir zur Arbeit fahren. Es fühlte sich wirklich an wie als würde man mit seinen Leuten im Frühling los ziehen um sich mal wieder eine Portion Natur rein zu fahren und den Anfang der schönen Wärme mit einen paar leckeren Bierchen zu begießen.

Das Problem war nur, wo sind wir eigentlich, wo müssen wir hin und wie lang geht der Weg?

Keiner wusste das, es war immer die Rede von einer Stunde hin, 40 Minuten dort herum und dann wieder eine Stunde zurück, insgesamt also drei volle Stunden, aber auf keinen Fall mehr.

Gehört, geglaubt! Ha, verarscht!

Nach einer Stunde standen wir immer noch mitten im Nirgendwo, keine Menschenseele auf der Straße. So hab ich mir Australien vorgestellt:

Stundenlange Kilometermärsche durch den Urwald und die Wüste, auf den Knien graufen und ächzend nach Wasser stöhnen. Fatamorganas bauen sich vor einem auf, man träumt von kaputten Autos, die einfach so in der Wildnis stehen und Pferden, die einem die Hand lecken.

Schmetterlinge küssen sich sanft in der Luft, die Strecke scheint unendlich, doch trotzdem hat man ein Ziel von Augen. Das Wasser, dass neben einem sanft ins Ohr flüstert führt uns zu Quelle und letztendlich zum wunderschönen Wasserfall. Wir gehen weiter, so weit uns unsere müden Füße tragen und erreichen dann doch nach so langer Zeit den atemberaubenden Platz aller Plätze hier in Noojee:

Den Wasserfall.

Zwei Strecken führen uns herum, wir entscheiden uns für die Steile für hoch und die Sanfte für herunter, auf halber Strecke entscheiden Perry und ich uns einen schönen Wanderstock zu suchen. Nach einer Zeit werden wir fündig, mit Stock lässt sich weitaus einfacher und schneller laufen.

Hier ein Foto von mir im Dschungel


Wir kommen an einen schönen Platz um Fotos zu machen. Der irre Belgier will es mal wieder wissen und springt mutig von einem Stein zum anderen. Beinahe landet er in den Stromschnellen, posiert aber im nächsten Moment schon wieder für die Kamera. Er ist ein belgisch und französischer Rennfahrer und fährt Cup-cars, größtenteils den Renault Clio Cupversion, irres Auto. Klar das er hier von Stein zu Stein hopst, er muss sich seine nötige Adrenalindosis woanders holen.

Beim ersten Wasserfall haben wir dann nochmal angehalten, ein schöner Platz und es wurden wieder massenhaft Fotos geschossen.





Wir entschieden uns weiterzulaufen, quer durch den Dschungel zum anderen Wasserfall. Nach kurzer Zeit angekommen standen wir vor etwas so schönen, das man selten zu Gesicht bekommt. Mitten im Nirgendwo schlängelt sich dieser Fluss quer durch den dicksten Urwald und genau an dieser Stelle hat es die Perfektion an Schönheit erreicht. Chinesen machen Fotos, stehen unten am Wasserfall und sind sogar todesmutig mit ihren jüngsten auf dem Arm über die Felsen geklettert nur um ein schönes Foto zu bekommen. Kurz benommen verweilen wir einen Moment, lassen den Moment auf uns wirken und warten bis die anderen ihren Weg vorsetzen um auch ein schönes Foto zu bekommen.

Das was vierjährige können kriegen wir auch hin, springen über die Abgrenzung und stellen uns für ein schönes Foto unter der Wasserfall.



Ben, unser jüngster aber derbster Adrenalinjunkie treibt es mal wieder auf die Spitze, drehen wir uns weg und gucken wieder hin steht der dunkelhaarige Mohawk plötzlich oben auf der Spitze und sagt, dass es einfach wäre da hoch zu gehen.

Perry und ich gucken uns an, zugleich springen wir auf und versuchen Ben zu folgen.

