Montag, 31. Januar 2011

The Roadtrip

Wir haben es endlich geschafft Shitney hinter uns zu lassen. Aber nicht nur das wir es verlassen haben, sondern auch wie war wirklich gut. In Canberra angekommen und mit dem Plan weiter in den Süden zu ziehen haben wir nur mal spaßeshalber auf die „Auto-zurück-zum-Ursprungsort-zurückbringen“-Homepage, oder kurz relocating website, geschaut und gesehen, dass wir ein Auto von Sydney nach Adelaide bringen können. Nicht lange gezögert haben wir das Angebot war genommen und das Auto für sage und schreibe einen Dollar pro Tag gemietet. Jetzt hatten wir noch eine Woche Zeit wieder zurück nach Sydney zu kommen und unser Auto in Empfang zu nehmen. Nach dem wunderbaren Kreisel, den wir gedreht hatten, waren wieder zurück, zurück in der Nuttenstraße und dem ganzen Dreck, den wir eigentlich vorhatten hinter uns zu lassen. Nach einer letzten Nacht in unserem Lieblingshostel mit den ganzen Asiaten war es endlich so weit. Ich setze mich Morgens in den Zug und folgte der Anleitung um zur Straße zu kommen wo das Auto stand. Google Maps hatte mir gesagt, es wäre Nahe dem Strand... nach viel suchen und einem aufgebrachten Telefongespräch mit dem Vermieter war klar:

Hier bin ich falsch!

Wieder mit dem Bus zum Bahnhof gefahren musste ich mehr als eine Stunde fahren um dort hin zu kommen. Der Vermieter war nett und auch noch Deutscher. Nach einem fast ewigen Gespräch über das Auto und gefühlten tausend Unterschriften war es endlich so weit und wir hatten unser Auto.



Einen Jeep mit allen Schikanen: Spülbecken mit Wassertank, Küche, Schränke, Töpfe, unheimlich viel Equipment, dass man fürs Outback braucht und wenn man das Dach erstmal aufklappt sogar zwei gemütliche Betten.

Alles da, nur der Verbrauch war einfach ein wahnsinn. Mit 15 Litern war man noch gut bedient, jedoch ein Diesel und der ist komischerweise hier drüben immer teurer als Benzin. Nico war auch in den Zug gestiegen und mir gefolgt, er hatte jedoch die Taschen nicht alle mitgenommen und wir mussten nochmal zurück in die Stadt. Nach noch ein wenig Internet und dem Planen unserer Route ging es los, erstmal raus aus der Stadt, was sich weitaus schwerer darstellte als es sich anhört. Hunderte Straßen, da wo man durchfahren will geht es nicht, man weiß nicht wo man ist und sucht eigentlich nur den Weg nach Westen. Kein Kompass, kein Weg raus... Nachdem wir aus Versehen nochmal eine kleine Runde über die Harbourbridge gedreht haben fanden wir endlich den Weg aus den Einbahnstraßen auf den richtigen Highway und der Roadtrip konnte losgehen. Es war schon relativ spät und nach den vielen tollen Geschichten, die ich über die kranken Kängurus gehört habe und wie sie aus dem nichts kommen und vor dein Auto springen hatte ich doch ein wenig Angst in der Dämmerung zu fahren und wir hielten nach kurzer Fahrzeit an. Nico wollte einfach irgendwo reinfahren, erst standen wir immer vor einem Tor, nach einiger Zeit fuhren wir aber in ein Waldstück und hielten neben der Straße an. Eine kleine Lichtung, in der wir uns wohl fühlten. Keine Straßenlaternen, die die Sicht auf den atemberaubenden Sternenhimmel trübten. Wir legten uns aufs Dach und genossen die wunderbare Zeit. Es war mal wieder einer dieser Momente, in dem man sich zurücklehnt und sagen kann, das alles perfekt ist. So schöne Sternschnuppen habe ich noch nicht gesehen, aber die eine, die ich in unserer Nacht am Strand gesehen habe konnte sie nicht übertreffen. Die ging über den halben Himmel und hat sich sogar geteilt, wirklich schön!

Am nächsten Morgen ging es wieder früh weiter. Wir standen auf und fuhren direkt los. Wir mussten auch nur einem Highway bis zum Ziel folgen, also war das mit der Orientierung kein Problem mehr.

