Mittwoch, 6. Juli 2011

Last but not least

Alles Endet irgendwann, und so befinde ich mich in den letzten Atemzügen auf einem fremden Kontinent und lasse die Australische Luft noch mal so richtig durch meine Lungen sausen. Meine letzte Woche war eigentlich ruhig geplant, ich wollte ein paar Tage im gelassenen Stratford verbringen, dann gemütlich nach Melbourne fahren und ins traute Heim fliegen.

Es sollte aber alles doch ein wenig anders kommen. Zuerst einmal hatte ich ja nicht bedacht, dass es bei Beth keine ruhige Zeit gibt, ständig wird von hier nach da gehetzt und obwohl die gute Frau mittlerweile schon 60 ist joggt sie immer noch.

Dies hängt aber weniger mit ihrer Verbundenheit zum Sport zusammen, sondern mehr damit, dass sie auch in die ruhigsten Aktionen irgendwie Stress mit reinbringen kann. Nach ein paar Tagen ging mir das schon so auf die Nerven, dass ich das Ende schon kaum erwarten konnte. Zum Glück hatte ich meine kleine, immer lachende Person um mich und damit ist nicht Tilly gemeint. Als ich den ihre Namen das erste Mal hörte dachte ich, dass ich es schon wieder mit einer Deutschen zu tun habe.

Beth hatte mir am Telefon gesagt, dass ihre Wwooferin Rita auf mich wartet, da sie zu dem Zeitpunkt nicht Zuhause sein wird. Ich erwartete eine große, dunkelhaarige Deutsche mit Bayrischem Akzent.

Dunkele Haare hat Rita durchaus, aber sie ist klein und kommt aus China! Wieder mal eine diese Chinesinnen, die sich einen neuen Namen gegeben hat. Eigentlich heißt sie Chi Lau und kommt aus Hong Kong.

Sie hat mir etwas ganz besonderes aus China gezeigt, nämlich dass du guten Chinisen sowie auch ein großteil der Asiatischen Bevölkerung auch gerne mal ein heißes Wasser trinken. Keinen Tee, keinen Kaffee, einfach nur Wasser. Ich wusste erst nichts so richtig damit anzufangen, aber sie trinkt das echt den ganzen Tag mit der Begründung, wenn sie immer nur Tee trinken würde könne sie Nachts nicht schlafen, logisch! Ich hab das zuerst immer etwas kritisch betrachtet, aber dann hat sie mich doch mal dazu gebracht es zu probieren und wie Chinesen nur mal sind hat sie natürlich auch gleich ein Video davon gemacht.

Eine weitere Sache war das Shakespeare Festival, das in Zeit in der ich in Stratford war stattfand. Ich freute mich wieder auf Festivalstimmung, wurde aber leider enttäuscht. Es waren mehrere Stücke, die in einem Zeitraum von 2 Wochen aufgeführt wurden. Eigentlich wollte ich zu einem gehen, aber da Chi Lau nicht mit wollte, weil sie Angst hatte es nicht zu verstehen blieb ich auch Zuhause. Beth und Tilly waren schon weg und ich sie nicht ganz allein lassen wollte.

Am letzten Wochenende der zwei Wochen fand dann doch noch mal etwas wirklich Festivaltypisches statt. Ein kleiner Markt, zu dem sich die ganze Stadt versammelt hatte. Überall gab es etwas zu sehen und auch ich wurde ein wenig angestarrt.

Heute hatte ich mich nämlich entschieden meine Fancy Pants zu tragen und mir von Tilly eine schöne Frisur machen zu lassen, passte zwar nicht so richtig zum Thema, aber wir hatten trotzdem unseren Spaß.


Ich in meinen Fancy Pants


Chi Lau mit Shakespeare



Wir beide zusammen mit Hostmama Beth



Kämpfer!


Als wir ankamen fand auch gerade der Flashmob statt, für den Tilly und Beth schon fleißig trainiert hatten. Auf dem Festival bekam dann meine ach so ruhig geplante Woche doch noch eine kleine Wendung. Ich lernte die Schwester von Beth kennen und da sie viel Arbeit und Beth wenig Zeit hatte, sollte ich die letzten Tage doch bei ihr verbringen.

Ich fands gut, war ich sowieso ein wenig gelangweilt von dieser Stadt und wollte gerne ein letztes Mal etwas Neues sehen. Tilly gefiel diese Idee gar nicht, ich sollte doch unbedingt da bleiben, am besten für immer... so gut gefiel es mir dann doch nicht. Eigentlich hatte ich auch noch nicht so richtig zugesagt, aber als ich dann abends zum Essen kam und Beth wild herumtelefonieren sah wusste ich schon, dass ich schon lange nicht mehr darüber entscheiden konnte ob ich gehe oder nicht.

In das Wwooferbuch hatte ich nicht geschrieben, wenn ich das getan hätte wäre für sie auch nichts Gutes dabei herausgekommen. Schon bei meiner ersten Ankunft betrachtete ich dieses Buch kritisch, so hab ich die Äußerung von Tilly doch etwas ernster genommen.

„Sagen doch ehh immer nur das Gleiche: Danke für die Gastfreundschaft, buntes Haus, gutes Essen, Tilly lustig bla bla bla…“

Naja, am nächsten Morgen ging es dann schon auf die neue Farm, ich war sehr gespannt.

Nachdem wir Tilly in der Schule und Rita am Bahnhof abgeliefert hatten war ich dann auch an der Reihe, konnte mir erstmal noch ein paar Geschichten aus Beth’s quasi unerschöpfliches Repertoires anhören.

Angekommen konnte ich meinen Augen nicht trauen. Ein riesen Haus, ach was, mehrere! In Australien zählt nämlich was am nicht vor der Hütte hat, sondern wie viele man davon besitzt. Hier waren es 8 Hütten und das Haupthaus, eine Villa. Davor standen glatt mal 4 Autos, für zwei Leute versteht sich.

Nach der Arbeit konnte ich es mir im Yakuzi gut gehen lassen und weil der mir irgendwie viel zu heiß war hab ich immer mal wieder in 14 Grad kalten Pool gewechselt, irgendwie hat sich das sogar richtig gesund angefühlt.

Dieses Wechselbad der Gefühle hatte ich auch die ganze Woche über und war mir noch nicht so darüber im Klaren, ob das alles jetzt schon wirklich vorbei sei sollte.

Bin ich schon fertig mit meiner Reise?

Will ich wieder nach Hause?

Wie werde ich aufgenommen und wie werde ich mich fühlen?

Werde ich mich Zuhause auch wieder Zuhause fühlen?

Als ich eigentlich schon damit abgeschlossen hatte, dass noch irgendwas passiert, sollte ich wie schon oft genug enttäuscht werden. Nur diesmal hatte es etwas Positives.

Meine Gastmutter ist nämlich Vogelkundlerin und ich hatte die Ehre mit ihr auf Tour zu gehen. Sie war völlig erstaunt als ich mit einstieg, so hatte nämlich noch kein Wwoofer davor reagiert. Immer sehr interessiert wenn es um die Touren geht, doch mit dem Fakt um 4 Uhr aufstehen zu müssen kam keiner so richtig klar.

Mir war das egal, ich sah meine Chance und ließ sie mir nicht entgehen. Einen Tag musste ich erstmal durcharbeiten um mir die Stunden für den nächsten Tag zu sichern.

Geschafft fiel ich am Abend ins Bett und hoffte früh einschlafen zu können um am nächsten Tag auch wirklich fit zu sein. Mit den Hörbüchern und Filmen die ich erst bekommen hatte ging das auch wirklich super!

Etwas müde quälte ich mich um kurz nach vier aus dem Bett, mein Gesicht sprach Bände, aber ich freute mich trotzdem auf den Tag. Auf der Fahrt versuchte ich schon alles über die Tour und die Ereignisse herauszufinden, da mir aber immer wieder die Augen zu fielen zog ich es vor die Tour in meinen Träumen noch einmal durchzugehen.

Wir trafen die kleine Gruppe auf einem Parkplatz vor dem Strand.

Das Wetter war übrigens nicht sehr freundlich, ständiger Regen, starker Wind und klirrende Kälte sollten den Auftakt des Tages bestimmen. Ich hatte mich natürlich gut ausgerüstet und stapfte in geliehenen Gummistiefeln und meinem Poncho aus Bali am Strand entlang. Das einzige Problem war nur, dass ich anscheinend vergessen hatte ihn nachdem ich aus dem Regen gekommen war richtig trocknen zu lassen, kurz: Ich stank wie ein alter Turnschuh.

Irgendwann wusch sich der Geruch dann zum Glück doch noch ab und ich konnte mich mit den Leuten vertraut machen.

Die Art von Vögeln, die wir fangen, wiegen, messen und nummerieren wollten hieß Oyster Catcher und hatte ihren „Treffpunkt“ am Strand, an dem wir eine Weile laufen mussten um am richtigen Ort zu sein. Dort schlugen wir erstmal unser Lager auf.

Nach einer kleinen Besprechung machten wir uns daran die Falle zu präparieren. Dazu gruben wir 4 Kanonen in einem bestimmten Winkel in den Sand ein. Das Netz wurde mit den Projektilen verbunden und davor in den Sand eingelassen und ein wenig darunter versteckt.

Nun war es Zeit sich zu entfernen und zu warten, sehr lange zu warten.

Zwischenzeitlich wechselte ich den Platz und hatte danach eine bessere Sicht, auch wenn man das auf den Handyfotos nicht so gut sehen kann (Ich hab zwar Fotos gemacht, aber irgendwie sind sie weg!). Ich unterhielt mich sehr lange mit einem Australier, der schon durch die ganze Welt gereist ist um sich Vögel anzusehen. Er hatte irgendwie das Aussehen und den Charakter von meinem alten Deutschlehrer und wir verstanden uns an Anhieb gut. Uns gingen gar nicht die Themen aus und immer wieder schauten wir gespannt zu dem Platz an dem die Falle zu schlagen sollte.

Erst waren nur sehr wenige Vögel dort. Sie befanden sich in etwa 10 Meter von der Falle entfernt und sollten mit der einsetzenden Flut immer näher und letztendlich in die Falle getrieben werden. Dabei war übrigens auch ein Mann mit einem Hoovercraft, der Materialien und ab und zu auch Leute transportierte. Seine Aufgabe bestand nun darin mehr Vögel zum Zielort zu scheuchen. Zuerst klappte es nicht so ganz, als er den Motor an machte suchten die Vögel, die bisher dort waren, erstmal das Weite, doch als er im weiten Bogen über das Meer dahindriftete kamen immer mehr zurück und ich konnte es nicht fassen wir gut das wirklich funktionierte. Sie setzten sich wie geplant an den Strand und wurden vom Wasser immer weiter in die Falle getrieben.

Aus unserer Perspektive befanden sich von Pelikane im Schussfeld und die Chefin hätte nicht das Signal zum Schuss geben können, weil es den Tieren sonst den Kopf abgerissen hätte.

Wir warteten also geduldig ab was passiert, sollten wir einen Knall hören war das das Signal zum laufen um die Tiere die sich verheddert haben aus dem Wasser ins trockne zu bringen.

Bald war es so weit und grad in dem Moment, als ich nicht hinschaute passierte es und das Netz wurde abgeschossen.

Alle liefen los, vorwiegend Ältere und als ich auf der halben Strecke um mich sah merkte ich, dass ich mich ziemlich weit abgesetzt hatte und ich eigentlich keine Ahnung davon hatte was ich machen soll wenn ankomme. Also verringerte ich mein Tempo und sah zu, dass sie hinterher kommen.

Angekommen brach eine unbeschreibliche Hektik aus. Hier anfassen, da helfen, Tüten nehmen, da ein Vogel im Wasser. Alles beruhigte sich nach kurzer Zeit, ich beschränkte mich darauf die Säcke auf zu machen und die Vögel einzutüten. Danach sollte ich dir die Säcke um den Hals hängen, ich fühle mich schon ein wenig komisch.

Der Oyster Catcher ist laut meiner Gastmutter nämlich ein ganz schöner Scheißer, was der Geruch der von meiner neu erworbenen Kette ausging aus ganz klar bewies.

Wir luden die Tiere in das Hoovercraft von dem aus sie dann zu unserer Käfigstation gebracht werden sollten. Eines der Tiere hatte den Trip leider nicht überlegt und ist einen nicht beneidenswerten Tod gestorben. Der Sog des Propellers am Luftkissenboot hatte den Sack des Vogels angesaugt und… den Rest kann man sich sicher denken.