Hoch war es wirklich einfach, aber der Weg nach unten sollte die größten Schwierigkeiten bereiten. Einmal auf dem Weg gab es kein zurück mehr, wer will den hier kneifen. Nach einiger Zeit kamen wir an, sahen Ben ohne T-Shirt im Wasserfall stehen. Arno machte fleißig Fotos und Perry und ich warteten auf unseren Moment. Die Mädels waren mittlerweile auch mutig genug mal über die Grenze zu hüpfen, standen sie jetzt gefühlte 5 Meter unter uns und machten dort Fotos, sie konnten uns nicht sehen und so auch nicht das, was Perry und ich nach unserem Auftritt im Wasserfall zusammen gemacht haben. Dazu nur ein kleines Sätzchen:

Der Dschungel weiß jetzt wo der Yeti wohnt!



Nach einem zitternden und echt miesen Bergab traten wir den Rückweg an und kamen auch relativ schnell wieder aus dem Wald heraus. Das Problem war nur, dass wir auch wieder die komplette Strecke zurück laufen müssen. Wir überlegten und kamen zu dem Schluss, dass Ben losfährt um das Auto zu holen. Laufen können wir immer eine Strecke und für den Rückweg haben wir immer eine andere passende Lösung gefunden. Nach kurzer Zeit kam er dann auch schon, natürlich sind wir ihm ein paar Meter entgegen gelaufen, komisch war nur, dass wir für die Strecke zu Fuß so lange gebraucht haben und mir dem Auto waren wir wirklich in 5 Minuten wieder Zuhause.

Nach einem reichlichen Abendessen, wieder mal von mir gekocht, haben Perry und ich uns nach einer Weile am Fluss dazu entschieden Sterne gucken zu gehen. Nicht einfach nur in den Himmel schauen, in der anderen Hütte waren Teleskope und die wollten wir natürlich nutzen. Also hamsterten wir Proviant bestehend aus Toblerone und Wein, holten noch schnell die Kamera und traten den langen Weg bis zur anderen Hütte an.

Es lief sehr gut und bis auf ein paar verwirrende Geräusche aus dem Wald hatten wir keine Probleme auf der gepflasterten Straße, als wir dann auf den unbefestigten Wegen unsere Reise fortsetzten, fielen mir auf einmal ein komischer Schatten hinter mir auf. Auch als ich weiter lief folgte mir der Schatten und ich fragte Perry was das ist. Er drehte sich um und hatte den selben Schatten. Erst guckten wir uns fragend an und dann fiel es uns wie Schuppen von den Augen, wir hatten uns in Spinnennetze verhakt! Wir schrien und rannten wie der teufel, warfen unsere Jacken auf den Boden und untersuchten uns Gegenseitig nach Spinnen. Nochmal Glück gehabt, den kommenden Weg hielten wir die Augen offen, diskutierten erst noch ob wir langsam gehen oder rennen sollen. Wir entschieden uns für langsam, was aber nicht die beste Möglichkeit war. Nach ein paar Metern ging Perry vor und ich konnte sehen wie er sich im nächsten Netz verhakt, er rannte wieder los und die selbe Prozedur noch einmal.

Wieder auf dem Weg liefen wir jetzt nun Meter für Meter wie paranoid nach den Spinnen guckend und immer nach dem höchsten Ast Ausschau haltend langsam bis zur Hütte. Davor stand ein Baum mit sehr tiefen Ästen, aber zum Glück keinen Spinnen. Würde man das in Deutschland machen, wäre das kein Problem, die Spinne einfach abgeschüttelt und die Reise würde weitergehen, bei den Spinnen hier hat man keine Ahnung ob man noch lebt wenn sie einen beißen, Hilfe wäre ja nicht so weit weg, aber kommt man dann durch?