Das schöne ist wenn man ein Auto hat, das man ab und zu auch einfach mal an einer Stelle anhalten und sich die Gegend angucken kann. Wenn man einen schönen Platz findet, wie zum Beispiel einen schönen Sonnenuntergang, eine Bergkette, ein Aboriginedenkmal oder ein ausgetrocknetes Flussbett in dem Kühe stehen, dann kann man einfach mal verweilen und die Schönheit der Umgebung genießen. Viel zu oft ist man in Eile und vergisst die schöne Welt um sich herum, da ist es doch schön sie jetzt wo wir die Zeit haben um so mehr zu genießen. Ein paar Sachen sollte man echt mit nach Deutschland nehmen, das ist eines dieser Eigenschaften.



Nico durfte wegen der Versicherung nicht fahren und war so für die Musik zuständig. Manchmal hörten wir noch Radio, größtenteils war es aber eine Mischung aus den beiden CD´s, die wir zur Verfügung hatten. Einerseits Nicos abgefahrener Psychotrance, den er von einer Party in Thailand mitgebracht hatte und der mich immer wieder wach hielt, andererseits die CD, die bereits im Auto war. Countrylieder, die wir wirklich lieb gewonnen haben und jedes mitsingen können. Diese CD haben wir natürlich mitgenommen und immer wenn ich mich mal wieder daran erinnern will wie es ist stundenlang durch das Nichts zu fahren werde ich sie mir anhören. Die Australischen Straßen sind schon wirklich beeindruckend. Ungelogen fährt man hunderte Kilometer über eine völlig grade Straße und muss das Lenkrad nicht einen Millimeter bewegen.



Erst war es sehr bergig, aber kommt man in die flacheren Gegenden ist die Sicht wirklich undglaublich. Man kann sicherlich mehr als 50 Kilometer weit gucken und man sieht das Ende der Straße garnicht. Ein Auto braucht mehr als eine Minute vom sehen bis zum passieren und bei dem allgemein sehr spärlichen Verkehr fühlt man sich in diesem riesigen Land doch schon ziemlich allein. Unvorstellbar dort zu trampen, es bräuchte sicherlich Tage bis jemand sich dazu entscheidet uns mitzunehmen. Immer weiter ging die endlose Straße und wir versuchten auf jegliche Weise Sprit zu sparen. Klimaanlage aus und die Fenster auf und am Schluss bin ich nur noch 80 gefahren und es war mir egal ob mich die LKW's überholt haben. Unsere zweite Nacht haben wir nach einer kleinen schwarzen Dusche auf einem Campingplatz mit richtigem Outbackfeeling im roten Sand neben einer kleinen Stadt verbracht. Unser Essen verlegten wir kurzerhand aufs Dach, nachdem uns unten zu viele Krabbeltierchen über die Füße gelaufen waren.

Ich hab jetzt auch endlich meine Schwachstelle entdeckt:

Ich bin für eklige Käfer und Insekten unheimlich interessant. Sie scheinen immer zu mir zu fliegen, was sich bei mir dann immer mit einem gewohnt Lauten Schrei äußert. Nico findet das immer unheimlich lustig und bekommt in der Regel einen Lachkrampf wenn ich mal wieder attakiert werde. Auch in Sachen Sonnenbrand bekomme ich irgendwie immer die lustigsten. Erst der unter meinem Arm, der jetzt auch brauner ist als der Rest und nach der langen Fahrt, bei der ich ja immer auf einer Seite gesessen habe und beim Fahren meinen Arm aus dem Fenster gehalten habe, hatte ich nur auf dem Arm und auf meiner Schulter Sonnenbrand. Schön dazu noch, wenn man beim Oberkörper frei fahren verbrand wird und dann einen Rambo-Maschinengewehrkugelgürtelsonnenbrand quer über die Brust bekommt. Sieht wirklich badass aus!

Diesen Tag wieder bis zur Dämmerung auf der Straße verbracht konnte ich endlich sagen, dass ich mein Ziel hier in Australien erreicht habe. Nach mindestens 20 toten habe ich ein lebendes Känguru gesehen. Es stand einfach ganz ruhig an der Straße. Ich hingegen konnte nicht so ruhig bleiben und wenn Nico das Känguru nicht gesehen hätte, hätte es es gehört. Mit den Worten „Daaaa, Känguru, yeahhhhh!“ feierte ich meinen Erfolg.