Nachdem wir alle Vögel eingeladen hatten schleppten wir das schwere Equipment wieder zurück zum Ausgangsort und fingen mit der eigentlichen Arbeit an.

„Es gibt hier keine Zuschauer, hier gibt es nur Helfer!“

Also musste ich zwangläufig wenigstens versuchen zu helfen, auch wenn mir das halten der Vögel noch nicht so ganz geheuer war. Nachdem ich dann 3 mal angekackt wurde und das nicht von der Vorgesetzten entschied ich mich dazu zu schreiben, was soll daran so schwer sein ein paar Nummern die einem gesagt werden aufzuschreiben.

Es stellte sich dann heraus, dass es wirklich schwer ist. Denn nicht nur die Sprache, sondern auch die Zahlen sind anders auf der anderen Seite der Welt.

So schreiben sie die 1 als einfachen Strich, die 7 ohne den Mittelstrich und die 9 mit einem geraden Strich nach unten. Ich musste mich so konzentrieren die Zahlen richtig zu schreiben und nach einer Weile ging es auch, aber das ist etwas woran ich mich nicht gewöhnen werde.

Als wir fertig waren halfen die anderen in den verbleibenden Gruppen aus und ich durfte Fotos machen und Vögel frei lassen.

Zum Schluss wurde dem ganzen noch ein Sahnehäupchen aufgesetzt und der Mann mit dem Hoovercraft nahm mich eine kleine Runde mit, ein wirklich cooles Gefühl.


Chillender Vogel


Das Käfiglager mit Mess- und Wiegestation


Zahlen über Zahlen, nicht so einfach


Schussnetz ausbreiten


Sahnehäupchen!


Es war wirklich noch mal eine schöne letzte Zeit und ich bin froh, dass sich das alles so ergeben hat. Glück hatte ich auch mit meiner Familie, für die letzten Tage bin ich noch in ihre Stadtwohnung umgezogen und hab es mir die letzten Tage richtig gut gehen lassen. Nachdem ich mit dem Streichen der Veranda fertig war und diesen Job auch wirklich mit dem letzten Tropfen Farbe beendet hatte wollte ich für Lisa und Alex noch ein Geschenk kaufen. Ich hatte mir ein paar Tage vorher überlegt, dass es etwas sein soll, dass Freundschaft symbolisiert. Sie hatte mir ein tolles Werk eines Künstlers der Aborigines gezeigt und ich wollte versuchen etwas Ähnliches aufzutreiben. Als ich die komplette Einkaufsstraße herunter gelaufen war und nichts gefunden hatte ließ ich mich unverhofft auf eine Bank fallen. Ich wusste nicht was ich machen sollte und als ich wieder nach oben schaute sah ich erst wo ich angekommen war, vor einem Tierladen.

Eine weitere Katze wollte ich den beiden natürlich nicht schenken, aber man konnte sich Marken individuell gravieren lassen und ich dachte, dies sei ein super Geschenk.

Ich lief wieder zurück und deckte mich mit Essen und Trinken für den Abend ein, heute wollte ich es mir noch mal so richtig gut gehen lassen. Ein Pie, leckere Chips die mir meine Hostmama gezeigt hatte und Solo durften natürlich nicht fehlen. Eigentlich wollte ich ja feiern gehen, aber ich lebte alleine und kannte keinen, dazu kam noch dass ich kein Geld mehr hatte und so verbrachte ich den letzten Abend Zuhause!

Dazu gibt es auch noch was… ich dachte ich hatte kein Geld mehr, als ich meine Verstecke hier Zuhause dann noch mal sorgfältig nachschaute fand ich 50 Dollar, ich hätte also doch noch mal auf die Kacke hauen können!

Der Flug:

Aufgestanden bin ich auf jeden Fall überpünktlich und wollte so früh wie möglich da sein um ihn auch keinesfalls zu verpassen, dazu hatte ich mich zu sehr auf alles Zuhause gefreut.

Nicht damit gerechnet habe ich natürlich dass sich mein Flieger verspäten wird und das nicht wenig. Ich saß vor dem Gate und las mein Buch, ich war sogar so früh da das keiner sonst dort saß. Erst langsam füllten sich die Reihen aber irgendwie ging es nicht vorwärts. Man konnte schon ahnen dass irgendwas nicht stimmt und als wir nach einer Stunde immer noch nicht eingestiegen waren machte ich mir langsam Sorgen.

Mein Anschlussflug würde sehr knapp werden, doch nachdem klar war dass der Flieger erstmal nicht abheben konnte wurde ich ein wenig zittrig.

Komme ich noch an?

Was verpasse ich jetzt?

Fragen über Fragen, aber jetzt sollte ich sie erstmal vergessen, denn wir bekamen einen Gutschein über 30 Dollar den ich gleich einlösen wollte. Man konnte es sich leider nicht aufsparen und so musste ich alles mit einem mal verbrauchen. Die Österreicher, mit denen ich mich angefreundet hatte, hatten da eine gute Idee, ich nehm einfach für den Rest des Geldes Bier mit und so beendete ich meine Zeit in Australien mit einem Bierchen, oder auch zweien ;)

Nach einer Zeit war schon klar, dass ich meinen Flug verpassen würde, aber ich ließ mich einfach davon treiben und sagte mir, schlimmer kann es ehh nicht mehr werden. Stattdessen lachte ich drüber und bestellte mir auf meinem ersten Flug ein Bier nach dem Anderen. Irgendwann schlief ich ein…

In Singapur blieb ich einfach im selben Flieger und es ging weiter nach London, ich war verblüfft wie mein Gepäck immer den richtigen Weg in meinen Flieger fand und auch in die letzte Maschine von Lufthansa, die mich mit 8 Stunden Verspätung in die Heimat brachte.

Ohnehin mag ich das Flugzeugessen sehr, auch wenn ich das nicht offen vor meiner Hostmama zugeben konnte, aber das was ich auf meinem letzten Flug bekam toppte alles.

Simpel, gar primitiv, ein Vollkornbrötchen mit Schinken und Käse, aber ein so gutes Brötchen hatte ich Ewigkeiten nicht gegessen. Meine deutschen Sitznachbarn waren auch völlig davon beeindruckt wie einen ein Brötchen so glücklich machen kann, doch für mich war das nicht bloß ein Brötchen, es war ein Fülle von Geschmacksnoten, die sich in meinem Mund zu einer Symphonie formten und glücklich meine Speiseröhre hinuntertanzten.

Endlich in Deutschland gelandet kam ein Zufall, den ich nicht für Möglich hielt. Wir wurden nicht per Gate ausgeladen, sondern mussten eine Treppe nehmen und wurden von Bussen ins Gebäude gefahren. So konnte ich meinen Gedanken bis zum Ende durchspielen. Von der Treppe wieder auf deutschem Boden fiel ich auf die Knie und küsste den Boden: Zuhause!

Das auschecken ging unheimlich schnell und am Zoll vorbei traute ich meinen Augen nicht als Niki und meine Eltern da standen, herzlichst wurde ich begrüßt und musste erstmal von meinen Strapazen berichten. Natürlich hatte Niki mir auch meinen Wunsch erfüllt und ein paar deutsche Vitamine mitgebracht: A, K und E!

Nach einer flotten Fahrt freute ich mich auf Zuhause, alles war neu und doch so alt. Ich würde fast alle meine Leute später auf Alex Hochzeit sehen, die extra mit der Feier auf mich gewartet hatten. Zwei Pappenheimer konnten es aber doch nicht abwarten und kamen gleich zu mir um mich nach dem Duschen zu überraschen…

Die Hochzeit war wirklich schön, etwas komisch von allen angeschaut zu werden wenn man ankommt, aber ich hab den Mund den ganzen Abend nicht still halten können und jedem etwas erzählt. Sogar eine Rede hab ich gehalten und, wie sich das für einen Hottenroth gehört, bin ich um halb 7 mit als letzter von der Party gegangen.

Diese ganze Sache ist jetzt über einen Monat her und nun kann ich mich wieder als eingebürgert betrachten. Ich habe viel gelernt, viel gesehen und mich weiterentwickelt.

Ich würde es wieder tun, es vielleicht ein wenig anders angehen, aber ich kann sagen dass ich nichts bereue. Am Schluss möchte ich mich noch bedanken, für jeden Anruf, jede Mail, jeden Kommentar und jede SMS, daran das ihr daran teilgenommen und mitgefiebert habt.

Das war sicherlich nicht meine letzte Tour, die Nächste habe ich schon in meinem Kopf.

