Mittwoch, 11. Mai 2011

The final Countdown

Nach meinem kleinen Ausflug nach Bali bin ich über Kuala Lumpur zurückgeflogen. Wenn man mal auf die Karte schaut erscheint das ziemlich blöd, so fliege ich doch zuerst einmal in die völlig falsche Richtung. Dazu konnt auch noch, dass ich der einzige auf diesem Flug war, nicht das ihr denkt alleine im Flugzeug, aber der einzige von Bali nach Goldcoast. Im Transferraum stand ich dann nämlich ganz alleine da, war mir aber sicher, dass ich richtig gegangen war.
Immer mit dem Gedanken bei meinem Rucksack, der irgendwo im System hoffentlich ins richtige Flugzeug geladen wird, auf seinen kleinen Zettelchen stand auf jeden Fall Goldcoast, da wird ihn doch hoffentlich jemand auch dahin schicken.
Zum Glück bin ich meine Krankheit jetzt los, zu dem Zeitpunkt war ich noch in dem Stadium, dass ich mir den Bauch hielt und auf die Polizei hoffte, die endlich die Tür in den Warteraum öffnet. Ich versteh sowieso nicht warum die mein Gepäck da nochmal checken, was wollen sie finden? Ein Triebwerk, dass ich in meiner Seitentasche hab mitgehen lassen oder Sprengstoff, der auf dem Weg vom Flugzeug bis zum Gate in meine Tasche geflogen ist... stimmt, ist ja offensichtlich.
Allgemein hat sich irgendwie viel geändert. Ich bin früher mit meiner Familie oft geflogen und, soweit ich mich erinnern kann, wurde immer wenn das Flugzeug gelandet ist geklatscht. Keine Ahnung ob der Grund dafür die vielen Unglücke waren, man froh war, dass man überlebt hat oder es war als eine eine nette Geste gegenüber der Crew und dem Captain gedacht, aber ich fand es immer schön. Schon bei meinem Hinflug nach Singapur hab ich heftigst applaudiert, dann aber etwas peinlich berührt wieder aufgehört als ich gemerkt habe, dass keiner mitmacht. Irgendwann probiere ich mal den Laolawelleneffekt aus, wenn nur genug anfangen machen alle mit, ich will das klatschen wieder, das wäre eine kleine Revolution, die ich persönlich gestartet habe.
Mir ist mal wieder etwas komisches passiert im Flugzeug. Ich bin eingeschlafen und habe geträumt, dass ich von Arnold Schwarzenegger angegriffen werde und musste mich verteidigen. Irgendwie hatte das Auswirkungen auf mein Verhalten in der Realität und ich fand mich plötzlich hellwach auf meinen Vordersitz einprügelnd wieder.
In Goldcoast angekommen und musste mich mal wieder durch die ganzen bescheuerten Kontrollen kämpfen. Naja, normal für dieses Land, vielleicht ist es ja in Deutschland genauso, da bin ich ja noch nich angekommen. Auf den Ankunftsschein wird wenn man in einer Reihe ansteht drei mal drauf geschaut nur um einem immer wieder das selbe zu sagen. Zur Abschreckung läuft nebenan mal ein Drogenhund, Holz darf man ja auch nicht einführen und was nicht alles.
Von meinem schönen neuen Anhänger haben sie nichts bemerkt, den ich illegal und gut versteckt an meinem dicken Hals ins Land geschmuggelt habe. Ein übeler Kokosnussholzschmuggler.
Dann mal wieder im Land der unheimlich begrenzten Möglichkeiten. Nicht wie in Indonesien einfach ins nächste Hotel, scheiß drauf wie viel es kostet, es ist ehh billiger als alles andere hier, sondern erstmal wieder Preise vergleichen und an jeder Ecke sparen. Wie ich es doch vermisst habe. Mit dem 19 Dollar günstigen Bus dann in die Stadt und ins Hostel, das mich gut neben einem Maccas gelegen schlappe 26 Dollar pro Nacht gekostet hat.