Wie in einem Horrorfilm knarrte die Tür als wir sie langsam öffneten, ein Schwall kalte Luft trat aus ihr heraus. Die Teleskope standen eine Etage höher, die knarrende Treppe jagte uns nochmal Angst ein und die Taschenlampen schwenkten immer wieder schnell von links nach rechts, immer auf der Suche nach dem achtbeinigen Tod. Die Teleskope standen vor uns, wir haben es geschafft. Eilig trugen wir sie herunter und putzten den sich lange angesammelten Staub weg. Es konnte losgehen, wir gingen raus, stellten sie auf und versuchten etwas zu sehen, lange drehten wir an den Rädchen, polierten mal wieder die Linse oder richteten neu aus, aber kein Stern schien durch die Blechröhren klar vor unser Auge zu treten. Wir hatten auch nicht viel Ahnung davon, aber sehen konnten wir wirklich gar nichts. Auch war der Ort ein wenig Angsterregend, da wir ja dort stehen mussten, wo kein Licht hinkommt. Enttäuscht stellten wir die Teleskope wieder zurück, hatten wir uns doch von dem Trip so viel mehr erwartet als wir letztendlich bekommen haben. Wir traten den Rückweg an und hofften nicht nochmal einer Spinne über den Weg zu laufen, alles ging gut und wir waren wieder auf der Straße. Dort sah ich jetzt neben den leuchtenden Reflektoren der Straßenbegrenzungpfähle zwei weitere leuchtende Objekte, die nach kurzem Verweilen wieder verschwanden und sich auch nicht mehr zeigen sollten. Erst als wir die Stelle wo das Tier war passierten und in den Wald leuchteten erschien es wieder und blieb jetzt auch stehen. Diesmal konnte Perry es auch sehen und wir leuchteten und guckten. Wir bewegten uns nicht, es bewegte sich nicht, als ich versuchte etwas näher zu kommen um zu sehen was sich dort befindet machte das Tier kehrt und lief zurück in den Wald. Wir zogen es auch vor weiter zu ziehen und darauf zu hoffen, dass uns das Tier nicht folgt.

Wieder daheim starteten wir einen Film, Apollo 13, den ich aber gnadenlos verschlief und mich dann so gegen eins ins Bett quälte.



Nach einem langen Arbeitstag am 3., bei dem wir mehrere Male bis zu unserem Haus und zurück gelaufen sind hatten wir erstmal genug, keine Flusserkundungen heute obwohl wir das eigentlich geplant hatten. Diesmal auch mit besserer Ausrüstung, aber Perry sank einfach auf dem Sofa nieder und entschied sich dazu heute mal nichts sinnvolles zu machen!


Es war auch vorerst der letzte Abend mit Cat, morgen wird sie gehen und dann werde ich sie erstmal nicht mehr wiedersehen. Eine Ära geht zu Ende und was mit einem Glas Nutella begann...


kleiner Exkurs:

In Melbourne im Hostel ging ich eines Morgens zum Frühstück, nichts erwartend setze ich mich an einen Tisch, den gerade eine hübsche Dame verlassen hatte. Nun saß ich da, ganz alleine mit meinem Glas Nutella, dass mir meine ersten Kollegen Simon und Sebastian geschenkt hatten. Ich konnte es nicht fassen, als sich das Mädel doch mir wieder gegenüber setze und mich nun ein wenig musterte. Nach einer Weile fiel ich Blick nichtsahnend auf mein Glas Nutella, dass immer noch mit Simon etikettiert war. Sie guckte mich an und sagt:

„Are you kidding me? Du bist Deutscher oder?“

Mit diesem Satz fing alles an, danach entschieden wir uns zu Wwoofen und reisten zusammen bis jetzt, das alles wäre ohne Nutella nie passiert. Es wäre aber auch nie passiert, wenn ich nicht so gerne auf dem Dach gewesen wäre, Simon und Sebastian angesprochen hätte, weil sie etwas aus einem Beutel trinken. Es war nicht wie ich erst vermutete Apfelwein, weil das Behältnis das selbe war, sondern Goon, billiger Wein! Als sie nach Neuseeland abreisten schenkten sie mir ihre Lebensmittel, da man die nicht mitnehmen darf und das Glas Nutella führte mich dann zu Cat.

Irre... danke, dass es dieses cremige braune Wunder gibt!


...sollte jetzt erstmal ein Ende finden. Viele Dinge haben wir geteilt, uns immer geholfen auch wenn es manchmal nicht ganz so leicht war haben wir uns doch super verstanden. Ich konnte mich immer auf sie verlassen, deutsche Qualität, die wenn sie etwas anfängt es auch immer durchzieht, ihren Weg geht und wenn sie etwas plant man sich sicher sein kann, dass es funktioniert.