Bis demnächst

Euer Kai

Mittwoch, 11. Mai 2011

The final Countdown

Nach meinem kleinen Ausflug nach Bali bin ich über Kuala Lumpur zurückgeflogen. Wenn man mal auf die Karte schaut erscheint das ziemlich blöd, so fliege ich doch zuerst einmal in die völlig falsche Richtung. Dazu konnt auch noch, dass ich der einzige auf diesem Flug war, nicht das ihr denkt alleine im Flugzeug, aber der einzige von Bali nach Goldcoast. Im Transferraum stand ich dann nämlich ganz alleine da, war mir aber sicher, dass ich richtig gegangen war.
Immer mit dem Gedanken bei meinem Rucksack, der irgendwo im System hoffentlich ins richtige Flugzeug geladen wird, auf seinen kleinen Zettelchen stand auf jeden Fall Goldcoast, da wird ihn doch hoffentlich jemand auch dahin schicken.
Zum Glück bin ich meine Krankheit jetzt los, zu dem Zeitpunkt war ich noch in dem Stadium, dass ich mir den Bauch hielt und auf die Polizei hoffte, die endlich die Tür in den Warteraum öffnet. Ich versteh sowieso nicht warum die mein Gepäck da nochmal checken, was wollen sie finden? Ein Triebwerk, dass ich in meiner Seitentasche hab mitgehen lassen oder Sprengstoff, der auf dem Weg vom Flugzeug bis zum Gate in meine Tasche geflogen ist... stimmt, ist ja offensichtlich.
Allgemein hat sich irgendwie viel geändert. Ich bin früher mit meiner Familie oft geflogen und, soweit ich mich erinnern kann, wurde immer wenn das Flugzeug gelandet ist geklatscht. Keine Ahnung ob der Grund dafür die vielen Unglücke waren, man froh war, dass man überlebt hat oder es war als eine eine nette Geste gegenüber der Crew und dem Captain gedacht, aber ich fand es immer schön. Schon bei meinem Hinflug nach Singapur hab ich heftigst applaudiert, dann aber etwas peinlich berührt wieder aufgehört als ich gemerkt habe, dass keiner mitmacht. Irgendwann probiere ich mal den Laolawelleneffekt aus, wenn nur genug anfangen machen alle mit, ich will das klatschen wieder, das wäre eine kleine Revolution, die ich persönlich gestartet habe.
Mir ist mal wieder etwas komisches passiert im Flugzeug. Ich bin eingeschlafen und habe geträumt, dass ich von Arnold Schwarzenegger angegriffen werde und musste mich verteidigen. Irgendwie hatte das Auswirkungen auf mein Verhalten in der Realität und ich fand mich plötzlich hellwach auf meinen Vordersitz einprügelnd wieder.
In Goldcoast angekommen und musste mich mal wieder durch die ganzen bescheuerten Kontrollen kämpfen. Naja, normal für dieses Land, vielleicht ist es ja in Deutschland genauso, da bin ich ja noch nich angekommen. Auf den Ankunftsschein wird wenn man in einer Reihe ansteht drei mal drauf geschaut nur um einem immer wieder das selbe zu sagen. Zur Abschreckung läuft nebenan mal ein Drogenhund, Holz darf man ja auch nicht einführen und was nicht alles.
Von meinem schönen neuen Anhänger haben sie nichts bemerkt, den ich illegal und gut versteckt an meinem dicken Hals ins Land geschmuggelt habe. Ein übeler Kokosnussholzschmuggler.
Dann mal wieder im Land der unheimlich begrenzten Möglichkeiten. Nicht wie in Indonesien einfach ins nächste Hotel, scheiß drauf wie viel es kostet, es ist ehh billiger als alles andere hier, sondern erstmal wieder Preise vergleichen und an jeder Ecke sparen. Wie ich es doch vermisst habe. Mit dem 19 Dollar günstigen Bus dann in die Stadt und ins Hostel, das mich gut neben einem Maccas gelegen schlappe 26 Dollar pro Nacht gekostet hat.
Da ich nicht damit gerechnet habe am gleichen Abend noch solch einGlück zu haben buchte ich gleich 2 Nächte. Der Tag ziemlich ruhig, irgendwie war ich noch ziemlich fertig von meinem Trip und haute mich erstmal hin. Abends um 5 wachte ich wieder auf, gequält von Hunger und kein Markt in der Nähe. Die Priorität war aber erstmal Zuhause anzurufen und irgendwie Geld zu bekommen, also setzte ich mich nach draußen und kam nach zwei gescheiterten Versuchen mit zwei Australiern ins Gespräch, die meine Situation interessierte. Ich schilderte alles und wurde prompt zum ersten Whisky-Cola eingeladen. Nach einem zweiten wurden die Diskussionen schon tiefgründiger, wir entschieden in einen Club oder Pub zu gehen. Nach verzweifelter Suche, bestehend aus einmal Straße hoch und Straße runter, hatten die zwei Rocker aus Melbourne keinen Bock mehr und kauften eine Flasche Whisky im Bottleshop.
Wieder im Hostel und schon gut angeheitert fingen wir an über Kriege, den 11. September, Frauen, die wirtschaftliche Situation und viele weitere Themen zu reden. Nebenan im Fernsehraum drängelten sich die Leute nur so vor dem Fernseher um auch bloß nichts vom Royal Wedding zu verpassen, wirklich keine Ahnung warum... Mehr Leute setzten sich zu uns und aus einer kleinen Dreierkonstellation war plötzlich eine große Runde geworden. Ein Neuseeländer, der Australier, ein Franzose, zwei Engländer und ich saßen am Tisch und redeten über die Welt.
Der neue Australier erörterte mir seine Route und nach ein paar Bier war ich dann in sein Auto eingeplant.
Von „Ich habe kein Geld, keine Ahnung und will nach Süden“ war ein ausgefuchser Plan geworden, der aber bald wieder in Trümmern vor mir lag, später mehr dazu.
Ich hatte mit Nils derweil kontakt aufgenommen, ebenso meine Mutter erreicht und das geklärt und alles fing in seine Bahnen zu gehen.
Am nächsten Morgen konnte ich nicht mehr schlafen, um 7 stand ich auf und machte mich frisch wie noch nie auf den Weg zum Frühstück. Ich wollte noch meine Mails checken und so ging ich zu McDoof. Das Frühstück war echt widerlich, aber ich hatte ja Hunger. Nach einer Dusche packte ich meine Sachen und war pünktlich bereit, Steve stand etwas zertrümmert vor mir und schaufelte ein wenig planlos sein „gesundes Frühstück“ in sich rein. Austern, Thunfisch und brauner Reis, roch wirklich verführerisch.
Wir fuhren gegen 10 Uhr los, wollten aber eigentlich schon viel früher angefahren sein, aber das störte mich nicht. Ich wollte ehh nur ankommen, wann und wie war mir egal. Unser Ziel war übrigens Nimbin, ein kleines Dorf mit gerade einmal 500 Einwohnern, aber überall in Australien bekannt als Little Amsterdam. Das einzige Dorf auf dem gesammten Kontinent in dem noch der alternative Lebensstil aus dem 60ern gepflegt wird. Normalerweise ein ruhiger Ort, an dem die meisten Leute den Rastafarianlook tragen und ruhig durch die Straßen schweben, an diesem Wochenende jedoch war Ausnahmezustand. Leute von überall aus dem Land und der ganzen Welt sammelten sich in dem kleinen Dorf um das Mardi Gras Festival zu feiern. Ich wollte mich dort mit Nils und seinen Reisekumpanen treffen, aber da ich in dem Nest kein Netz hatte konnten wir uns nicht auseinandersetzen und waren so darauf angewiesen uns irgendwie über den Weg zu laufen.
Erstmal haben Steve und ich seine Bekannten begrüßt, die einen kleinen Klamottenladen auf der Hauptstraße haben. Nette Leute, alle ein wenig wirr, aber superfreundlich. Sie stellten uns sogar ihre Toilette und die Dusche für das Wochenende zur Verfügung.
Steve wurde mir nach einer Weile immer suspekter, so war er doch erst ein netter Kerl, der sich für die Natur interessiert, jeden Menschen unheimlich offen anspricht und sehr freundlich ist, dann aber plötzlich den Kurs wechselte und über Drogen und was nicht alles sprach.
Wir gingen ein bisschen durch die Straßen, tranken einen Kaffee, den er mir weil ich kein Geld hatte ausgab und genossen in der Townhall politische Diskussionen und die schöne Aussicht über die weite Landschaft. Wieder auf der Straße wollten wir uns eigentlich nur ein wenig umschauen und dann stand er auf einmal vor mir: Nils!
Wir begrüßten uns freundlich, ich freute mich auch unheimlich darüber die anderen vom Arbeiten zu sehen und wir zogen zusammen los um die Anderen aufzugabeln, die etwas weiter hinten bei den Essensbuden auf uns warteten. Steve wünschte mir noch einen schönen Abend, sagte mir, dass ich ihn ab und an mal im Shop besuchen soll und vielleicht ein wenig aufpassen, weil er darüber nachdenkt heute ein wenig Acid (LSD) zu nehmen.
Die neue Konstellation aus Nils, Phillip, Civan, Ashley die ich alle noch vom arbeiten kannte und Betty, die neu dazu gekommen war und mir startete den Abend ein wenig ruhiger mit einem kleinen Rundgang. Ich kannte Betty nicht und schätze sie zuerst auf 20, leider um mikrige 10 Jahre daneben getippt, manchmal kann man sich echt irren.
Das Festival wurde von hunderten Polizisten überwacht, teils uniformiert und teils in Zivil, um sicherzustellen, dass keine Drogen konsumiert oder gehandelt werden. Am Nachmittag gab es schon eine Razia auf dem Parkplatz, die einigen zum Verhängnis wurde. Drogenhunde wo das Auge nur hinsieht, doch in den Seitenstraßen sah man immer wieder die Leute, die das alles nicht interessierte. Später am Abend gingen wir wieder zum Shop um Steve zu treffen, als ich ihn sah wusste ich sofort was los war. Er war hin und hergerissen von allem was da ablief, keine Ahnung was er durch seine Augen sah. Mit einem breiten Grinsen wollte er uns unbedingt ein Bier ausgeben, dass er in seinem Auto gelagert hatte, aber zuerst wollte er noch dringend mit seiner neuen Flamme telefonieren.
Ich ging mit, um sicherzustellen, dass er auf dem Weg nicht umkippt oder gleich nicht mehr weiß, was er machen wollte.
Am Telefon schmolz er dahin, ich war dabei mindestens 10 Dollar in das Telefon zu werfen und ich sah in ihm wieder den Teenager, der sich gerade verliebt und einfach nicht auflegen kann. Nach einer Weile und weil mir das Kleingeld ausging gingen wir zurück zu den Anderen. Wir wollten zum Auto gehen, Steve blieb jedoch komischerweise 200 Meter vom Auto entfernt stehen und starrte auf die Gasse zwischen den Autos, drehte sich zu mir um und sagte, dass er da nicht langgehen könne. Ich versuchte auf ihn einzureden aber es half nichts, immer wenn er einen Schritt wagte sah er wieder auf und wich zurück. Ich konnte ihn irgendwann davon überzeugen mir den Schlüssel zu geben und er verschwand mit dem Handy am Ohr wieder auf der Straße.
Wir tranken noch ein paar Bier und gingen auch bald schlafen.
Da ich ja keinen Platz zum schlafen hatte übernachtete ich in Steves Auto, mehr oder weniger gemütlich, aber besser als auf der Straße zu schlafen.
Am nächsten Morgen ging ich unausgeschlafen zum Shop um Steve zu suchen, der sich die Nacht über hatte nicht blicken lassen und er lief mir auch prompt über den Weg. Er habe nicht geschlafen, die ganze Nacht auf der Straße verbracht und irgendwie erschien mir sein Äußeres ein wenig anders. Ich fragte ihn nach der letzten Nacht und er meinte, er habe die Erleuchtung gehabt.
Zuerst mal konnte er nicht mit uns zum Auto kommen, weil er eine Straße aus Feuer gesehen hat, an der links und rechts Dämonen nur darauf warten ihn und uns zu töten. Dann hat er sich auf eine Reise begeben und mit jedem auf der Straße gesprochen, irgendwann wurde ihm klar, dass er zu viele Lasten mit sich herumträgt und er hat seine Schuhe, sein ganzes Geld, seine Zigaretten, Handy und Sarong einfach auf den Boden gelegt und ist weg gegangen. Er meint er habe es nicht verloren, er wollte es weggeben aus einem unerfindlichen Grund.
Also wenn ihr mich fragt hatte er einfach nur einen tierischen Horrortrip! Wie kann man seine ganzen Sachen einfach so gewollt weggeben, ab da war mir klar: Der Kerl ist vollkommen wahnsinnig.
Ich zog es auch nach dem Festival vor, nicht mehr mit ihm weiterzuziehen aus Angst er könnte mich eine Brücke runterstoßen: Das war meine Erleuchtung, ich brauch ihn nicht mehr!
Wenn ich seinen Autoschlüssel nicht gehabt hätte, wäre dieser sicherlich auch auf der Straße gelandet und damit meine ganzen Sachen in seinem Auto weg gewesen.
Am Sonntag des Festivals war noch eine riesengroße Parade, die die Hauptaussage hatte, Marihuana für medizinische Zwecke zu legalisieren. Ich meine, die feiern dieses Fest schon seit 19 Jahren, aber geklappt hat es immernoch nicht ;)
Aber irgendwie scheint für Nimbin eine Ausnahmeregelung zu bestehen, die es erlaubt, dort zu konsumieren wo man will. Es ist auch wirklich offensichtlich wenn man sich die Leute mal so anschaut.
Allgemein sind sie wie normal auch in Australien unheimlich freundlich, aber hier ein ganze neues Phänomen, dass ich vorher noch nicht erlebt hatte: Auch die Aborigines mischten sich unter das bunte Volk und waren nicht die pöbelnden Trunkenbolde auf der Straße. Ich unterhielt mich sogar sehr lange mit einem, was mein Bild davon doch gehörig erschütterte, so hatte ich vorher nur schlechte Erfahrungen damit gemacht.
Zum ersten Mal in Australien, was für Steve eine Schande war, aß ich einen Pie. Eine kleine Art von Kuchen, nur dieser ist mit Fleisch oder ähnlichem gefüllt und mit einem deutschen Kuchen nicht zu vergleichen. Wirklich ein Geschmackserlebnis, Steve musste natürlich gleich allen im Shop davon erzählen, dass ich schon so lange hier hin und noch nie einen gegessen habe, war dann doch etwas peinlich. Ich sollte zurückkommen und sagen wie es mir geschmeckt hat, aber sie meinten ich würde ehh zurückkommen, weil ich noch einen haben wollte und so war es letztendlich auch.
Auch Gingerbeer musste ich probieren, so zeigte mir ein Australier endlich mal ein wenig Aussiekultur. So richtig Festivalstimmung kam auf, als wir zum Frühstück erstmal ein Bier tranken, schmeckt gut der Frühschoppen!
Es gab noch ein paar lustige Events, die wir uns unbedingt anschauen mussten. Zum Beispiel der Jointrollcontest. Ein paar Locals und eigentlich jeder der wollte ging auf die Bühne um daran teilzunehmen, was war das für ein Spektakel.
Was ich von dem Festival mitnahm war wirklich ein Haufen gute Musik, ich muss mich Zuhause unbedingt informieren welche Bands dort gespielt haben, die waren alle wirklich unheimlich gut.
Ich hatte so meinen Spaß, während sich in der Gruppe von Nils hatte ein paar Probleme anbahnten, so hatten sie ständig Streit was letztlich dazu führte, dass die Leute dann getrennt voneinander den Abend verbrachten. Ich zog mit Phillip und Civan umher, die nicht aufhören konnte sich über die Mädels zu beschweren und das selbe Geschichte war es, wenn ich mich mit den Mädchen unterhalten habe.
Jeder ist Scheiße, die sollen alle abhauen... ich stellte mich auf keine Seite und sagte nur immer wieder: „Ihr habt Probleme!“
Die Jungs gingen irgendwann pennen, Nils, die Mädels und ich hatten noch keine Lust zu schlafen und gingen in die Townhall, in der wirklich mächtig was los war. Eine Band heizte die Meute an und haute einen nach dem anderen raus. Songs die vielleicht keiner kannte, aber niemand hielt es auf den Stühlen und alle ließen auf der Tanzfläche ihre Gefühlen freien Lauf. Die Stimmung war wirklich einzigartig.
Meine Nacht hatte ich mir jedoch ein wenig anders vorgestellt. Im Auto konnte ich nicht schlafen, da Steve sich dort breit gemacht hatte und für mich kein Platz mehr war. Also boten mir meine lieben Freunde an mit im Van zu schlafen, da aber keiner vor hatte zu Zelten war das ein wenig ungemütlich. 6 Leute in einem Auto, die Vordersitze voller Rucksäcke.
Eng aneindergereiht lagen wir da und konnten uns keinen Millimeter bewegen, wie die Sardinen in der Büchse. Irgendwie probierte ich zu schlafen, Nils gab dann aber irgendwann auf und ging. Keiner sagte was, bis Ashley anfing auf mich einzureden. Nach einer lanngen Diskussion verbrachte ich dann die halbe Nacht damit Nils zu suchen und ihn davon zu überzeugen im Van zu schlafen. Der ließ aber nicht mit sich reden, und ich musste wieder und wieder durch die Stadt laufen. Irgendwann einigten wir uns darauf im Zelt zu schlafen und bauten dieses neben einem anderen in einer Nebenstraße auf.
Morgens holte ich meine Sachen bei Steve, der noch einen Tag bleiben wollte, weil es ihm hier so gut gefiel und weil seine Batterie auch den Geist aufgegeben hatte, da er das Radio die ganze Nacht hat laufen lassen.
Wir brachten auf nach Byron Bay und verbrachten einen Tag am Strand und die Nacht auf einer Raststätte im Zelt.
Den nächsten Tag guckten wir uns den Byron Bay Leuchtturm am und waren am östlichsten Ende des Australischen Festlandes. Ein paar Delfine sprangen auch aus dem Wasser allgemein ein schöner Tag, wäre da nicht die ganze Zeit diese komische Stimmung gewesen. Man spürte schon die Lava in den Leuten kochen wenn sie einander nur ansahen, das würde nicht mehr lange gut gehen.
Abends lieferten sie mich im Hostel ab und wir versprachen baldiges Wiedersehen, nach Hannover, Bremen und vielleicht auch noch nach Frankreich werde ich sicher kommen, aber nach Guatemala, das wird schon schwieriger.
In meinem neuen Hostel habe ich erstmal versucht zu schlafen, aber das ist wieder eines dieses Partyhostels, in dem jeden Abend gefeiert wird.
Am zweiten Abend habe ich mich anstecken lassen und bin erstmal versackt. Gleich neue Leute kennengelernt mit denen ich jetzt ständig surfen gehe, was ich überhaupt nicht drauf habe und Abends gehen wir meist auf die Piste. Am ersten Partyabend war ich leider vom Vorglühen mit Billigwein schon so zertrümmert, dass ich es nicht mehr in die Disco geschafft habe.
Gestern jedoch war es wirklich genial. Nachdem wir hier um 11 rausgeschmissen wurden wussten wir nicht so richtig wohin, also standen wir erstmal am Eingang. Wir fingen wie aus dem nichts an alle gleichzeitig zu beatboxen, dann stieg ein Kerl aus einem Taxi stellte sich dazu und fing an zu rappen, wir kugelten uns auf dem Boden!
Auf dem Weg in die Stadt fanden es Cameron der Australier und ich irgendwie lustig, alte Streetfightergeräusche nachzumachen, wir haben uns nicht mehr eingekriegt.
In der Stadt fanden wir einen kleinen Trommelkreis, in den wir uns gleich dazugesellten und wie in Trance anfingen zu tanzen.
Nach ein paar Misglückten Versuchen die alten Skateboardkünste wieder aufleben zu lassen schlossen wir uns zwei Mädels an und gingen mit ihnen in eine Disco.
Dort feierten wir bis zum bitteren Ende, was hier in Australien 3 Uhr heißt. Wir waren natürlich die letzten und mussten unser Bier noch von den Türstehern angetrieben auf einen Schluck runterwürgen, es war so eiskalt. Der Weg zurück ins Hostel führte an einer Dönerbude vorbei, die konnten wir natürlich nicht umgehen, da war es dann auch egal wie viel das blöde Ding kostet! Im Bett konnten wir irgendwie die ganze Zeit nicht aufhören zu lachen, bestimmt eine halbe Stunde lagen wir da und konnten uns nicht mehr einkriegen. Wir musste uns immer wieder entschuldigen, aber konnten es trotzdem nicht lassen!
Wir haben dann mal einen Tag pausiert mit Party, konnten auch echt nicht mehr. Ich hab den Tag größtenteils mit lesen verbracht, ich hab echt was verpasst die letzten Jahre. So viele Bücher, die ich aufholen muss. Vielleicht hat es daran gelegen, dass ich nie die richtigen Bücher hatte, aber Bartimaeus und andere Phantasie Sachen haben mich einfach total mitgerissen.
Auch habe ich jetzt eine ganze Karre voller Hörbücher, auch so eine Sucht die man nicht so einfach los wird. Zurücklehnen, entspannen und sich von jemand ein gutes Buch vorlesene lassen, wunderbar.
Nach einer letzten Extase in Byron Bay, die für mich etwas früher geendet hat, da ich irgendwie heute nicht so richtig in Feierstimmung war und nicht schon wieder 10 Dollar Eintritt bezahlen wollte, traten wir dann am nächsten Tag unsere Reise in den Süden an. Hauke und ich stiegen Abends in den Bus um nach einer ziemlich unkomfortabelen Nacht in Sydney wieder auszusteigen. Mal wieder wurde mir klar, dass es wirklich eine unheimliche Anstrengung ist in einem Bus auf Toilette zu gehen. Mit den Beinen weit gespreitzt an der einen und dem Kopf an die andere Wand versuchte ich mit dem Licht meines Ipods irgendwie mein Geschäft zu erledigen. Ich wollte mich auf keinen Fall hinsetzen, ich hatte das schon einmal probiert und bin nach einem derben Manöver des Henkers hinterm Steuer auf dem Boden gelandet. Lieber eine verankerte Position im Stehen!
In Sydney war es schön warm, was uns ziemlich verwunderte. Es sollte eigentlich kalt im Süden werden, was man auch an den Leuten mit ihren dicken Jacken sehen konnte.
Aber so schlimm war es dann doch nicht. Nach einem wunderbar Deutschen Frühstück aus Schnitzel mit Pommes entschied ich mich dazu gleich an diesem Tag weiterzuziehen und nicht wie geplant noch einen Tag in Sydney zu bleiben. Wir fuhren mit der Bahn noch zur Bondi Junction, weil Hauke den Strand noch nicht gesehen hatte und ich in dem Einkaufscenter dort neue Kopfhörer kaufen musste.
Nach einem Kaffee trennten sich unsere Wege und ich musste wieder zum Hauptbahnhof und meine Sachen aufzulesen und mein Gepäck einzuchecken.
Wieder eine Nacht im Bus, ich freute mich schon riesig drauf. Dieses Mal war es ein Bus voller alter Leute, die mich irgendwie wie einen ungebetenen Gast anstarrten. Fahr doch mir Greyhound, das ist das Unternehmen der jungen Leute, aber dieses Fährt leider nicht in meine schöne Stadt.
Ich habe mich nämlich dazu entschlossen meine letzte Woche dort zu verbringen, wo ich meinen ersten Monat hier in Australien verbracht habe:
In Stratford bei Beth und Tilly.
Ich kam mitten in der Nacht an, trottete durch den Regen in Richtung bekannter Straße und wollte nur noch ins Bett. Von 3:20 am Nachmittag bis 4:20 Nachts saß ich im Bus und als ich austieg schlug mir die Kälte ins Gesicht. Man kann das hier kalt werden!
Es sind sicherlich 0 Grad und als ich heute Morgen ausgestanden bin, nicht wie gewohnt um 7, Beth hat mich glücklicherweise schlafen lassen, war es um 11 immernoch nicht besser!
Es ist so derbe kalt und ich friere mir hier so den Arsch ab, im Haus gibt es auch keine Heizung und ich trage 2 Shirts und eine Jacke! Hab mich schon mit den anderen Wwooferin Rita aus Hong Kong angefreundet, die schon seit 2 Jahren in Australien rumtourt. Das ihr nicht langweilig wird, ich will jetzt schon wieder dringenst nach Hause.
Bald ist es ja so weit und ich kann meine Pläne, die sich bis ins unendliche ausdehnen, endlich in die Tat umsetzen. So viel zu tun, ich freu mich auf euch alle, denn ihr seid der Plan ;)
Ich hab ganz ehrlich gerade auch keine Lust mehr zum reisen, so doof es sich anhört, aber ich habe genug gesehen, genug Leute kennengelernt und einfach Lust auf Zuhause!