Da ich nicht damit gerechnet habe am gleichen Abend noch solch einGlück zu haben buchte ich gleich 2 Nächte. Der Tag ziemlich ruhig, irgendwie war ich noch ziemlich fertig von meinem Trip und haute mich erstmal hin. Abends um 5 wachte ich wieder auf, gequält von Hunger und kein Markt in der Nähe. Die Priorität war aber erstmal Zuhause anzurufen und irgendwie Geld zu bekommen, also setzte ich mich nach draußen und kam nach zwei gescheiterten Versuchen mit zwei Australiern ins Gespräch, die meine Situation interessierte. Ich schilderte alles und wurde prompt zum ersten Whisky-Cola eingeladen. Nach einem zweiten wurden die Diskussionen schon tiefgründiger, wir entschieden in einen Club oder Pub zu gehen. Nach verzweifelter Suche, bestehend aus einmal Straße hoch und Straße runter, hatten die zwei Rocker aus Melbourne keinen Bock mehr und kauften eine Flasche Whisky im Bottleshop.
Wieder im Hostel und schon gut angeheitert fingen wir an über Kriege, den 11. September, Frauen, die wirtschaftliche Situation und viele weitere Themen zu reden. Nebenan im Fernsehraum drängelten sich die Leute nur so vor dem Fernseher um auch bloß nichts vom Royal Wedding zu verpassen, wirklich keine Ahnung warum... Mehr Leute setzten sich zu uns und aus einer kleinen Dreierkonstellation war plötzlich eine große Runde geworden. Ein Neuseeländer, der Australier, ein Franzose, zwei Engländer und ich saßen am Tisch und redeten über die Welt.
Der neue Australier erörterte mir seine Route und nach ein paar Bier war ich dann in sein Auto eingeplant.
Von „Ich habe kein Geld, keine Ahnung und will nach Süden“ war ein ausgefuchser Plan geworden, der aber bald wieder in Trümmern vor mir lag, später mehr dazu.
Ich hatte mit Nils derweil kontakt aufgenommen, ebenso meine Mutter erreicht und das geklärt und alles fing in seine Bahnen zu gehen.
Am nächsten Morgen konnte ich nicht mehr schlafen, um 7 stand ich auf und machte mich frisch wie noch nie auf den Weg zum Frühstück. Ich wollte noch meine Mails checken und so ging ich zu McDoof. Das Frühstück war echt widerlich, aber ich hatte ja Hunger. Nach einer Dusche packte ich meine Sachen und war pünktlich bereit, Steve stand etwas zertrümmert vor mir und schaufelte ein wenig planlos sein „gesundes Frühstück“ in sich rein. Austern, Thunfisch und brauner Reis, roch wirklich verführerisch.
Wir fuhren gegen 10 Uhr los, wollten aber eigentlich schon viel früher angefahren sein, aber das störte mich nicht. Ich wollte ehh nur ankommen, wann und wie war mir egal. Unser Ziel war übrigens Nimbin, ein kleines Dorf mit gerade einmal 500 Einwohnern, aber überall in Australien bekannt als Little Amsterdam. Das einzige Dorf auf dem gesammten Kontinent in dem noch der alternative Lebensstil aus dem 60ern gepflegt wird. Normalerweise ein ruhiger Ort, an dem die meisten Leute den Rastafarianlook tragen und ruhig durch die Straßen schweben, an diesem Wochenende jedoch war Ausnahmezustand. Leute von überall aus dem Land und der ganzen Welt sammelten sich in dem kleinen Dorf um das Mardi Gras Festival zu feiern. Ich wollte mich dort mit Nils und seinen Reisekumpanen treffen, aber da ich in dem Nest kein Netz hatte konnten wir uns nicht auseinandersetzen und waren so darauf angewiesen uns irgendwie über den Weg zu laufen.
Erstmal haben Steve und ich seine Bekannten begrüßt, die einen kleinen Klamottenladen auf der Hauptstraße haben. Nette Leute, alle ein wenig wirr, aber superfreundlich. Sie stellten uns sogar ihre Toilette und die Dusche für das Wochenende zur Verfügung.
Steve wurde mir nach einer Weile immer suspekter, so war er doch erst ein netter Kerl, der sich für die Natur interessiert, jeden Menschen unheimlich offen anspricht und sehr freundlich ist, dann aber plötzlich den Kurs wechselte und über Drogen und was nicht alles sprach.
Wir gingen ein bisschen durch die Straßen, tranken einen Kaffee, den er mir weil ich kein Geld hatte ausgab und genossen in der Townhall politische Diskussionen und die schöne Aussicht über die weite Landschaft. Wieder auf der Straße wollten wir uns eigentlich nur ein wenig umschauen und dann stand er auf einmal vor mir: Nils!