Zwar sollte sie manche Sachen eher mit der australischen Gelassenheit angehen, aber das ist nun mal einfach nicht ihre Art. Es fällt mir nicht leicht dieses guten Partner jetzt gehen zu lassen, aber wir müssen jetzt unseren eigenen Weg gehen. Sie trifft ihren Freund und ich treffe meinen, nur das ich mit Nico nicht vorhabe zu schlafen!

Alles hat bisher doch echt gut gepasst, aber es ist schon sehr komisch jetzt wieder alleine hier zu stehen und sich nicht zur Seite drehen zu können um zu wissen, dass auch wenn alles schief geht man immer noch einander hat.

Danke Kathrin, ich danke dir für eine tolle Zeit, wünsche dir ganz viel Erfolg auf deinem Weg und werde die Zeit nie vergessen, in der ich mit dir einen Monat lang, außer einen Tag, ein Zimmer teilen durfte. Doch auch nach dem einen Tag hat uns das Schicksal wieder zusammengeführt und ich hoffe, dass es das nach der Zeit mit deinem Freund auch vielleicht wieder so sein wird. Gelernt habe ich hier schnell und auch zu wissen, dass man diesen Weg nie beeinflussen kann, wenn es so sein soll, dann treffen wir uns wieder uns spätestens in Deutschland wird das der Fall sein.

Tschüß kleines Kätzchen :(



Mein letzter Tag in Noojee war wirklich sehr schön, erst haben wir wie immer gearbeitet aber irgendwie ging mir alles viel leichter von der Hand als sonst. Wir haben größtenteils geputzt, was mir auch ganz recht war, denn das Weeding mit dieser verdammten Schwarzbeere macht echt keinen Spaß. Überall scheint diese Mistpflanze ihre Samen gesät zu haben, denn man sieht einen stachligen Ast nach dem anderen und weiß manchmal echt nicht von man anfangen soll. Etwas handwerklich unbegabte Leute, mit denen ich auch schon gearbeitet habe, verzweifeln ganz gerne daran und rennen von links nach rechts um mal und mal da eine Pflanze zu bearbeiten.

Aber was würden wir Wwoofer nur ohne diese Pflanze machen, wagen Behauptungen zufolge ist die Wwoofingorganisation überhaupt aus dem Hass gegen diese Pflanze ins Leben gerufen worden und Arbeiter aus aller Welt sind dazu auserkoren sie zu vernichten. Natürlich nur da wo sie keine Früchte trägt oder nicht gewollt ist, aber sonst nur deswegen.

Hat man Spaß bei der Arbeit ist das alles auch garnicht so schlimm. Man nimmt es in Kauf, umsonst wohnen und essen, da hat man schon mal ein paar Wunden, was soll man sonst geben außer Blut und Schweiß, aber zurück zum eigentlichen Part:

Wir haben also nur geputzt und als wir damit fertig waren sind Perry und ich gleich wieder zum Fluß um diesmal eine größere Strecke zu laufen, wir haben weit vorne angefangen und uns zum eigentlichen Einstiegspunkt vorgearbeitet und ich kann wirklich sagen, das Wasser war saumäßig kalt. Vorher haben wir noch auf einem Baum gesessen und uns gesonnt, ihn danach auch noch beklommen. In dem Fluss liegen wirklich viele Bäume, sind irgendwie alle umgefallen und keiner kümmert sich darum. Dann sind wir ins Wasser. Wir hatten so einen Spaß und haben nur Mist gemacht, ich musste mich ständig kaputt lachen, weil wir immer wieder den französischen Akzent von Arno nachgemacht haben. Er hat so seine Sätzchen, die er immer wieder raus haut, wie zum Beispiel:

„It's all right, you can do that!“

„No problem!“

Und jeder zweite Satz fängt eigentlich mit „Normally...“ an, nur das er bzw. die beiden nicht normal betonen. Es ist für sie mehr ein Name, eine in Asien Lebende Amerikanerin namens Norma Lee, der Hammer. Als wir grade so richtig am feiern war stand er auf einmal neben dem Fluss und saß auf seinem Fahrrad, wie ist er nur so schnell dahin gekommen. Wir haben ihm geraten auch rein zu kommen, aber irgenwie wollte er nicht.