Vielleicht noch ein paar Fotos zum Abschluss:


Kai mit Cornrowes



Der östlichste Punkt des Australischen Festlandes



Schöne Sicht vom Leuchtturm

Donnerstag, 28. April 2011

Last week in no more paradies...

Nach einer sehr schönen Anfangszeit, die mir ein gewisses Gefühl von Sicherheit gegeben hatte, kam wie in einer dieser Novellen, die man gezwungen ist in der Schulzeit zu lesen, der dramatische Wendepunkt. Ich hatte beschlossen nach einer schönen Zeit in Pamuteran nach Lovina weiterzuziehen, wo mich nach Angaben des Lonely Planet ein Touristenparadies mit Party, guter Stimmung und leichtem Leben erwarten sollte. Die Busfahrt war mal wieder ein Erlebnis und ich wurde wie ein Paket vom einen in den anderen Bus verfrachtet, während ich zwischen den Fahrten immer wieder mit den Fahrern um den Preis feilschen musste.
Endlich angekommen brachte mich der Fahrer zwar nicht in das Hotel in das ich ihm gesagt hatte zu fahren, aber diese kleine Ansammlung von Bungalows war mir gleich smyphatisch. Kam vielleicht auch davon, weil der Besitzer mal wieder superfreundlich war und sich prompt mit mir eine Weile unterhielt.
Gleich machte ich mich auf den Weg um die Karten zu kaufen die ich versprochen hatte zu schreiben, bekam auch dazu gleich Briefmarken und setze mich an den Strand um beim gemütlichen Sonnenuntergang gleich ein paar zu schreiben. Nach kurzer Zeit wurde ich von Verkäufern belagert, die scheinen sich echt immer zu verstecken und wenn ich dann auftauche springen sie aus ihren Verstecken um mir ihren Kram anzudrehen. Ich bin dann auch immer so freundlich und rede mit ihnen, vielleicht ein Fehler, aber ich kann nicht anders. Habe mir dann eine Kette gekauft und mir Früchte schälen lassen und als ich endlich fertig war und anfangen wollte war es schon dunkel. Also wieder zurück ins Zimmer, natürlich nicht ohne etwas zu Essen mitzunehmen.
Auf dem Zimmer machte ich schon 10 Karten fertig, weitere fünf am Morgen. Das Schreiben ging mir leicht von der Hand und ich hab wirklich auf jede Karte etwas anderes geschrieben. Zwar war meine Handschrift zuerst etwas eingerostet, manche werden vielleicht ein paar Schwierigkeiten haben die Hyroglyphen zu entschlüsseln, aber der Gedanke zählt ja. Am Abend hatte ich seit langem mal wieder richtig Lust auf Party und da das in der Ort wirklich gut gehen sollte machte ich mich auf die Socken.
Erste Bar: leer.
Zweite Bar: Ein älterer Aussie, der anscheinend sein „zweites Büro“ besuchte.
Dritte Bar: Totenstille, aber Europäisches Fernsehen und Fußball.
Es wurde nicht besser und so beschloss ich meinen eigenen kleinen Bar Crawl zu machen. In jeder Bar auf meinem Weg nach Hause machte ich einen kleinen Stop und trank ein großes Bier. Fast wie erster Mai, nur alleine und mit mehr Asiaten.

..
.
Isch waa ufm Wech nahause... schwankend... Hadde dan nochn Jeschpräch midm Besitza, kinne Ahnung wassa wolde, nua ins Bett!