Wir begrüßten uns freundlich, ich freute mich auch unheimlich darüber die anderen vom Arbeiten zu sehen und wir zogen zusammen los um die Anderen aufzugabeln, die etwas weiter hinten bei den Essensbuden auf uns warteten. Steve wünschte mir noch einen schönen Abend, sagte mir, dass ich ihn ab und an mal im Shop besuchen soll und vielleicht ein wenig aufpassen, weil er darüber nachdenkt heute ein wenig Acid (LSD) zu nehmen.
Die neue Konstellation aus Nils, Phillip, Civan, Ashley die ich alle noch vom arbeiten kannte und Betty, die neu dazu gekommen war und mir startete den Abend ein wenig ruhiger mit einem kleinen Rundgang. Ich kannte Betty nicht und schätze sie zuerst auf 20, leider um mikrige 10 Jahre daneben getippt, manchmal kann man sich echt irren.
Das Festival wurde von hunderten Polizisten überwacht, teils uniformiert und teils in Zivil, um sicherzustellen, dass keine Drogen konsumiert oder gehandelt werden. Am Nachmittag gab es schon eine Razia auf dem Parkplatz, die einigen zum Verhängnis wurde. Drogenhunde wo das Auge nur hinsieht, doch in den Seitenstraßen sah man immer wieder die Leute, die das alles nicht interessierte. Später am Abend gingen wir wieder zum Shop um Steve zu treffen, als ich ihn sah wusste ich sofort was los war. Er war hin und hergerissen von allem was da ablief, keine Ahnung was er durch seine Augen sah. Mit einem breiten Grinsen wollte er uns unbedingt ein Bier ausgeben, dass er in seinem Auto gelagert hatte, aber zuerst wollte er noch dringend mit seiner neuen Flamme telefonieren.
Ich ging mit, um sicherzustellen, dass er auf dem Weg nicht umkippt oder gleich nicht mehr weiß, was er machen wollte.
Am Telefon schmolz er dahin, ich war dabei mindestens 10 Dollar in das Telefon zu werfen und ich sah in ihm wieder den Teenager, der sich gerade verliebt und einfach nicht auflegen kann. Nach einer Weile und weil mir das Kleingeld ausging gingen wir zurück zu den Anderen. Wir wollten zum Auto gehen, Steve blieb jedoch komischerweise 200 Meter vom Auto entfernt stehen und starrte auf die Gasse zwischen den Autos, drehte sich zu mir um und sagte, dass er da nicht langgehen könne. Ich versuchte auf ihn einzureden aber es half nichts, immer wenn er einen Schritt wagte sah er wieder auf und wich zurück. Ich konnte ihn irgendwann davon überzeugen mir den Schlüssel zu geben und er verschwand mit dem Handy am Ohr wieder auf der Straße.
Wir tranken noch ein paar Bier und gingen auch bald schlafen.
Da ich ja keinen Platz zum schlafen hatte übernachtete ich in Steves Auto, mehr oder weniger gemütlich, aber besser als auf der Straße zu schlafen.
Am nächsten Morgen ging ich unausgeschlafen zum Shop um Steve zu suchen, der sich die Nacht über hatte nicht blicken lassen und er lief mir auch prompt über den Weg. Er habe nicht geschlafen, die ganze Nacht auf der Straße verbracht und irgendwie erschien mir sein Äußeres ein wenig anders. Ich fragte ihn nach der letzten Nacht und er meinte, er habe die Erleuchtung gehabt.
Zuerst mal konnte er nicht mit uns zum Auto kommen, weil er eine Straße aus Feuer gesehen hat, an der links und rechts Dämonen nur darauf warten ihn und uns zu töten. Dann hat er sich auf eine Reise begeben und mit jedem auf der Straße gesprochen, irgendwann wurde ihm klar, dass er zu viele Lasten mit sich herumträgt und er hat seine Schuhe, sein ganzes Geld, seine Zigaretten, Handy und Sarong einfach auf den Boden gelegt und ist weg gegangen. Er meint er habe es nicht verloren, er wollte es weggeben aus einem unerfindlichen Grund.
Also wenn ihr mich fragt hatte er einfach nur einen tierischen Horrortrip! Wie kann man seine ganzen Sachen einfach so gewollt weggeben, ab da war mir klar: Der Kerl ist vollkommen wahnsinnig.