Als wir weiter gegangen sind wurde es an einer Stelle immer tiefer und tiefer, nur mit Hilfe konnte man da wirklich wieder raus kommen und die Strömung war unglaublich heftig. Keiner von uns hat sich getraut bis ganz unten zu gehe, wir hatten dann doch ein wenig Schiss. Wieder aus dem Wasser haben wir wieder einen super genialen Film geguckt, diesmal was es Mister Bean in Holiday.

Abends kam dann die ultimative Krönung, ich hatte Kathrin noch voraus beschworen, dass alles besser wird wenn sie geht und wir alles machen dürfen, und so war es auch.

Erstmal haben wir zusammen gekocht und Perry und ich haben das Spiel gespielt, in dem man einen anderen dazu bringen muss einen Satz zu sagen und unsere Aufgabe war, Arno dazu zu bringen „It's all right!“ zu sagen. Das Problem war nur, dass wir ständig lachen mussten wenn wir ihn gesehen haben und so war es nicht möglich, keiner hat es geschafft und erst am nächsten Tag hat er es wieder gesagt, aber es war keiner von uns, der ihn dazu gebracht hat.

Abends sind Perry und ich das erste mal in den Whirlpool, vorher durften wir nicht, weil die Villa immer besetzt war. Aber jetzt hatten wir uns das Auto geschnappt und sind los, es war wirklich jede einzelne Pflanze, jeden Fleck und jedes Körnchen Staub wert, dass ich in der letzten Woche entfernt hatte. Entspannt bis zum geht nicht mehr haben wir uns dann nochmal ins Auto gesetzt, sind zu den Wohnungen gefahren und haben uns auf eine Couch, auf der man sich zurück lehnen kann, gesetzt und gemütlich Film geschaut. Wahnsinn, was für ein Abend, nein, was für ein Tag!

Auf dem Rückweg haben wir noch ein Possum auf der Straße gesehen, Perry hat gesagt, dass wenn uns das passiert wäre wenn wir nicht im Auto sind er nicht wissen würde, was er machen soll. Er hätte es glaube ich getötet!

Achso, auf der linken Seite fahren ist garnicht so unglaublich wie ich mir das eigenlich vorgestellt habe. Es ist schon komisch, aber da man auf der rechten Seiten sitzt scheint alles ganz normal, bis auf die Tatsache, dass man mit rechts schaltet. Alles echt komisch, aber man gewöhnt sich so schnell daran, dass es echt kein Problem ist. Auf der richtigen Straße bin ich noch nicht gefahren, aber ich denke auch, dass das kein Problem darstellt.

Es gibt ein paar Sachen, die man beachten muss, wie zum Beispiel blinkt man an kreiseln und benutzt sie als wären es einfach viele Kreuzungen. Fährt man die erste Ausfahrt, blinkt man links, fährt man die zweite blinkt man gar nicht und bei der dritten blinkt man rechts, es ist schon ein wenig verwirrend, auch ist hier links vor rechts und nicht rechts vor links, was mir aus politischer Sicht ganz recht ist.


Den letzten Morgen habe ich auch mit Arbeiten verbracht und als die Anderen nach dem Mittag wieder ran mussten habe ich mich verabschiedet, Perry verssprochen, dass wir uns wiedersehen und habe ich meine Sachen gepackt. Es ging echt schnell, ich denke, dass ich langsam ein wenieg Routine da rein bekomme, aber trotzdem verlasse ich jeden Ort mit dem Gefühl etwas vergessen zu haben. Vielleicht ist das normal aber ich hoffe, dass das irgendwann weg geht wenn ich oft genug gepackt habe. Bei Beth wär es mir ja beinahe passiert, ich hatte dieses Szenario auch schon geträumt, mein wichtigstes Kleidungsstück, den heiligen Hut hätte ich beinahe auf meinen Tisch liegen lassen. Zum Glück hat Kathrin ihr geschultes Auge nochmal über unser Zimmer fliegen lassen und entdeckt, dass mein Hut noch da ist.