Am nächste Morgen gings mir erstaunlich gut, bin auch irgendwie ziemlich früh Heim, aber der Pegel sprach seinen eigenen kleinen Band. Nach einem dürftigen Frühstück, was einen Kater auf keinen Fall mindert bin ich losgezogen um mir was zu Essen zu holen. Die guten Restaurants waren natürlich viel zu weit weg und ich entschied mich auf dem Markt und an einem kleinen Laden etwas zu essen. Fehler, mächtiger Fehler!
Nach dem ich das etwas lauwarme Nas Campur gegeessen hatte wurde mir ein wenig Flau, dachte erst ich hab noch mehr Hunger, aber das Gefühl war ein wenig anders. Ich hatte mir wohl ein wenig den Magen verdorben, naja, so schlimm wird’s schon nicht sein. Bin dann mit einem komischen Gefühl ins Restaurant um das erste Mal auf meiner kompletten Reise mit meinen Eltern übers Interet mit Kamera zu telefonieren. Es war wirklich schön und ich hab mich toll gefühlt sie endlich mal zu sehen und sie erst als sie mich sahen, es war einfach wunderbar. Ich erzählte ihnen von meinem Magen und meine Mama meinte sofort:
„Ach, du hast doch noch nie mit Essen Probleme gehabt, ist sicher nichts tragisches!“
Ich stimmte ihn zu und beließ es erstmal dabei.
Die Bar wollte dann auch zu machen und ich musste leider gehen, aber ich wollte lieber ein wenig früher schlafen um dann Morgen wieder fit zu sein. Leider wurde daraus nichts.
Ich lag in meinem Bett und mir wurde abwechselnd warm und kalt. Kalter Schweiß sammelte sich auf meiner Stirn. Mein Magen spielte völlig verrückt und wenn ich nicht gerade in der Fötusstellung vor mich hin quengelte befand ich mich auf der Toilette, wo ich auch 60% der Nacht verbrachte.
Was für einen Mist habe ich da bloß gegessen?
Der nächste Tag verlief nicht besser, ich fühlte mich schwach, hatte derbe Kopfschmerzen und natürlich meine ganzen Medikamente in Australien verloren. Von einem Tag zum nächsten wurde es mal besser und mal schlechter. Meine tolle Einstellung machte die Situation auch noch schlimmer.
Ich bin wirklich nicht der Arztgänger, also:
Abwarten, quälen... Morgen geh ich zum Arzt!
Oh man ist das Kacke... morgen ist es besser, wenn nicht geh ich zum Arzt.
Heute geh ich ganz sicher, aber vielleicht ist es morgen auch wieder besser... also geh ich morgen.

Drei Tage und Nächte quälte ich mich dahin, während ich meinen tollen Trip auf den Vulkan so langsam vor mir zerbröseln sah. Ich fasste mir endlich ein Herz und ging los.
Schnelle Diagnose:
Bakterielle Infektion des Magen-Darm-Bereichs. Nachdem ich das wusste gings mir besser, bekam Medikamente und freute mich, dass es bald besser sein sollte.
Die Krämpfe wurden weniger, aber um meinen Körper zu reiniger und die Bakterien schneller los zu werden sollte ich keine Tabletten gegen Durchfall nehmen. Immernoch ständig auf dem Klo, aber ich fühle wie es schleichend bergauf ging.
Nach 5 Tagen in Lovina und unglaublicher Langeweile buchte ich meine Busfahrt nach Ubud, wo ich Nico wiedertreffen wollte. Ich stand Morgens früh auf und freute mich auf die Fahrt, die sind doch irgendwie immer sehr schön, man will garnicht aufhören zu fahren.
Ich wurde etwas traurig als es durch die Stadt ging in der ich eigentlich vor hatte zu bleiben, aber unterhielt mich ganz gut mit den anderen Mitreisenden, die natürlich Deutsche waren. Mit zwei Mädels freundete ich mich an und wir zogen in Ubud angekommen zusammen los um uns ein Hotel zu suchen.
Fanden auch ein schönes, in dem ich mich nachdem ich Nico geschrieben hatte erstmal hinlegen musste. Eigentlich wollte ich mir die Tempel anschauen, aber stellte den Wecker als er das erste mal klingelte noch eine halbe Stunde weiter.
Diesmal klingelte nicht der Wecker um mich aus meinen Träumen zu reißen, sondern Nico stand vor meinem Bett und grölte mich an. Es war schön nach so langer Zeit ein vertrautes Gesicht wiederzusehen und mich erstmal über alles ausführlich mit ihm zu unterhalten.
Wir waren uns einig hier das schönste Zimmer für den besten Preis bisher gefunden zu haben.
Abends wollten wir ein wenig Kultur betrachten, es sollte eine Tempelweihe in der Stadt sein. Irgendwie war diese für uns und für unsere weiblichen Begleitungen aber nicht zugänglich. Nico und ich hatten auf dem Weg schon einen Shishabar mit Livemusik entdeckt, in die wir gerne gehen wollten. Die Mädels wollten lieber shoppen und so trennten sich unsere Wege wieder. Nach einem kleinen Vorglühbierchen am Fußballfeld betraten wir diesen schönen Laden und wurden gleich in eine gemütliche Sofaecke verfrachtet.
Eigentlich durfte ich aufgrund meiner Medikamente nicht trinken, aber ich machte heute mal eine kleine Ausnahme. Das Bier wirkte recht schnell und nach ein paar weiteren hatte ich auch gut einen in der Krone. Nico noch relativ standhaft machte sich ein wenig über mein Lallen lustig und sagte mir, das ich mit der Krankheit irgendwie blasser und dünner geworden bin. So schwach vertrug ich wirklich nichts.
Nach ein paar Stunden und Drinks verließen wir die Bar, deckten uns an einem 24 Stunden geöffneten Laden deckten wir uns noch mit Essen ein und schauten dann noch einen Film auf dem Hotelzimmer. Alles in allem ein gelungener Abend, wär da nicht wieder mein Magen, der das irgendwie nicht so lustig fand wie ich.
Am nächste Tag sollte sich rächen, dass ich den Rat des Doktors nicht befolgt hatte und die Krämpfe gingen wieder von vorne los.
Nach einem ruhigen Abend zogen wir am nächsten Tag wieder weiter, diesmal zurück nach Kuta. Eine anderes Ziel oder gar den Tauchtrip, den wir eigentlich geplant hatten konnten wir abhaken.
Ich war wirklich sauer, keine Ahnung auf wen, vielleicht auf mich selber oder auf die Köche, die ihr Essen Stundenlang unabgedeckt und nicht gewärmt in der Anrichte stehen haben. Ein indonesicher Magen hat da keine Probleme mit, aber ein Europäer kriegt sofort einen auf den Deckel.
Wir suchten am nächsten Tag direkt nach einem Bemo, wurden aber nicht besonders schnell fündig, weil wir zuerst an der falschen Ecke standen. An der richtigen angekommen fuhr aber auch kein richtiger Bemo und wir mussten einen Taxi nehmen. Die Angebote überschlugen sich mal wieder und einigen Malen hin und wieder her konnte es dann endlich losgehen.
Unser Hotel war diesmal eines der Extraklasse, sauberer Pool, bei dem einem nicht die Augen brennten wenn man sie öffnen und auch nicht die Zähne aufgelöst werden, wenn man den Mund mal aufmacht, einem schönen Balkon, guten Betten und einem sauberen Bad.
Den ersten Abend von unseren zweien verbrachten wir immernoch ein wenig geschwächt den ganzen Abend im Pool, in dem wir einen Riesenspaß hatten. Natürlich legten wir auf Badehosen keinen Wert und genossen einfach das schöne Wasser und die Freiheit. Ein bisschen komisch wurde es dann jedoch, als ein Pärchen dazustieß, dass durch die Lampen um den Pool herum natürlich sofort sehen konnte, dass wir nichts an hatte. Ich versuchte die Situation noch ein wenig zu klären, machte es damit aber irgendwie noch schlimmer.
Mit Sätzen wie:
„It's not what it looks like!“ oder „We just enjoiing ourselfs!“ wurde ich von dem Mädel mit krankem Lachen bestraft und sie gingen auch bald darauf wieder lachend zurück auf ihr Zimmer.
Am nächsten Tag waren meine Medikamente leer, aber geheilt fühlte ich mich noch immer nicht.
Wir drehten eine kleine Runde um die Läden, wollten unbedingt ein weißes Hemd kaufen, dass es aber nirgens gab. Ich kaufte mir ein schönes Kariertes, nachdem ich Ewigkeiten mit der Verkäufering verhandelt hatte und wir einfach nicht zum Schluss kamen. Erst mussten wir weggehen und sie guckte mich immernoch böse an auf dem Rückweg, dann kaufte ich jedoch das Hemd für ihren Preis und wir waren wieder die besten Freunde.
Wir verbrachten noch eine Stunde in einem kleinen Laden, in der wir uns von der Besitzerin und ihrer Verwandschaft Cornrobes machen ließen. An mir arbeiteten zwei Frauen, an Nico nur eine und trotzdem wurden wir gleichzeitig fertig, ich hab eben echt viele Haare.
Ich hatte auch langsam genug von dem Essen, ich konnte ihm einfach nicht mehr trauen und es wird irgendwann auch ziemlich einseitig. Wir aßen einen der besten Burger auf meiner Reise, komisch den in einem Land zu bekommen, in dem die Kuh heilig ist und sie das selbst gar nicht essen. Heute war unser letzter Abend und wir wollten noch ein letztes Mal losziehen um auf unsere gloreiche Zeit und einfach die Schönheit unseres Lebens anzustoßen. Wir glühten hier und da mal vor und verschafften einer schöner Bar, in der leider keiner saß mit unserer Anwesenheit noch ein paar Kunden und gingen nun mit einem guten Gefühl auf die kranke Straße, in der wir an unserem ersten Abend auch waren. Es war alles gar nicht mehr so schlimm und wir machten schon Versprechungen in welche Discos wir heute alles noch gehen wollen.
Die typischen Leute standen wieder am Straßenrand und boten uns die üblichen Drogen an, war ja nichts neues für uns. Wir ließen uns nicht beeindrucken, auch wenn sie auf mich mit meinem neuen Hemd heute besonders scharf waren. Nach einem Bier in der ersten Bar ging es weiter, immernoch fasziniert davon was hier so los ist und wie sich teilweise die Gegensätze unheimlich hervorheben. Hier Armut und im Dreck schlafende Leute und da die reichen Säcke...
Wir gingen auf dem Bürgersteig durch eine kleine Gruppe, Nico ging einfach so durch, doch plötzlich stand ich bedrängt in einer Gruppe Menschen und konnte fühlen wie etwas in meine Tasche fährt. Ich griff mir an die Hose:
Portmonee weg!
Ich drehte mich um, packte mir den erstbesten und brüllte ihn an:
„Where is my fucking Wallet, you stole it. Give it back!“
Verwirrt drehte er sich um, ich packte ihn wieder am Arm. Plötzlich sah er ganz anders aus. Nico sah mich fragend an?
„Die haben mein scheiß Portmonee geklaut!“
Nico zog mich aus der Gruppe raus. Ich wollte mit aller Gewalt wieder zurück, Nico sagte, ich soll aufgeben, das es nichts bringe.
Ich ließ mich nicht davon abbringen, stieß ihn weg und wieder zurück ins Gemenge, diesmal packte ich einen anderen, forderte, schrie auf ihn ein. Ein Mann tippte mich von hinten an, ein Australier, der es anscheinend gesehen hatte. Er sagte, der Typ sei da lang gelaufen. Ich ging in die gedeutete Richtung, packte mir wieder einen und forderte mein Portmonee, tastete sogar seine Taschen ab.
Völlig in Rage lief ich von einem zum nächsten, schrie das mir das Geld egal sei, das könnten sie haben, ich will es nur wieder. Immer wieder riss mich Nico zurück und versuchte mich zu beruhigen. Irgendwann, nachdem ich schon einen Taxifahrer verantwortlich gemacht hatte gab ich auf, keine Chance mehr. Es war nicht viel Geld, aber meine Kreditkarten und der ganze andere Scheiß, der mich an meine Reise erinnerte.
Fluchend und stocksauer liefen wir die Straße wieder hoch als uns der Australier von vorhin einholte und meinte, dass er eine Frau ein Portmonee in einen Eimer schmeißen gesehen habe. Wir liefen zurück, wurden dabei aber auch leider entäuscht.
Dann ging doch alles ganz schnell, ein Freund von ihm tauchte auf und sagte, er habe „The old wallet Lady“ die Straße hochlaufen sehen. Wir rannten zu viert die Straße hoch, mir kam alles vor wie in einem Film. So echt und doch so unrealistisch.
Keine Spur von der Frau, doch als wir wieder ein Stück zurückliefen gingen die Aussies auf einmal auf einen Parkplatz und da saß sie, umringt von Leuten.
„Check this out, is this your wallet?“
Ja das war es, und sie war dabei es auszuräumen.
„Just checking, just checking!“
Am Arsch, kleine Mafiaoma.
„Polisi, Polisi!“ rief der Australier, die kleine Gruppe löste sich in Windeseile auf und auch die Australier waren wie vom Erdboden verschluckt. Keine Ahnung was mit ihnen passiert ist, aber sicher kam da noch irgendwas.
Mein Geld und meine Kreditkarten waren natürlich weg, kein Wunder, aber dieses blöde Portmonee, dass ich schon seit dem Anfang meiner Reise habe und in Adelaide schon sicher 5 mal verloren findet immer wieder zu mir zurück, ist doch wirklich beeindruckend, ich werde es auf jeden Fall in Ehren halten. Wahrscheinlich für den Rest meines Lebens.
Wir gingen zurück ins Hotel, jetzt hieß es so schnell wie möglich meine Karte zu sperren um weiteren Verlusten erspart zu bleiben. So schnell wie ich mir das Vorgestellt haben ging das dann leider doch nicht. Erstmal mussten wir in ein anderes Hotel, weil man aus unserem keine internationalen Gespräche führen konnte. Dann brauchten wir ja auch noch Geld, weil das sicherliche teuer würde.
Nico machte sich auf die Socken um Geld zu holen und ich fing an anzurufen. Ich wurde von einem Mitarbeiter zum nächsten geleitet und hing ewig in der Warteschleife. Das eigentliche Gespräch hat dann nicht mal eine Minute gedauert und die ganze Konferenz hat mich 50 Euro gekostet...
Naja, wenigstens nicht mehr verloren.
Wieder zurück im Hotel gingen wir wieder in den Pool, in dem wir lange Gespräche führten. Um peinlichen Situationen vorzubeugen zogen wir es auch diesmal vor eine Badehose zu tragen.
Wir waren wohl ein wenig laut und schon wollte sich wieder der erste mit uns prügeln, wir beschwichtigten ihn aber und er verzog sich zurück auf sein Zimmer.
Von dem Tag wirklich fertig schlief ich nicht gut ein, ich musste immer wieder über vieles nachdenken.
Heute Morgen ging es dann um 11 Uhr los zum Flughafen. Alles relativ Stressfrei und nachdem wir uns diesmal für länger und jetzt auch ordentlich verabschiedet haben trennten sich Nico und mein Weg wieder.
Ich sitze gerade im Flugzeug nach Kuala Lumpur und danach geht es an die Goldcoast, bei dem ich dringend mit meinen Eltern telefonieren muss um rauszubekommen, wie wir das mit dem Geld anstellen. Hab mich aber schon mit jemanden darüber unterhalten und das sollte kein großes Problem darstellen und ich kann meine Reise beruhigt zu Ende führen. Sonst bin ich was solche Gruppen angeht immer unheimlich Misstrauisch, fasse mir an meine Tasche und gehe wirklich schnell durch, keine Ahnung warum ich das diesmal nicht gemacht habe.
Von jetzt an bin ich vorsichtiger!