Ich zog es auch nach dem Festival vor, nicht mehr mit ihm weiterzuziehen aus Angst er könnte mich eine Brücke runterstoßen: Das war meine Erleuchtung, ich brauch ihn nicht mehr!
Wenn ich seinen Autoschlüssel nicht gehabt hätte, wäre dieser sicherlich auch auf der Straße gelandet und damit meine ganzen Sachen in seinem Auto weg gewesen.
Am Sonntag des Festivals war noch eine riesengroße Parade, die die Hauptaussage hatte, Marihuana für medizinische Zwecke zu legalisieren. Ich meine, die feiern dieses Fest schon seit 19 Jahren, aber geklappt hat es immernoch nicht ;)
Aber irgendwie scheint für Nimbin eine Ausnahmeregelung zu bestehen, die es erlaubt, dort zu konsumieren wo man will. Es ist auch wirklich offensichtlich wenn man sich die Leute mal so anschaut.
Allgemein sind sie wie normal auch in Australien unheimlich freundlich, aber hier ein ganze neues Phänomen, dass ich vorher noch nicht erlebt hatte: Auch die Aborigines mischten sich unter das bunte Volk und waren nicht die pöbelnden Trunkenbolde auf der Straße. Ich unterhielt mich sogar sehr lange mit einem, was mein Bild davon doch gehörig erschütterte, so hatte ich vorher nur schlechte Erfahrungen damit gemacht.
Zum ersten Mal in Australien, was für Steve eine Schande war, aß ich einen Pie. Eine kleine Art von Kuchen, nur dieser ist mit Fleisch oder ähnlichem gefüllt und mit einem deutschen Kuchen nicht zu vergleichen. Wirklich ein Geschmackserlebnis, Steve musste natürlich gleich allen im Shop davon erzählen, dass ich schon so lange hier hin und noch nie einen gegessen habe, war dann doch etwas peinlich. Ich sollte zurückkommen und sagen wie es mir geschmeckt hat, aber sie meinten ich würde ehh zurückkommen, weil ich noch einen haben wollte und so war es letztendlich auch.
Auch Gingerbeer musste ich probieren, so zeigte mir ein Australier endlich mal ein wenig Aussiekultur. So richtig Festivalstimmung kam auf, als wir zum Frühstück erstmal ein Bier tranken, schmeckt gut der Frühschoppen!
Es gab noch ein paar lustige Events, die wir uns unbedingt anschauen mussten. Zum Beispiel der Jointrollcontest. Ein paar Locals und eigentlich jeder der wollte ging auf die Bühne um daran teilzunehmen, was war das für ein Spektakel.
Was ich von dem Festival mitnahm war wirklich ein Haufen gute Musik, ich muss mich Zuhause unbedingt informieren welche Bands dort gespielt haben, die waren alle wirklich unheimlich gut.
Ich hatte so meinen Spaß, während sich in der Gruppe von Nils hatte ein paar Probleme anbahnten, so hatten sie ständig Streit was letztlich dazu führte, dass die Leute dann getrennt voneinander den Abend verbrachten. Ich zog mit Phillip und Civan umher, die nicht aufhören konnte sich über die Mädels zu beschweren und das selbe Geschichte war es, wenn ich mich mit den Mädchen unterhalten habe.
Jeder ist Scheiße, die sollen alle abhauen... ich stellte mich auf keine Seite und sagte nur immer wieder: „Ihr habt Probleme!“
Die Jungs gingen irgendwann pennen, Nils, die Mädels und ich hatten noch keine Lust zu schlafen und gingen in die Townhall, in der wirklich mächtig was los war. Eine Band heizte die Meute an und haute einen nach dem anderen raus. Songs die vielleicht keiner kannte, aber niemand hielt es auf den Stühlen und alle ließen auf der Tanzfläche ihre Gefühlen freien Lauf. Die Stimmung war wirklich einzigartig.
Meine Nacht hatte ich mir jedoch ein wenig anders vorgestellt. Im Auto konnte ich nicht schlafen, da Steve sich dort breit gemacht hatte und für mich kein Platz mehr war. Also boten mir meine lieben Freunde an mit im Van zu schlafen, da aber keiner vor hatte zu Zelten war das ein wenig ungemütlich. 6 Leute in einem Auto, die Vordersitze voller Rucksäcke.