Ben hat mich nach Noojee gefahren, obwohl wir eigentlich da wohnen ist die Stadt an sich nochmal ein wenig entfernt. Ich hatte kein bares Geld mehr und wollte mir von Ben noch ein wenig Geld leihen, damit ich den Bus bezahlen kann. Als er sich nach dem Verabschieden wieder ins Auto gesetzt hat ist es mir dann wieder eingefallen, er zückt also sein Portmonee und... es ist leer. Auch nach dem wühlen in seinen Taschen findet er keine Mücke. Ich frage den Busfahrer ob wir kurz warten können, weil ich mein Geld vergessen habe und er mir noch ganz kurz etwas holen muss. Er sagt ja, aber es gehen wirklich nur fünf Minuten. Ben steigt ein, tritt voll aufs Gas uns rast los. Ich stehe vor dem Bus, der Fahrer bittet mich schon meine Sachen in den Bus zu legen und wir warten gespannt auf das blau/braune Auto. Nervös guckt der Fahrer immer wieder auf die Uhr und dann mich an, nach einiger Zeit kommt Ben wieder um die Ecke gerast, zückt 5 Dollar und sagt es sei ok so. Ich bedanke mich sehr herzlich und steige ein, der Fahrer guckt mich immer noch an, denn es fehlen noch 60 Cent, was ich nicht gleich realisiere. Ich krame nach meinem Portmonee, zum Glück habe ich noch etwas Geld übrig und wirklich mit den letzten Münzen füllt sich der Betrag. Alles klar, es geht los.

Der Bus ist voll, wahrscheinlich etwas ungewöhnlich für diese Gegend, denn alle wundern sich wo die ganzen Menschen herkommen. Auch als in einer anderen Stadt zwei Menschen zu steigen scheint das für alle etwas sehr besonderes zu sein. Ich frage den Fahrer ob wir am Bahnhof halten, er sagt nein, fährt mich aber trotzdem noch kurz hin, weil er ehh daran vorbei kommt. Eine wirklich nette Geste, das findet man in Deutschland sehr selten. Ich steige aus, verabschiede mich per Handschlag und der nette Mann wünscht mir für meine weitere Reise alles Gute.

Ich setze mich ein wenig an den Bahnhof, Zeit habe ich ja noch genug bis es weitergeht. Tagebuch schreiben habe ich übrigens Momentan größtenteils auf den PC verlegt, ich schreibe darauf irgendwie einfach lieber. Ich helfe Leuten weiter, unterhalte mich mit einem jungen Mann und gehe dann in den Bahnhof um zu fragen, wo mein Bus abfährt. Nicht wie der junge Mann gesagt hat hier, sondern ich muss ein paar Meter laufen, was mir aber gut gefällt. Doch nicht alles was er gesagt hat ist nutzlos, ich folge seinem Rat und gucke mir ein wenig die Stadt an, die Gelegenheit bietet sich ja. Doch diese Stadt ist, obwohl sie größer ist, genauso langweilig wie die 250 Einwohnerstadt Noojee. Ich kann ja den Moment nutzen Geld zu holen, etwas zu essen und mal Nico anzurufen. Er sitzt gerade beim Essen wir reden eine Weile und ich lege mit einem Lachen auf dem Gesicht auf, weil ich weiß, dass wir uns schon Morgen sehen werden. Endlich wieder ein bekanntes Gesicht. Nach meinem Abendessen bei Subway warte ich auf den Bus, ein junges Mädchen sagt mir hallo, warum auch immer, die Leute sind einfach nett hier.

Jetzt biegt der Stahlkolos um die Ecke, ich steige ein, ohne Ticket, denn ich habe im Internet gebucht und muss lediglich meinen Namen sagen um einzutreten. Der Bus ist leer und nach dem ersten Halt ohne Aussteigen entschließe ich mich dazu bei dem nächsten mir mal die Füße zu vertreten. Ich sehe einen Mann, der aus dem Bus kommt auf eine Frau einreden, die ihn wie ich an ihren Gesichtsausdruck erkenne nicht versteht. Als ich ein wenig näher komme höre ich deutsche Worte, ein Schweizer, der anscheinend kein Wort Englisch spricht versucht der Dame irgendwie klar zu machen, dass er zwei Stunden früher ankommen muss, weil das ja so in seinem Plan steht. Er fragt mich doch ich habe ja selber keine Ahnung davon, meine Devise war einsteigen und Ankommen. Nun stehen wir da, mal unterhalte ich mich mit ihm auf Deutsch, mal mit ihr auf Englisch, ich muss die Fragen übersetzen, die er sie fragen will und Rachel, übrigens ihr Name, und ich kommen zu dem Schluss, dass der Mann ein wenig verrückt ist. Er trägt Hosenträger und ein dreckiges Hemd, kommt nach Australien und spricht kein Wort Englisch, das muss verrückt sein!