Das Internet ist übrigens ziemlich langsam hier am Flughafen, deswegen ist an Bilder nicht zu denken!

Montag, 25. April 2011

Frohe Ostern

Auch wenn es mir momentan nicht so gut geht wünsche ich euch alles frohe Ostern und ein paar schöne freie Tage!


Mittwoch, 20. April 2011

Finally found what i was looking for!

Meinen letzten richtigen Eintrag habe ich aus dem Flugzeug gepostet. Wir standen schon auf der Startbahn und die Stewardessen haben fröhlich ihre eingeübte Choreographie abgespielt, während ich schweißgebadet vor meinem kleinen Rechner saß und mich durch Anmeldungen und und Worddokumente geklickt habe. Nachdem ich es endlich geschafft hatte und wirklich mein Leben riskiert, denn die Funkwellen hätten ja auch die Geräte stören können, fiel mir ein Stein vom Herzen und ich legte alles wieder zurück an seinen Platz, bis auf meinen Internetstick, den ich leider irgendwie im Flugzeug vergessen habe... naja, war sicherlich das schlechte Karma, das mir damit sagen wollte, so einen Scheiß nicht nochmal zu machen.

Das Flugzeug war ziemlich leer, komisch, dafür das es so wenig gekostet hat müsste es eigentlich rammelvoll sein, aber im Gegenteil. Wir hatten sogar so viel Platz, dass wir uns nach dem Essen jeweils auf zwei Reihen ausbreiten konnten. Eigenlich hatten wir vor unser Essen noch zu erweitern. Es war so gut, dass wir uns gleich noch zwei bestellen wollten. Zu unserer Entäuschung waren die Wagen als sie bei uns ankamen bereits völlig leer. Ich wollte nicht schlafen, war auch doch nicht sooo gemütlich, aber als ich so an die Decke starrte fiel mir eins auf.

Fliegen ist für mich nichts besonderes mehr, man steigt ein wie in einen Bus, kommt dann nur ziemlich weit weg und meist in einem anderen Land an. Was das Ankommen in einem anderen Land betrifft, ohh man, ich glaube wenn ich Nico nicht gehabt hätte wär ich nicht so richtig klar gekommen. Erstmal diese neue Luft, ein Schwall feuchter Tropenluft weht einem um die Nase wenn man den Fuß aus dem Flugzeug setzt. Im Flughafen ist das nicht ganz so schlimm, aber vor der Tür war es so unglaublich drückend heiß.

Hunderte Menschen starrten uns an und hielten Schilder mit Hotelnamen in der Hand. Ich rang nach Luft, aber es fühlte sich an, als würde ich immer wieder Wasser einatmen. Von den Leuten mit den Schildern ein wenig entfernt kamen die ersten Taxifahrer auf uns zu, redeten auf uns ein und machten immer wieder Preisvorschläge um uns in die nächste Stadt zu bringen. Ich überlies Nico das reden, keine Ahnung warum er gerade diesen Fahrer genommen hatte, aber er fuhr uns dann zu einem viel zu hohen Preis nach Kuta.

Der Flughafen liegt nach Angaben der Karte in Denpasar, aber das tut er garnicht. Kuta ist viel näher dran und eigentlich ist das ganze wirklich ziemlich verwirrend. Auf dem Weg in die Stadt sah ich mit weit geöffnetem Mund aus dem Fenster. Überall Menschen, Stände und vor allem eins:

Roller!

Ich habe in meinem Leben noch nie so viele Roller gesehen, jeder hat einen. Wie mir heute nach knapp einer Woche klar ist, kommen auf ein Auto sicherlich 4 Roller. Endlich in der Stadt stiegen wir aus, immernoch gebadet in Schweiß. Wir gingen ein Stück, doch unser zweisamkeit dauerte nicht lange an. Als Weißer wird man von allen und jedem angesprochen. Ob Taxi, Motorroller, Kleidung, aber auch Mariuhana, Magic Mushrooms oder andere Drogen, alles mögliche. Jeder fasst einen an, versucht ihn irgendwie zum kaufen zu bewegen. Ich konnte nicht fassen was hier eigentlich vor sich geht. Hin und her gerissen lief ich einfach Nico hinterher, der schon bemerkt hatte wie still ich geworden bin. Hin und wieder mal ein Kopfschütteln, aber die Worte fehlten mir gänzlich. Als wir dann irgendwie ins Hotel gekommen waren, in das uns auch ein Dealer geführt hat, konnten wir den Kerl nicht loswerden. Super Drogen, kaufen kaufen, alles ganz super. Als er endlich gegangen war saß ich auf meinem Bett und war von den ganzen Sachen so verwirrt worden, dass ich mich fühlte, als hätte ich eine Flasche Schnaps getrunken.

Nach einer Dusche und einer kleinen Verschnaufpause gings mir besser, aber so richtig auf der Höhe war ich noch nicht. Mit einem kleinen Spaziergang am Strand wollte ich wieder runterkommen. Es war mehr ein waten durch Müll als durch den Sand. Schwarzer Sand, auch etwas ziemlich neues, doch dieser war bereits so und hat nicht aufgrund des Mülls die Farbe gewechselt, glaube ich jedenfalls.

Wir gingen nach einer Weile wieder auf die Straße und konnten unseren Augen nicht trauen wer da auf der anderen Straßenseite langlief. Ein Deutscher, den wir schon am Flughafen gesehen haben. Beim ausfüllen unserer Karte, die man zum Abreisen braucht, stand er neben uns und Nico hat ihn auf eine sehr nette Weise begrüßt.

„Ich weiß auch nicht was man in das Feld schreiben soll, frag doch mal die Gestalt da!“

Hat er aber nicht mitbekommen, da er selbst ins Ausfüllen vertieft war.

Er lief auf jeden Fall an uns vorbei und nach einem kurzen Gespräch war klar, dass er mindestens genauso drauf war wie ich. Er wollte das so nicht ertragen und sich ein wenig mit Alkohol betäuben, dazu sagten wir natürlich nicht nein und zogen mit ihm und noch einem Kameraden los. Quer durch die Stadt waren wir endlich in dem Partyviertel angekommen, was mal wieder, ohh Wunder, mit Menschen voll war. Wir sind ja erst relativ spät angekommen und die ersten Clubs machten schon die Schotten dicht. Hatten wohl nicht mehr mit ausdauernden Deutschen gerechnet. Wenigstens nicht wie in Australien, wo die Kneipen schon um 12 zu machen, die verstehen einfach nichts vom Feiern! Wie auch, wenn ein Bier 7 Dollar kostet, da muss man Millionär sein um in Stimmung zu kommen. Ich habe von einem australischen Millionär gehört, der sein ganzes Geld an einem Abend in Bars ausgegeben hat und nicht mal betrunken war, armes Land. Passender ist reiches Land, das meiste sind ja Steuern.

In Bali ganz anders, das sind Spottpreise. Wir haben dann auch ein schönes Lokal gefunden, dass nach einem Bier dann aber auch zu machte. Weil uns das Geld langsam ausging musste Nico noch Geld wechseln, aber alle seriösen Geldtauscher hatten zu, gegenüber war aber ein kleiner Laden, der noch offen hatte. Nico ging also rüber und kam nach 10 Minuten wieder, ich dachte schon, es wär irgendwas passiert, aber er meinte nur, er hätte sich mit den Leuten davor unterhalten. Er fragte mich wie der Wechselkurs sei und meinte, er habe ein Riesengeschäft gemacht und zu viel bekommen. Als wir dann aber in der nächsten Disco das Bier bezahlen wollten, bekam er einen 50.000 Schein wieder zurück. Er wolle sie wohl verarschen... bei genauerem Hinsehen und fühlen war klar: Das ist eine Blüte!

Ich wollte erst wieder hingehen und das klarstellen, aber es waren dann doch zu viele Leute da und irgendwie fiel auch das Wort Mafia in diesem Gespräch. Nico war das alles nicht so geheuer, er schenkte mir die Blüte und meinte:

„Wenn du damit schaffst irgendwas zu kaufen, darfst du es behalten!“ Meine Taktik von da an, Schein zerknüllen und in der Hosentasche immer wieder auf und zu falten. Aber auch nachdem ich das eine halbe Stunde lang gemacht hatte ließ sich immernoch leicht erkennen, dass das kein echtes Geld war. Ich hatte es leider nicht probiert, beim nächsten Bier drückte mir Nico einfach das Geld dafür in die Hand, also hatte ich keine Chance dazu. Erst wollte ich den Schein behalten, als Erinnerung für diese wahnsinnige Nacht, aber er ist mir leider abhanden gekommen. Beim Einlass in unsere letzte Disco pöbelte mich eine Frau davor an, sie meinte ich soll ein Bier bestellen, das auf der Theke stehen lassen oder für sie herunterbringen, weil sie nicht mehr rein darf. Sie hatte sich schon mit den Türstehern abgelegt und wollte mir gerade das Geld in die Hand drücken, aber mir war die Situation nicht so geheuer, auch weil sie sich an meinen Oberarm klammerte. Ich wollte einfach nur rein, der Abend war sowieso schon zu viel für mich. In der letzten Disco war immernoch viel los und wir drückten uns zur Tanzfläche. Irgendwie war ich aber nicht in Stimmung dazu, also ließ ich es bleiben.