Eng aneindergereiht lagen wir da und konnten uns keinen Millimeter bewegen, wie die Sardinen in der Büchse. Irgendwie probierte ich zu schlafen, Nils gab dann aber irgendwann auf und ging. Keiner sagte was, bis Ashley anfing auf mich einzureden. Nach einer lanngen Diskussion verbrachte ich dann die halbe Nacht damit Nils zu suchen und ihn davon zu überzeugen im Van zu schlafen. Der ließ aber nicht mit sich reden, und ich musste wieder und wieder durch die Stadt laufen. Irgendwann einigten wir uns darauf im Zelt zu schlafen und bauten dieses neben einem anderen in einer Nebenstraße auf.
Morgens holte ich meine Sachen bei Steve, der noch einen Tag bleiben wollte, weil es ihm hier so gut gefiel und weil seine Batterie auch den Geist aufgegeben hatte, da er das Radio die ganze Nacht hat laufen lassen.
Wir brachten auf nach Byron Bay und verbrachten einen Tag am Strand und die Nacht auf einer Raststätte im Zelt.
Den nächsten Tag guckten wir uns den Byron Bay Leuchtturm am und waren am östlichsten Ende des Australischen Festlandes. Ein paar Delfine sprangen auch aus dem Wasser allgemein ein schöner Tag, wäre da nicht die ganze Zeit diese komische Stimmung gewesen. Man spürte schon die Lava in den Leuten kochen wenn sie einander nur ansahen, das würde nicht mehr lange gut gehen.
Abends lieferten sie mich im Hostel ab und wir versprachen baldiges Wiedersehen, nach Hannover, Bremen und vielleicht auch noch nach Frankreich werde ich sicher kommen, aber nach Guatemala, das wird schon schwieriger.
In meinem neuen Hostel habe ich erstmal versucht zu schlafen, aber das ist wieder eines dieses Partyhostels, in dem jeden Abend gefeiert wird.
Am zweiten Abend habe ich mich anstecken lassen und bin erstmal versackt. Gleich neue Leute kennengelernt mit denen ich jetzt ständig surfen gehe, was ich überhaupt nicht drauf habe und Abends gehen wir meist auf die Piste. Am ersten Partyabend war ich leider vom Vorglühen mit Billigwein schon so zertrümmert, dass ich es nicht mehr in die Disco geschafft habe.
Gestern jedoch war es wirklich genial. Nachdem wir hier um 11 rausgeschmissen wurden wussten wir nicht so richtig wohin, also standen wir erstmal am Eingang. Wir fingen wie aus dem nichts an alle gleichzeitig zu beatboxen, dann stieg ein Kerl aus einem Taxi stellte sich dazu und fing an zu rappen, wir kugelten uns auf dem Boden!
Auf dem Weg in die Stadt fanden es Cameron der Australier und ich irgendwie lustig, alte Streetfightergeräusche nachzumachen, wir haben uns nicht mehr eingekriegt.
In der Stadt fanden wir einen kleinen Trommelkreis, in den wir uns gleich dazugesellten und wie in Trance anfingen zu tanzen.
Nach ein paar Misglückten Versuchen die alten Skateboardkünste wieder aufleben zu lassen schlossen wir uns zwei Mädels an und gingen mit ihnen in eine Disco.
Dort feierten wir bis zum bitteren Ende, was hier in Australien 3 Uhr heißt. Wir waren natürlich die letzten und mussten unser Bier noch von den Türstehern angetrieben auf einen Schluck runterwürgen, es war so eiskalt. Der Weg zurück ins Hostel führte an einer Dönerbude vorbei, die konnten wir natürlich nicht umgehen, da war es dann auch egal wie viel das blöde Ding kostet! Im Bett konnten wir irgendwie die ganze Zeit nicht aufhören zu lachen, bestimmt eine halbe Stunde lagen wir da und konnten uns nicht mehr einkriegen. Wir musste uns immer wieder entschuldigen, aber konnten es trotzdem nicht lassen!
Wir haben dann mal einen Tag pausiert mit Party, konnten auch echt nicht mehr. Ich hab den Tag größtenteils mit lesen verbracht, ich hab echt was verpasst die letzten Jahre. So viele Bücher, die ich aufholen muss. Vielleicht hat es daran gelegen, dass ich nie die richtigen Bücher hatte, aber Bartimaeus und andere Phantasie Sachen haben mich einfach total mitgerissen.