Nur ein kleiner Duden in seiner Tasche hilft ihm in der Not weiter, aber dann versteht man ja noch lange nicht die Antwort. Keine Ahnung wie er das bis jetzt hin bekommen hat, aber er verständigt sich wie ich sehen kann mit Händen und Füßen, ein lustiger Kerl. Selbst wenn er mir etwas erzählt kann ich durch sein Schweizer-deutsch nicht alles verstehen, er geht aber knallhart davon aus und erwartet immer wieder eine Antwort. Den ein oder anderen Brocken versteh ich, sage ihr dann aber wieder, dass es teilweise leichter ist einen Australier vom Land zu verstehen als ihn.

Was ich nicht verstehe nicke ich einfach freundlich ab, er wird schon recht haben.


Goodbye Perry


5 Kommentare:

Lisi hat gesagt…

Wow, wirklich viel zu lesen, aber es hat sich gelohnt :)
zu so vielen stellen wollte ich mir etwas merken und meinen senf dazu geben aber jetzt fallen mir nurnoch so wenig sachen ein.
ich frage mich zb wieso man sich vorstellt, von einem pferd die hand geleckt zu bekommen? :D
wenn dir das in australien nicht passieren sollte, kann ich ja mal bei dir mit pferd vorbeikommen, mich verstecken und dann stellst du dir einfach vor es sei ein wildpferd - mit sattel!

Bei der stelle mit den spinnennetzen, in die ihr immer reingelaufen seid, musste ich lachen, das Kopfkino dazu und die Erinnerung an deine oft übertrieben lauten schreie sind grandios :P

Achso und da fällt mir wieder ein, dass ich am anfang nach einem Bild von den Springenden Ameisen gegoogled hab - wusstest du, dass es ein Ameisenwiki gibt? dieses internet ist verrückter als dein Schweizer!

Possums sind wirklich hässliche Tiere!! Ich würd sie auch überfahren ;> Aber im Leipziger Zoo gibt es jetzt Heide - das schielende Possum - Sie hat schon 34000 Fans bei Facebook!

So liebster, jetzt mach dir eine schöne Zeit mit Nico und berichte weiterhin fleißig davon! :)
Beste Grüße aus dem endlich wieder abtauenden Deutschland =* <3

Paul hat gesagt…

Alter was solln das soviel zu schreiben :D
hat mcih ja ne halbe ewigkeit gekostet das zu lesen, hinterher hab ich mich alledings gefreut, klingt geil alles!
das mit den spinnen kann man sich garnicht so vorstellen hier, krasse sache...
die bilder sind auch cool,
und freut mich dsa du der welt mal wieder zeigen konntest wo der yeti wohnt :D

Ein anderer Inder hat gesagt…

Film gucken brauch ich jetzt wohl nicht mehr :-)
Da haben dir die Inder dein Zimmer weggenommen, ja? Ach diese Inder... :-)
Schön mal etwas neues zu lesen und zu lang gibt's da nicht.
Beste Grüße

Kai hat gesagt…

ooohhhhhh... wir haben hier in Sydney bisher nichts produktives geschafft außer eine E-Mail geschickt... und grad hab ich so einen fetten Schädel, überkrass!
Ich fühl mich als hätte ich mit einem Känguru geboxt!

J.R. hat gesagt…

Jaaa also irgendwie hat Nico eure begegnung schöner beschrieben und ansonsten frag ich mich wo deine schreibfaulheit auis Schulzeiten geblieben ist... unfassbar man... ich hab zwischen drin dreimal auhören müssen weil ich soviel zeit am stück garnicht hab du Arsch...

Ahh alles in allem hn riesen Verbrechen.