Immer wieder lächelten mich indonesische Frauen an, wobei ich aber nicht sicher war, ob sie mir jetzt gleich das Geld aus der Tasche ziehen oder wirklich nur Spaß haben wollen. Ich beließ es dabei nett und vielleicht ein bisschen blöd zurückzugrinsen. Vor uns stand ein etwas ungleiches Pärchen, sie tanzten sich in den Wahn und fraßen sich dabei quasi auf.

„Wenn du das haben willst, dann fang jetzt an zu tanzen...“, sagte Nico dazu. Vor meinem geistigen Auge sah ich mich auf der Tanzfläche, während die Frauen um mich heruntanzten. So schön ein solcher Gedanke sein kann, aber er war mehr abschreckend als anregend. Ich fühlte mich ekelig, einer dieser weißen Touristen, die nur darauf aus sind hier ihren Spaß zu haben. Ich konnte richtig fühlen wie der Ekel in mir aufstieg, auf die darauffolgenden Blicke reagierte ich mit wegsehen, studierte mit ausgestrecktem Zeigefinger die Decke, wobei manche Frauen völlig verwirrt waren. Gut so, das wäre dann wirklich noch zu viel gewesen. Aus der Disco wieder raus setzen wir uns auf eine Treppe und nach nicht einmal 5 Minuten fanden sich bestimmt 15 Leute um uns. Die einen wollten ein Taxi anbieten, wieder ein paar Magic Mushrooms und eins verwunderte mich völlig. Wer den Film Crank kennt, weiß was Epinephrin ist, künstliches Adrenalin. Einmal eingeworfen sollte man die ganze Nacht tanzen. Ja, und danach tod auf der Straße liegen.

Wir blieben dort relativ lange, ich unterhielt mich dabei mit ein paar lokalen Leuten. Sie nickten immer freundlich wenn ich was fragte, konnten mir aber nie wirklich die Antwort geben. Max hatte seinen Spaß damit die Leute zu verarschen, sie immer wieder anzustarren bis sie gingen. Unheimlich viele Kinder waren da, verkauften Armbänder. Ich unterhielt ich mich mit einer Frau, die mir ihre ganzen Armbänder für 10.000 geben wollte, zeigte ihr meine Blüte, die sie aber nicht wollte. Sie zeigte sie noch anderen Leuten, ein Kind nam sie, rannte damit weg und zeigte es Stolz ihren Freunden, da hin ging mein Erinnerungsstück. Der Mann neben mir tastete mit seinem Bein meine Taschen ab, versuchte bestimmt ein Portmonee zu suchen. Nico hatten schon einen Freund gefunden, der ihn die ganze Zeit umarmte.

Es war schon 5 Uhr morgens und irgendwie bekam das Gespräch eine ungewollte Wendung, plötzlich ging es um Nutten. Das war sicherlich das letzte woran ich jetzt dachte, in Gedanken war ich schon wieder im Hotel. Wieso Nutten, ich hab doch den hier und den find ich auch schon ganz schuckelig sagte Nico, irgendwie bin ich hier im falschen Film?!

„Healthy bitches, healthy!“ wers glaubt?! Max war drauf und dran da hin zu fahren, verhandelte schon um Preise. Nur mal rumgucken, genau, und dann nur mal reingucken, nur mal reinstecken und dann nur mal mit Blumkohl am Pillermann wieder aufwachen, nein danke.

Ich stand auf, was die Leute wohl als Aufforderung deuteten, dass es jetzt los ging. Die Tür eines Taxis ging auf und ich befand mich in einer Menschentraube, die mich in das Taxi drängte. Mir wurde alles zu viel, weg hier, nur noch weg. Wir gingen ein Stück, wobei uns die Leute immernoch folgten, ein paar auf ihren Rollern. Ich war ganz klar der Meinung das nicht zu tun, Nico war sich nicht sicher und Max wollte unbedingt hin. Ich ging einfach weiter, die Leute immernoch im Nacken. Erst als wir in eine Kneipe gingen wurden wir sie los. Ich setze mich, betäubt wie ich war, auf einen Stuhl, Nico und Max an die Theke. Was ist hier nur los, was zur Hölle mache ich hier und verdammt, ich will hier weg.

Wir schlugen den Weg nach Hause ein, das erste mal seit langen wieder im Morgengrauen den Heimweg antreten. Nico beobachtete mich während in stillschweigend immer wieder den Kopf schüttelte, erst im Hotel kam ich wieder einigermaßen zu mir. Was war da gerade passiert und wo bin ich hier, in meinen Gedanken schlief ich irgendwann ein.

Die Stadt war am Tag nicht ganz so schlimm, hier und da mal ein paar Leute die was von einem wollten, aber nichts dramatisches. Ich lernte das lokale Essen schätzen und mir für wenig Geld den Bauch vollzuschlagen.

Nico gefiel es sogar so gut, dass er seinen eigenen Laden auf machte!



Die nächsten Tage waren sehr ruhig und mit der Eingewöhnung fand ich auch langsam Spaß daran. Wir kauften uns jeder einen Lonely Planet und waren in einer Mall um uns eine Fischmassage geben zu lassen. Man steckt die Füße und Hände in ein Becken mit kleinen Fischen, die dann die alte Haut abfressen. Alles ist danach unheimlich weich und fühlt sich neu an, das war wirklich schön.

Am nächsten Tag ging es los und wir setzten uns in einen billigen Bus um nach Denpasar zu kommen. Von dort ging unsere Reise dann los und wir starteten erst in die selbe Richtung. Am Anfang war ich froh Nico dabei zu haben, der mich immer wieder auffing, aber so langsam ging der alte Trott wieder los und wir beide merkten, dass es jetzt das beste ist unterschiedliche Wege einzuschlagen. Wir saßen in dem Bus, es fing an fürchterlich zu regnen und das Wasser kam an einigen Stellen schon herein. Ich war noch ein wenig aufgewühlt durch die letzten Tage, wir haben zwar bis auf Essen und surfen nicht viel gemacht, aber dieses neue Leben hier war mir alles andere als geheuer.

Nach einer flüchtigen Verabschiedung, die eigentlich dem ganzen nicht gerecht war. stieg ich aus und so stand ich da alleine in einem neuen Dorf, das ich nicht kannte: Tabanan. Ich fragte einen Polizisten nach dem Weg und wurde auch prompt weitergeleitet. Nach einer Weile fragte ich wieder, diesmal sollte ich wieder zurück gehen, auch die anderen, die ich fragte deuten in die entgegengesetze Richtung. Ein Mann der gut Englisch konnte versuchte mir zu helfen und mir ein Taxi zu beschaffen. Ein ziemlich zerknitterter Mann sollte mich zu meinem Hotel fahren. Für 30.000 Rupis, aber ich war für 7.000 hier angekommen. Ich fand das zu viel und entschied mich dazu zu laufen, diesmal aber einen anderen Weg, wo viele Hotels zu sein schienen.

Immer weiter und weiter die Straße hinauf, bis jemand anhielt und mich mitnahm, ich sagte 1000, er sagte ok. Dort angekommen wollte er dann plötzlich viel mehr haben, ich gab es ihm aber nicht und so zog er sauer ab. In meinem Zimmer musste ich mich erstmal setzen und fühlte mich das erste mal auf mich allein gestellt. Nie zuvor war ich alleine gereist, das wurde mir jetzt klar. Ein unsicheres Gefühl machte sich breit, aber ich unterdrückte es und wollte erstmal was essen. Nachdem ich ein wenig gelaufen und mir mein erstes Essen beschafft hatte ging ich wieder zurück. Keine Ahnung was das war, ich versteh ja keinen Ton. Es waren lediglich Eier mit Frühlingszwiebeln, einem Löffel von dem und noch ein wenig davon, gefaltet, gebraten und eingepackt. Ich war gespannt, und es war köstlich. Von da an nahm ich mir vor immer da zu bestellen, was ich nicht kenne. Bisher bin ich damit echt gut gefahren, das Essen ist wirklich außergewöhnlich! Immer wieder lande ich bei meinem Sate, gebratetene Spieße mit Hühnerfleich, dazu eine Erdnusssoße und Reis, the best ever!

Am Morgen checkte ich aus, ein wenig verägert darüber, dass ich 100.000 bezahlt hatte, aber was billigeres gab es nicht. Die Bedbugs waren mit inbegriffen und ich ärgerte mich die ganze Nacht.

Den Rucksack gepackt wollte ich weiter und blieb an einem Museum stecken, bei dem ich viel über die Balinesische Kultur, den Häuserbau und die Reisernte erfuhr. Die arbeiten wirklich noch wie vor 1000 Jahren, jedes Haus hat viele Häuser, sogar seinen eigenen Tempel und die Kultur ist immernoch erhalten geblieben und wird so gepflegt wie sonst fast nirgendwo. In Java, ein anderer Teil von Indonesien in dem Nico gerade ist, ist die Kultur für die Menschen nicht ansatzweise so wichtig wie auf Bali.

Ich tourte weiter in nahm wieder einen dieser kleinen Busse nach Balian Beach, das Surferparadies. Das erste Hotel war voll und ich musste ein wenig laufen um zu den nächten zu kommen. Ich hielt an einem Nobelschuppen und fragte nach dem Preis. 350.000, nee nee nee, aber die Rezeptionistig bot mir an für 100.000 bei sich zu wohnen, das schien mir schon abgebrachter. Ihr Mann wollte mich im strömenden Regen abholen, ich lief einen kleinen Weg wo ich ihn treffen sollte, jedoch war da niemand. Ich lief die Straße weiter bis zum nächsten Vorsprung und stellte mich unter. Was soll ich machen, sie hatte mir eine kleine Karte gemahlt, doch als ich darauf guckte war sie völlig vom Regen aufgeweicht und ich konnte nichts erkennen. Ich ging wieder zurück zum ersten kleinen Hotel und buchte mich ein. Was ich später merken sollte, das beste was ich machen konnte.

Auch er ließ nicht mit sich handeln und ich musste den vollen Preis bezahlen, aber es machte mir nichts aus. Ich laß mein Buch und ging spät schlafen, stand am nächsten Morgen auch spät auf. Das Frühstück war mit inbegriffen und nach einem leckeren Bananenpancake und einem unglaublich guten Kaffee kam ich mit dem Host lange ins Gespräch. Er fragte mich, ob ich ihn zum Hahnenkampf begleiten würde, ich schmiss meinen Pläne kurzerhand über Bord und sagte ja.

Ich fühlte mich wie ein Sohn, der das erste mal mitkommen darf. Er erklärte mir alles, ich unterhielt mich mit den Leuten und er gab mir alles aus. Einer musste ein wenig schmunzeln als er erfuhr, das ich aus Deutschland komme. „Hitler, Neonazi, haha!“ ich sagte ihm wenn ich ein Nazi wäre, könnte ich ja nicht reisen. Ich würde alles hassen und schön im deutschen Deutschland bleiben, aber er hat ja nur Spaß gemacht. Aber die Hakenkreuze würden mich schon daran erinnern. In der Tat sind wirklich überall Hakenkreuze, jedoch haben sie eine andere Bedeutung, sie stehen auch auf der Seite und nicht mit der Spitze nach unten. Sie sind ein Zeichen des Glaubens und der Gleichheit aller Menschen und die Kreuze der Nationalsozialisten bedeuten ja das genaue Gegenteil.

Ich verfolgte gespannt die Kämpfe, er erklärte mir wie das alles funktioniert. Man wettet mit einem umstehenden, der die selbe Summe auf den anderen setzt, dabei wird nie gelogen und danach gesagt, das meinte ich aber nicht. Es geht dabei immer ehrlich zu. Da ist wieder die Hinduglaube an das Karma, tu gutes und dir wird gutes wiederfahren und umgekehrt.

Es wird noch ein anderes Spiel gespielt, wo man auf Felder wettet, auf der ein kleiner Ball liegen bleibt. Beides musste ich natürlich mal ausprobieren, bei dem Hahnenkampf hab ich gewonnen, bei dem anderen Spiel verloren, hätte ich da gewonnen hätte ich auch das 10fache meines Einsatzes bekommen und es ist relativ unwahrscheinlich zu gewinnen.

Er zeigte mir dann noch einen der schönsten Plätze im Dorf und natürlich hatte ich meine Kamera nicht dabei, dafür habe ich aber ganz viele Bilder im Kopf.

Man fühlt sich hier überall gut aufgehoben, jeder ist freundlich und lächelt einen an. Die Einstellung, das mich jeder verarschen will rückte plötzlich in den Hintergrund.