Auch habe ich jetzt eine ganze Karre voller Hörbücher, auch so eine Sucht die man nicht so einfach los wird. Zurücklehnen, entspannen und sich von jemand ein gutes Buch vorlesene lassen, wunderbar.
Nach einer letzten Extase in Byron Bay, die für mich etwas früher geendet hat, da ich irgendwie heute nicht so richtig in Feierstimmung war und nicht schon wieder 10 Dollar Eintritt bezahlen wollte, traten wir dann am nächsten Tag unsere Reise in den Süden an. Hauke und ich stiegen Abends in den Bus um nach einer ziemlich unkomfortabelen Nacht in Sydney wieder auszusteigen. Mal wieder wurde mir klar, dass es wirklich eine unheimliche Anstrengung ist in einem Bus auf Toilette zu gehen. Mit den Beinen weit gespreitzt an der einen und dem Kopf an die andere Wand versuchte ich mit dem Licht meines Ipods irgendwie mein Geschäft zu erledigen. Ich wollte mich auf keinen Fall hinsetzen, ich hatte das schon einmal probiert und bin nach einem derben Manöver des Henkers hinterm Steuer auf dem Boden gelandet. Lieber eine verankerte Position im Stehen!
In Sydney war es schön warm, was uns ziemlich verwunderte. Es sollte eigentlich kalt im Süden werden, was man auch an den Leuten mit ihren dicken Jacken sehen konnte.
Aber so schlimm war es dann doch nicht. Nach einem wunderbar Deutschen Frühstück aus Schnitzel mit Pommes entschied ich mich dazu gleich an diesem Tag weiterzuziehen und nicht wie geplant noch einen Tag in Sydney zu bleiben. Wir fuhren mit der Bahn noch zur Bondi Junction, weil Hauke den Strand noch nicht gesehen hatte und ich in dem Einkaufscenter dort neue Kopfhörer kaufen musste.
Nach einem Kaffee trennten sich unsere Wege und ich musste wieder zum Hauptbahnhof und meine Sachen aufzulesen und mein Gepäck einzuchecken.
Wieder eine Nacht im Bus, ich freute mich schon riesig drauf. Dieses Mal war es ein Bus voller alter Leute, die mich irgendwie wie einen ungebetenen Gast anstarrten. Fahr doch mir Greyhound, das ist das Unternehmen der jungen Leute, aber dieses Fährt leider nicht in meine schöne Stadt.
Ich habe mich nämlich dazu entschlossen meine letzte Woche dort zu verbringen, wo ich meinen ersten Monat hier in Australien verbracht habe:
In Stratford bei Beth und Tilly.
Ich kam mitten in der Nacht an, trottete durch den Regen in Richtung bekannter Straße und wollte nur noch ins Bett. Von 3:20 am Nachmittag bis 4:20 Nachts saß ich im Bus und als ich austieg schlug mir die Kälte ins Gesicht. Man kann das hier kalt werden!
Es sind sicherlich 0 Grad und als ich heute Morgen ausgestanden bin, nicht wie gewohnt um 7, Beth hat mich glücklicherweise schlafen lassen, war es um 11 immernoch nicht besser!
Es ist so derbe kalt und ich friere mir hier so den Arsch ab, im Haus gibt es auch keine Heizung und ich trage 2 Shirts und eine Jacke! Hab mich schon mit den anderen Wwooferin Rita aus Hong Kong angefreundet, die schon seit 2 Jahren in Australien rumtourt. Das ihr nicht langweilig wird, ich will jetzt schon wieder dringenst nach Hause.
Bald ist es ja so weit und ich kann meine Pläne, die sich bis ins unendliche ausdehnen, endlich in die Tat umsetzen. So viel zu tun, ich freu mich auf euch alle, denn ihr seid der Plan ;)
Ich hab ganz ehrlich gerade auch keine Lust mehr zum reisen, so doof es sich anhört, aber ich habe genug gesehen, genug Leute kennengelernt und einfach Lust auf Zuhause!

Vielleicht noch ein paar Fotos zum Abschluss:


Kai mit Cornrowes



Der östlichste Punkt des Australischen Festlandes



Schöne Sicht vom Leuchtturm