Weil es im Auto nach einer Zeit wirklich nicht mehr aushaltbar war waren wir ständig auf der Suche nach Wasser. Jeden Fluss den wir sahen mussten wir erstmal bespringen. Der erste war mehr ein See und das Wasser war unheimlich heiß und so dreckig, sodass man nichts sehen konnte. Es war nicht besonders schön, aber es war trotzdem eine Erfrischung. Wir schwammen auch rüber bis zum anderen Ufer, da wir dort ein tolles Spielzeug für uns entdeckt hatten. Ein Seil an einem Baum, an dem man schwingen und dann reinspringen konnte. Superlustig, Nico machte sogar einen Salto, als ich es versuchte wurde es mehr ein zusammengekugelter Kopfsprung. Der zweite Fluss hatte schon Strömung und es war auch schwer rein zu kommen, da es kein richtiges Ufer gab. Rein war aber das kleinere Problem, als selbst wenn ich vollgas im Wasser gegeben hatte bewegte ich mich kein Stück vorwärts und als ich dann doch irgendwann wieder nach draußen gefunden hatte kam wieder mein schlechte Gabe zum Vorschein. Mücken über Mücken griffen mich an und ich konnte garnicht so schnell gucken wie ich zerstochen wurde.

Die Überflutung haben wir auch gesehen. Riesige überschwemmte Flächen und man fährt durch Flutwege, an denen Indikatoren für die Tiefe angebracht sind. Wir hatte die Hoffnung erst verloren, dann jedoch war ein kleines Stück Straße doch überflutet und wir konnten mit unserem Jeep mal zeigen, wie man da durchfährt. Eine imense Wasserfontaine spritzte über das Auto und wir konnten es nicht fassen wie tief das Wasser war. Nico hat auch ein Video gemacht, wegen der schlechten Verbindung kann ich es jedoch nicht hochladen.



Unsere letzte Nacht verbrachten wir in einer alten Minenstadt namens Broken Hill. Wir hielten nach ewiger Suche und nachdem wir von einer fiesen Campingplatzwärterin weggeschickt wurden an einem See, in dem Nico auch gleich baden ging. Es war mehr ein Tümpel und so sahen seine Füße danach auch aus.

Am letzten Morgen wollten wir früh starten um noch pünktlich anzukommen, aber die letzten 500 Kilometer zogen sich wie Kaugummi.

Wir fuhren durch eine Zone, in der keine Früchte erlaubt sind. Schon ziemlich komisch, gibt dann sogar Kontrollen, in der geprüft wird ob wir auch wirklich nichts dabei haben. Es ist wegen den Fruchtfliegen, die ganze Ernten kaputt machen können. An einem Häuschen muss man anhalten und alles abgegen. Die machen sich sicherlich daraus einen riiiiiesen Obstsalat und feiern Fruchtpartys, total irre! Hier in Australien gibt es sicher Fruchtschmuggler, die Kiloweise Äpfel mit in die Zone nehmen. Die Höchststrafe sind 11.000 Dollar also haben wir es doch lieber gelassen.

Wir konnten es in der gegebenen Zeit nicht schaffen und so riefen die Firma an. Es sei in Ordnung, wir sollen das Auto den nächsten Tag um halb 7 einfach an den ausgemachten Ort bringen und es wäre kein Problem. Also hatten wir noch eine Nacht in unserem Luxusliner und nachdem wir es sauber gemacht hatten fuhren wir an den Strand und hieltern an einem Parkplatz, auf dem schon andere Vans standen. Erstmal ein bisschen pralen mit unserem Gefährt machten wir das Dach hoch und setzen uns auf unsere Campingstühle.

Nach dem Essen lernten wir ein paar Israelis kennen, die wirklich coole Musik gehört haben. Sie waren in Melbourne auf einem Festival und haben die CD dort gekauft. War echt cool, sowas brauchen wir auch nochmal. Haben uns natürlich gleich mal den Interpreten sagen lassen, den ich auch noch nicht kannte.

Die Polizei schickte uns weg, man darf auf den öffentlichen Parkplätzen nicht campen. Rundherum wäre es ok, aber nicht darauf. Wir fuhren ein paar Straßen weiter und schlugen dort unser Lager auf.

Nach einer kurzen Nacht mussten wir um halb 6 aufstehen um das Auto pünktlich abzuliefern. Den Platz ohne langes Suchen gefunden standen wir vor verschlossener Türe Wir parkten im Schatten und schliefen noch ein wenig im Auto.

Nach einiger Zeit kam dann auch endlich der Vermieter und war sehr freundlich. Wir müssten auch nichts für den Tag bezahlen, den wir noch länger gebraucht hätten. Nur den Tank sollten wir noch voll machen, weil die Nadel nicht ganz oben war. Wir dachten es sei ok mit den 80 Dollar, die wir am Schluss noch rein gemacht haben, aber das hat wohl nicht ganz gereicht. Das gute war, das wir auch mit dem nachtanken nicht ganz voll machen mussten, einfach nur vorher ein paar Rechtskurven fahren, dann steigt die Nadel von ganz alleine.