Ich genoss noch einen Tag in dem schönen Ort, kurvte ein wenig mit dem Roller umher, den mir Made, der Besitzer, netterweise geliehen hatte und genoss die Speisen auf dem Nightmarket. Schwimmen zu gehen lies ich jedoch bleiben, es hatte eine Haiattacke gegeben, bei der ein Surfer in den Arm gebissen wurde, das schreckte mich ein wenig ab.

Es kam von dem vielen Regen kürzlich, dadurch werden viele Fische aus den Flüssen ins Meer geschwemmt und das lockt die Haie an.

Am nächsten Tag ging es weiter, ich kam aber erst spät los, weil ich noch ins Internet gehen wollte. Endlich wieder auf der Straße machte ich einen Zwischenstopp an einem Tempel. Dort musste ich einen Sarong tragen und machte schöne Fotos.

Kai in traditioneller Kleidung




Figur




Orchester, leider abgedeckt



Glockenturm mit Holzglocke




Aussicht vom Tempel



Mönche... wenn das welche sind, trinken auch gerne mal eine Cola, aber wenn dann mit dem richtigen Strohhalm!



Ich kam leider nicht bis an mein Ziel, da die Busse nicht mehr fuhren. So blieb ich in Negara stecken und musste von dort einen Roller bis in meine Zielstadt an der Westküste nehmen. Es war die Hölle. So oft wie auf diesem Roller hatte ich noch nie mit mir selbst abgeschlossen, alles ins reine gebracht und mich auf den Tod eingestellt. Als es dann ein wenig ruhiger zuging fiel mir auf, wie unbequehm ich eigentlich sitze. Halb auf dem Gepäckträger und meinen schweren Rucksack auf den Schultern. Ich versuchte alles um die Postion zu verändern, aber hatte zu viel Angst den Fahrer aus der Ruhe zu bringen und mein Hut klemmte zwischen uns, den ich auch nicht zerknittern wollte. Da wurde mir klar, dass alles was der Körper mit Blut versorgt auch einschlafen kann. Es startete in meinen Beinen und zog sich höher bis zu einem gewissen Punkt. Unter meinem Helm verzog ich das Gesicht vor Schmerz, die Leute die an uns vorbeifuhren sahen mich etwas konfus an. Bei jedem Schlagloch wollte ich schreien, biss auf die Zähne aber konnte den Schmerz nicht unterdrücken. Ich dachte... ja was dachte ich... gleich fällt er ab!

Endlich angekommen wollte fiel mir ein Hinkelstein vom Herzen, überstanden, überlebt und Glied nicht verloren. Es folgte die schlimmste Nacht, die ich bisher hatte. Das Zimmer voll mit Kackerlaken, Mücken, einer steinharten Matratze und einem 10 Kilo schweren Kissen. Mit Watte gefüllt, aber wenn es weniger wurde einfach immer wieder nachgestopft, bis es hart war wie ein Stein. Ich wälzte mich hin und her, keine Chance. Die Hauptstraße direkt vor der Tür und die Löcher in den Wänden machten es nicht besser. Ich nahm ein ganzkörper Mückenspraybad und schlief gegen 4 Uhr ein.

Mit einem dicken Kopf, schmerzendem Rücken und übersäht mir Stichen wachte ich auf, völlig apartisch packte ich zusammen, stand gerade bei der Tür als die Klinke ganz langsam und vorsichtig herunter gedrückt wurde. Wollte der Kerl mir erst ein beschissenes Zimmer anbieten und mich dann auch noch beklauen, jetzt geht’s aber los.

Ich ging raus, stellte mich an die Straße und nahm den Bus in die nächste Stadt, bloß weg aus dem Mistladen.

Jetzt wollte ich einen Tauchkurs machen um später mit Nico nochmal die Unterwasserwelt zu erkunden. Ich buchte bei einem Touristcenter. Am nächsten Morgen sollte es losgehen und es war weit und breit kein günstiges Hotel in der Nähe. Ich blieb also im Touristcenter und schlief dort. Gegen Abend las ich mein Tauchbuch, beobachtete noch ein wenig die Affen, die die Läden beklauten und versuchte mich dann notgedrungen auf den Boden zu legen. Ich dachte, ich habe schon einmal bei Lisa und Alex in Kassel auf den Fliesen geschlafen und fand es eigentlich garnicht so schlimm, dann kann das auch nicht so grausam sein. Einen bestimmten Faktor hatte ich nicht einberechnet, beim ersten mal war ich betrunken. Es noch schlimmer als vorher, selbst als ich Nachts auf die Bank wechselte bekam ich bis 4 Uhr kein Auge zu. Völlig fertig stand ich am nächsten Morgen auf, freute mich auf den Kurs, aber meine Gedanken waren eher bei einem Bett als bei einem Taucheranzug.

Der Lehrer war wie zu erwarten supernett und holte mich bei meinem „Hotel“ ab. Nach einer kleinen Einführung, die ich mir selber durch das lesen eines Buches am Vorabend gegeben hatte, ging es auch schon los. Der erste Tauchgang mit Einführung am Strand. Es war atemberaubend, wunderbar, einfach unbeschreiblich. Dieses Gefühl, diese Freiheit und diese einzigartige Unterwasserwelt war unbeschreiblich. Schon bei meinem ersten Tauchgang sah ich eine Seegurke, eine Scholle oder sowas in der Art, einen Tintenfisch und viele kleine Fische, die sich an den Korallen zu rumtrieben.

Mein Lehrer war beeindruckt wie sicher ich schon Unterwasser sei, er hätte nicht viel zu tun mir mir. Er machte ein paar Anrufe und quartierte mich bei einem netten Mann ein, wieder so einer wie Made. Diesen Namen gibt’s hier übrigens sehr oft, genau so wie Ketut und Gede. Es ist eine Vorsilbe und bedeutet Erst- und Zweitgeborener. Ich bin also Made Kai (man spricht es übrigens mit einem langen e, nicht wie die Made)

Jetzt hatte ich wieder ein supergemütliches Bett, nette Leute um mich und konnte mich völlig ausgeruht auf den Kurs freuen.

Der zweite Tag im Kurs wurde noch besser, wir fuhren mit einem Boot zu dem schönsten Tauchspot in Bali, der Insel Menjangan.


Leider nicht mein Boot



Tauchlehrer Yono




Mein Tauchspot, Temple Point




Das erste Mal runter auf 15 Meter und was seh ich da, einen Hai. Zwar nur einen kleinen Riffhai und in sicherer Entfernung, aber trotzdem einen Hai. Er war sicherlich 2 Meter lang und ich übertreibe wirklich nicht. Direkt danach einen riesen Barakuda, der direkt neben uns vorbeiglitt. Einfach unbeschreiblich. Beim zweiten Gang ein Meer von Korallen, viele bunte Fische und Krabben und... mein Gott, völlige Reizüberflutung, aber diesmal im positiven Sinne.

Man schwebt völlig schwerelos da lang, genießt jeden Moment und möchte, das es nie endet.

Das tat es aber leider, aber am Abend sollte ich noch eine Überrauschung haben. Mein Host Gustap nahm mich mit zur Vollmond Zermonie. Der Tempel war einfach nur unheimlich schön, so viele Menschen und keiner guckt einen komisch an. Alle sind freundlich und lächeln. Zur Opfergabe setzt man sich in den Schneidersitz und nachdem der Prieser etwas gesagt hat, nimmt man eine Blume in die Hand und hält sie hoch, das wiederholt man dann mit anderen Blumen und reinigt sie vorher immer wieder durch den Rauch der Räucherstäbchen. A m Schluss betet man nochmal so und bekommt dann Weihwasser um es drei mal zu trinken und sich damit wiederum drei mal zu waschen, von außen und von innen rein. Dann bekommt man anstatt einer Oblate Reis, von dem man ein wenig isst und sich den rest zwischen die Stirn klebt.

Es war unheimlich schön, ich dachte dabei an meine Familie und alle meine Freunde, hoffentlich ist ein wenig bei euch angekommen. Ich sollte auch gleich beitreten, was ich aber dann doch ein wenig zu viel fand. Schön finde ich aber doch, dass der Hinduismus alles Glaubensrichtungen und alles gegenüber offen ist. Alle Menschen sind gleich und es gibt keinen spezifischen Gott. Alles ist Gott, jeder Mensch ist ein Teil davon, das Atmen, das pumpen des Herzens, alles ist Gott. Reis ist ein Geschenk Gottes, deswegen wird es auch besonders verehrt, es gibt sogar einen Gott für das Auto, man ist dieser Glaube vielseitig.

Für Gustap ist es ein Ort der Ruhe, des Neuanfangs und der Reinigung. Immer wenn er eine Pause braucht fährt er zum Tempel. Der ist übrigens riesig und anstatt einer Orgel gibt es ein ganzes Orchester, das den ganzen Abend spielt. Traditionelle Instrumente und anstatt eines Notenblatts kennt jeder die Stücke, die neuen werden von den alten Spielern angelernt oder bekommen Handzeichen vom Dirigenten was sie spielen sollen. Wirklich ein schönes Erlebnis und ein sehenswerter Ort, meine Kamera hab ich Zuhause gelassen, weil ich die Zermonie nicht stören wollte, aber es wäre auch kein Problem gewesen sagte Gustap... verdammt!

Zu meinen letzten beiden Tauchgängen wurde ich am nächsten Morgen abgeholt und wir fuhren wieder zu der Insel. Diesmal an einem neuen Ort, den Coral Gardens und es war wieder, langsam gehen mir die Adjektive aus, verdammt schön.

Man weiß nicht wo man zuerst hingucken soll und fixiert man sich auf einen Ort hat man das Gefühl etwas an einem anderen zu verpassen. Am liebsten möchte man einen 360° Blick haben um auch nichts zu versäumen, aber ich glaube, dass ich schon viel gesehen haben. Anemonen so groß wie mein ganzer Körper, Fische von einer artenvielfalt einer ganzen Fischenzeklopädie, Korallen in so vielen Farben und formen. Eine Unterwasserlandschaft, wie man sie sonst nur beim Zahnarzt im Wartezimmer zu sehen bekommt.

Eine Muschel so groß wie mein Kopf, ich konnte mich einfach nicht sattsehen und es wird etwas bleiben, was ich auf jeden Fall weitermachen werde. Wir kennen die Oberfläche des Mondes besser, als die Grundflächen der Ozeane, ein Grund da noch ein wenig weiter zu forschen.

Auf die Idee das zu machen hat mich nicht Nico, der eigentlich schon einen Schein hat und mich dazu motivieren sollte, gebracht, es war mein Onkel der mir eine E-Mail geschrieben hat.

Danke Dirk, das war es wirklich wert!

Ich musste dann noch einen Theoretischen Test bestehen, weniger bestehen sondern mehr die Fragen beantworten und die Sachen, die ich nicht verstanden habe oder falsch gelöst hatte wurden mir erklärt. Einen Test bei dem man so gut wie nicht durfallen kann, das ist wirklich was für mich!

Eine neue Welt, die sich mir eröffnet hat, aber die beste Entscheidung die ich letztens getroffen habe war wohl die, alleine weiterzureisen. Das ist so viel interessanter, man muss mit den Leuten reden und sich schlau machen, selber entscheiden und organisieren. Schon diese kurze Zeit hat mich meinem Urteilsvermögen nach weiter gebracht als die ganze Zeit in Australien und hier hab ich endlich das gefunden, was ich in Australien so vergeblich gesucht habe. Kultur, tolle Menschen und wunderschöne Orte. Jedes Teilstück meiner Reise hat mich immer wieder an tolle Orte gebracht, wo ich sicher mit Nico nicht hingekommen wäre, weil man da einfach mehr selber organisiert, als zu fragen. Man kann einfach selber entscheiden und wir waren uns in so vielerlei Beziehungen so uneinig, dass mich das viel viel weiter gebracht hat und das beste war, was bisher passiert ist. Klar war ich glücklich darüber, am Anfang jemanden zu haben, worauf ich mich verlassen konnte, aber mehr wäre wirklich zu viel gewesen.

Heute ziehe ich weiter von Pemuteran nach Lovina, einen sehr touristischen Ort, an dem ich mich denke ich nicht so lange Aufhalten werden, aber es kann auch ganz anders kommen und das ist das schönste daran.

Bis bald, euer Traveller, der sich jetzt auch wirklich so fühlt!

Eins noch, gestern haben 2 Deutsche hinter mit am Tisch gesessen, die lautstark gesagt haben, dass Adelheid eine alte Schlampe ist. Ich habe mich umgedreht und gesagt, dass ich dem wirklich nicht zustimmen kann!