Wieder auf der Straße nahmen wir den Bus in die Stadt und suchten uns ein gutes Hostel. Sehr billig hier, nur 22 Dollar pro Nacht haben wir eins gefunden, in dem nur Party ist. Wir haben auch gleich Leute kennengelernt, mit denen wir Spaß hatten.

Engländer, Deutsche und Schweizer. Zu den Schweizern haben wir den besten Kontakt, da sie uns unbedingt ihr Auto verkaufen wollen. Erst 1500 $ haben wir sie mittlerweile auf 500 und da sie unbedingt weiter wollen kaufen wir ihnen das Auto ab. Wir haben jetzt also ein Gefährt, einen roten Jeep von Holden. Echt ein cooles Auto mit dem wir sicher unseren Spaß haben werden. Er hat ein paar kleine Macken, aber das werden wir schon schaukeln. Dafür hat er ja auch nur 500 gekostet und das haben wir so schnell wieder raus, weil wir dann für kein Hostel mehr bezahlen müssen und auch noch darin kochen und leben können.

Ich freu mich schon unheimlich auf die Sachen die wir erleben werden. Der Deal bestand aus der Kohle und einer Kiste Bier, die ich auch noch gleich kaufen gehen muss. Wir haben zwar schon ein paar mal mit ihnen gesoffen, aber dieses eine Mal muss noch sein. Dieses Mal wird es ja auch leckeres Bier und keinen widerlichen Goon geben.

Ich hab auch einen tollen neuen Spitznamen. Am Samstag Morgen lag ich im Bett und wurde sehr unsanft von einem Engländer geweckt, der alle Leute wach machen musste, weil er grade vom feiern nach Hause gekommen ist, aber noch lust auf Party hatte. Erst hatte er versucht das Mädel neben mir zu wecken, die ihn aber genervt wegschickte. Er guckte mich eine Weile mit seinen roten Augen an und ich konnte quasi durch seine Augen sehen wie sich das Zimmer gedreht haben muss. Er musterte mich, verwechselte mich dabei aber mit einem Kerl, den er kennt und der neben mir sein Bett hat. Lallend sagte er: „You are the skinniest fat guy i've ever seen in my life!“

Deswegen bin ich hier nur noch Skinnyfatguy, ich weiß nur nicht ob es eine Beleidigung oder ein Lob ist der dünnste Dicke auf der Welt zu sein...


Nach so kurzer Zeit im Outback ist es übrigens schon möglich, dass man wahnsinnig wird...


6 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

hi Kaisi,
spitzen fotos hier.
voll cool was und wie viel du dort alles erlebst!
freue mich drauf, deine geschichten bald live von dir hören zu können.
weiterhin einen schönen aufenthalt dort =) und noch mächtig spaß.

mfg
klinge

Lisi hat gesagt…

das mit dem auto ist ziemlich cool, ich hab die ganze zeit auf eine wendung wie "war nur n scherz" oder so gewartet ;D wer kann schon von sich behaupten, er habe sein erstes eigenes Auto auf ner australienreise gekauft?! :)

Viel Spaß mit dem neuen Flitzi =*

Niklas K. hat gesagt…

Ich will Bilder vom neuen Vehikel!
Habe da eine Adresse von einem zuverlässigen Autohändler ;-D...

Kai hat gesagt…

Danke Klinge, versuche auch immer alles irgendwie festzuhalten, aber manches kann ich eben doch nur erzählen, weil es einfach viel zu Krass ist. Nico fragt mich immer, warum ich so lange schreibe und das kommt einfach daher, dass ich nichts vergessen will. Er kann das irgendwie alles so speichern, aber ich ärger mich schon über die kleinste Sache, die ich nicht geschrieben habe!

Ja, das mit dem Auto ist echt ne geile Sache! Er ist ziemlich verbeult und laut, war aber echt ein Schnäppchen! Ich darf nur die anderen Deutschen nichts von dem Preis wissen lassen, weil das ein freundschaftspreis der Schweizer war. Die sagen übrigens die ganze Zeit diesen schönen Satz:
War nur'n Witz ;)

Niki... dieses Auto kriegst nicht mal du verkauft, aber wenn wir es sicher haben mache ich sofort Fotos!

Anonym hat gesagt…

Da wird man richtig neidisch wenn man das so liest :)

Viel Spaß noch weiterhin ;)
Vadim

Niklas R. hat gesagt…

Und jetzt gehts Richtung Uluru? :)